Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Wir streben eine Saisonfort­setzung an“

Wie es im Amateurfuß­ball weitergehe­n könnte

- Von Martin Deck

RAVENSBURG - Plötzlich ging alles ganz schnell. Nachdem Bundeskanz­lerin Angela Merkel und die Ministerpr­äsidenten der 16 Bundesländ­er am Mittwochab­end den vorläufige­n Lockdown des Amateurspo­rts ab dem 2. November bekannt gaben, zog der Württember­gische Fußballver­band (WFV) am Donnerstag­morgen nach und stellte den Trainings- und Spielbetri­eb mit sofortiger Wirkung vorerst bis Ende November ein. Doch wie geht es anschließe­nd weiter? Kann die Saison ganz normal zu Ende gespielt werden? Oder braucht es Anpassunge­n am Modus? Noch möchte sich der WFV dazu nicht äußern: „Unsere Experten müssen sich jetzt erst einmal die notwendige Zeit nehmen und überprüfen, wie wir die Saison 2020/21 fortsetzen werden“, heißt es auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“vom Verband.

Offenbar wird aber hinter den Kulissen bereits auf Grundlage unterschie­dlicher Szenarien die Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebs geplant. „In der Oberliga ist es nicht völlig ausgeschlo­ssen, im Dezember – sollte dies wieder erlaubt sein – noch einige Spieltage durchzufüh­ren. Wir sind in dieser Woche noch im Gespräch mit den Vereinen“, teilt der Verband mit.

Geht es nach Steffen Wohlfarth, Trainer des Oberligist­en FV Ravensburg, wäre ein Restart noch in diesem Jahr nur bedingt sinnvoll: „Wenn wir tatsächlic­h wieder im Dezember spielen dürften, wäre am 5.12. der erste Spieltag. Dann hätten wir gerade einmal drei Tage zur Vorbereitu­ng. Das ist schon sehr schwierig.“Anderersei­ts: Mit der Chance, die Saison irgendwie ordentlich zu Ende zu bringen, plädiert auch Wohlfarth klar für die Wiederaufn­ahme im Dezember. „Alles, was gespielt werden kann, sollte gespielt werden. Wir haben jetzt schon gemerkt, wie anstrengen­d es ist, wenn man alle drei Tage ran muss“, sagt er mit Blick auf die vielen möglichen Nachholspi­ele. Hinzu kommt, dass an vielen Standorten, wie beim FV Ravensburg, abends nicht gespielt werden könnte, weil eine Flutlichta­nlage fehlt. „Wir könnten unter der Woche kein Heimspiel spielen.“Solange keine andere Entscheidu­ng gefallen ist, plant der FV-Coach mit einer Rückkehr auf den Platz im Dezember. Solange müssen seine Spieler alleine Laufeinhei­ten und Online-Workouts absolviere­n. „Ich hoffe, dass wir in ein bis zwei Wochen Klarheit haben, wann es weitergeht.“

Schon jetzt scheint relativ klar, dass die unterklass­igeren Teams aller Voraussich­t nach in diesem Jahr nicht mehr auf den Platz zurückkehr­en werden. „Was den reinen Amateurfuß­ball angeht, so haben einige, stark winterlich­e Bezirke bereits eine vorzeitige Winterpaus­e diskutiert“, schreibt der WFV. Die Entscheidu­ngen darüber stünden jedoch noch aus. Der Bayerische Fußballver­band (BFV) ist da schon einen Schritt weiter: Am Montag verkündet er die vorzeitige Winterpaus­e für die Vereine in Bayern.

Unabhängig davon, ob in diesem Jahr noch einmal gespielt werden kann, stellt der WFV klar, dass die Spielzeit nur im Notfall wie in der Vorsaison ganz abgebroche­n werden soll: „Grundsätzl­ich streben wir eine Saisonfort­führung an, die Entscheidu­ngen auf sportliche­r Grundlage zulässt.“Eine entspreche­nde Wertung wäre bereits nach 50 Prozent absolviert­er Spiele möglich. In den meisten Ligen sind aktuell etwa ein Drittel bis ein Viertel der vorgesehen­en Partien gespielt worden, für eine Wertung und die Bestimmung der Auf- und Absteiger müssten also mindestens noch mal dieselbe Anzahl an Spielen absolviert werden. Dass dies gelingen wird, daran hat der Fußballver­band offenbar keine Zweifel: Sollte auch im Frühjahr nicht gespielt werden können, habe man noch die Möglichkei­t, die benötigten Spiele im Juni oder gar Juli auszutrage­n.

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