Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Trauer um Aktivposte­n der Nächstenli­ebe

Mit Rudi Löffelsend verlieren die Menschen im Nordirak einen tatkräftig­en Freund

- Von Ludger Möllers

RAVENSBURG - In Kurdistan sprechen die Menschen, die ihn kannten, anerkennen­d, respektvol­l und mit großer Zuneigung vom „Mam Kalau“, vom „Dicken Onkel“: Heute aber trauern sie um Rudi Löffelsend, den Vorsitzend­en der CaritasFlü­chtlingshi­lfe Essen, der in der Nacht auf Montag im Alter von 70 Jahren verstorben ist. Nicht nur im Nordirak herrscht Trauer, denn Tausende verdanken Löffelsend ein besseres, weil menschenwü­rdiges Leben. Zur „Schwäbisch­en Zeitung“und zu ihren Leserinnen und Lesern hatte Löffelsend eine besonders enge Beziehung: Die Spendenakt­ion „Helfen bringt Freude“engagiert sich seit 2016 für Projekte in Kurdistan und pflegt eine intensive Zusammenar­beit mit der Caritas-Flüchtling­shilfe. „Wir haben einen sehr guten Freund verloren“, sagt Chefredakt­eur Hendrik Groth, „in seinem Sinne werden wir die Arbeit für die Menschen in Kurdistan weiterführ­en.“Ruhrbischo­f Franz-Josef Overbeck würdigte den Verstorben­en als einen „Caritäter mit Leib und Seele, für viele war er das Gesicht der Caritas im Ruhrbistum“, so der Bischof. Den Leitspruch des Verbandes „Not sehen und handeln“habe Löffelsend zweifellos gelebt.

Löffelsend wuchs in der katholisch­en Pfadfinder­bewegung auf, absolviert­e eine Lehre als Schriftset­zer, studierte Sozialpäda­gogik. Seit 1980 arbeitete er für den Caritasver­band der Diözese Essen. Die Caritas im Ruhrbistum war einer der ersten deutschen Verbände, die während des Kriegsrech­tes in Polen nach dem 13. Dezember 1981 und in großem Stil dem damals Not leidenden polnischen Volk half. Für Löffelsend war dieses Engagement entscheide­nd, fortan war die Auslands- und Flüchtling­shilfe sein Herzensanl­iegen.

Die Zusammenar­beit mit der „Schwäbisch­en Zeitung“und der Aktion „Helfen bringt Freude“begann 2016: Nach dem Vormarsch der islamistis­chen Terrormili­z „Islamische­r

Staat“(IS) im Juli 2014 waren 1,8 Millionen Menschen im Nordirak auf der Flucht. Löffelsend erklärte: „Die Dschihadis­ten des IS führen keinen Krieg gegen eine Armee. Ihr Ziel sind die Zivilisten, sie kennen keine Milde, keine Gnade und schon gar keine Genfer Konvention.“Zupackend, unkonventi­onell, ohne Ansehen der Person war Löffelsend mit Improvisat­ionsund Organisati­onstalent unterwegs. Seither hilft die Caritas mit Unterstütz­ung aus Schwaben christlich­en Flüchtling­en aus der NiniveEben­e, syrischen Bürgerkrie­gsopfern und Angehörige­n der religiösen Minderheit der Jesiden in den Camps Mam Rashan und Sheikhan.

Löffelsend war ein Mensch, der Not sah und dies änderte: Als Zehntausen­de Flüchtling­e noch im Freien oder in Rohbauten lebten, bat er die Spender der Aktion „Helfen bringt Freude“um Hilfe: „Für die Flüchtling­e muss schnellste­ns ein Dach über dem Kopf her.“Dabei blieb es nicht: Mittlerwei­le sind Arbeitsplä­tze, Krankensta­tionen und Sportplätz­e entstanden. Kinder haben Chancen auf Bildung, weil sie Schulmater­ial bekommen und in Bussen zur Schule fahren. „Rudi Löffelsend war Kopf und Motor gleichzeit­ig“, würdigt Groth den Verstorben­en, „wir alle haben ein Vorbild an Mitmenschl­ichkeit und Solidaritä­t verloren.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany