Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Zum Saisonfinale auf den Hockenheimring
Mr. Safety Car setzt sich mit Mr. DTM für das Space Drive Projekt hinters digitale Steuer
AICHELAU/HOCKENHEIMRING (sz) - Zum GTC-Race-Saisonfinale, im Rahmen der DTM, am Hockenheimring vom 6. bis 8. November werden sich Mr. Safety Car, Bernd Mayländer, und der fünfmalige DTMChampion Bernd Schneider das Cockpit des Mercedes AMG GT3 #31 teilen. Das prominente Fahrer-Duo wird gemeinsam das Goodyear 60 bestreiten. Bernd Schneider wird dann am Samstag im GTC Race um die Plätze fahren, Bernd Mayländer am Sonntag. Die Rennen starten beide um 11.50 Uhr und können im LiveStream mitverfolgt werden.
Der Mercedes-AMG GT3 mit der Startnummer 31, der zum Space Drive Entwicklungsprojekt der Schaeffler Paravan Technologie GmbH & Co. KG gehört und von HWA Engineering Speed betreut wird, kommt ganz ohne mechanische Verbindung zwischen Lenkeinheit und Lenkgetriebe aus. Bisher wurde der Bolide in den letzten zwei GTC-Race-Rennen erfolgreich von Maximilian Götz und Patrick Assenheimer pilotiert. „Ich bin fasziniert vom ersten Kilometer an, denn ich habe mich nicht auf die Lenkung einstellen müssen“, sagte Mayländer nach der ersten Testfahrt am Hockheimring. „Ich bin zuvor noch nie ein Fahrzeug ohne Lenksäule gefahren, um die ersten zwei Kurven und dann ist man im System drin, dann weiß man wie es sich anfühlt.“Bernd Schneider saß bei verschiedenen Tests bereits im Frühjahr im Space Drive Cockpit des AMG GT3. „Es hat sich viel verändert. Der letzte Stand fühlt sich realistisch an, fast wie mit Lenksäule“, sagt er. „Als ich damals rausgefahren bin, wusste ich schon nach einer halben Runde, ich habe Vertrauen zum System und bin mir sicher, Steer-by-Wire ist die Zukunft.
Gern haben sich die zwei Motorsportlegenden, die als Markenbotschafter für AMG viele Motorsportveranstaltungen sowie Rennstreckentraining gemeinsam bestreiten, in den Dienst des Space Drive Projektes gestellt und sind für die Stammfahrer eingesprungen, die zeitgleich beim Saisonfinale des ADAC GT Master starten. Für beide ist der Motorsport eine wichtige Entwicklungsplattform für zukünftige Technologien.
„Es ist eine Innovation, die der Motorsport braucht, denn im Motorsport wird alles etwas schneller und dynamischer entwickelt. Space Drive
hat schon Vorteile auf der Rennstrecke. Wenn man über die Curbs fährt, haben wir die Erfahrung gemacht, das Lenkrad liegt einfach ruhiger in der Hand der Fahrer“, sagt Schneider, der bereits viele Entwicklungen aus dem Motorsport mit betrieben hat. „Ich sehe ganz klare Vorteile, wenn man mit Space Drive fährt. Man kann einfach präziser fahren“, sagt auch Mayländer nach dem ersten Test. „Man kann durch das System neue Innenräume kreieren, man kann damit irgendwann autonom fahren und wir haben den Einsatz im Rennsport. Ich glaube besser erproben kann man so ein System nicht.“
Zum GTC-Saisonabschluss in Hockenheim werden die zwei Rennsportlegenden gemeinsam ins Cockpit steigen. Am Freitag steht das Goodyear 60 an. Bernd Schneider wird das Training fahren sowie die erste Hälfte des Ein-Stunden-Rennens. Bernd Mayländer wird das Auto ins Ziel bringen. Für ihn ist es seit langen wieder eine aktive Rennteilnahme in einem GT3-Fahrzeug. Das Rennen am Samstag wird Bernd Schneider bestreiten, bevor Mr. Safety Car am Sonntag wieder hinterm Lenkrad sitzt.
Vor knapp 20 Jahren entstand das elektronische Fahr- und Lenksystem Space Drive aus der Behindertenmobilität heraus. Die Paravan GmbH entwickelte mit Firmengründer Roland Arnold ein System, das hochgradig bewegungseingeschränkten Menschen wieder zu eigenständiger Mobilität verhalf. Dank individuell anpassbarer Eingabegeräte, wie Joystick oder Minilenkrad, konnten sie über ein Kabel wieder selbstständig Auto fahren. Eine wichtige Voraussetzung: das System musste bereits damals redundant sein, denn im Notfall kann beispielsweise ein querschnittgelähmter Fahrer nicht mit den Händen eingreifen. In der weiteren Entwicklung wurde schnell deutlich, dass so ein Lenksystem eine wichtige Voraussetzung für das autonome Fahren ist. Denn nur so können die Signale von Fahrautomaten, der künstlichen Intelligenz auch sicher auf die Straße übertragen werden. Seit 2018 wird die Schlüsseltechnologie für das autonome Fahren in der Schaeffler Paravan Technologie GmbH & Co.KG weiterentwickelt und seit 2019 auf der Rennstrecke erprobt. Space Drive ist vom Deutschen Motor Sport Bund (DMSB) zugelassen. Seit dieser Saison ist die Lenktechnologie fest im Reglement der GTC Race verankert. Mittlerweile fahren sechs Technologieträger verschiedenster Bauart mit diesem System.
Das GTC Race Saisonfinale vom 6. bis 8. November 2020 auf dem Hockenheimring wird im Rahmen der DTM ausgetragen. In insgesamt fünf Klassen und mit einer serieneigenen BoP (Balance of Performance) messen aktuelle GT3 Modelle, GT3 Vorgängermodelle, GT4 Fahrzeuge sowie Porsche 991 GT3 Cup und SuperTrofeo Rennwagen von Lamborghini ihre Kräfte.