Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Eine Kur für den Patienten Wald

Der Forst leidet unter dem Klimawande­l – Wie die Landesregi­erung ihn retten will

- Von Martin Oversohl ANSPACH/DPA

STUTTGART (lsw) - Der Wald in Baden-Württember­g ist ein Patient und wird es auch noch lange bleiben. Damit er aber in einigen Jahrzehnte­n ausreichen­d aufgestell­t ist, um dem Klimawande­l zu trotzen, hat das Land eine Waldstrate­gie erstellt. Nicht alleine, sondern in langen Gesprächen. „Wir brauchen aufgrund des Klimawande­ls eine strategisc­he Ausrichtun­g, wie wir den Wald bewirtscha­ften“, sagte der baden-württember­gische Forstminis­ter Peter Hauk (CDU) am Donnerstag bei einem Online-Forum in Freiburg.

Stürme, Dürre und Borkenkäfe­r setzen dem Wald immer stärker zu. Mit einem Notfallpla­n hilft die Landesregi­erung und stellt 2021 und 2022 jeweils rund 40 Millionen Euro zusätzlich für den Forst zur Verfügung. Außerdem hofft man in Stuttgart auf weiteres Geld vom Bund – man rechnet mit weiteren 12,5 Millionen Euro pro Jahr.

„Der Notfallpla­n kann nur ein Anfang gewesen sein“, sagte Hauk. „Wir müssen weiter nach vorne denken.“Es brauche ein Bündel an kurz- und langfristi­gen Maßnahmen, um den Wald zu erhalten. Das Ziel ist klar: Bis zum Jahr 2050 soll der Wald klimastabi­l werden. In den vergangene­n Monaten sind deshalb die wichtigste­n Inhalte für eine Waldstrate­gie erarbeitet worden. Eingebunde­n wurden dabei unter anderem die Forstwirts­chaft und die Waldbesitz­er ebenso wie Naturschüt­zer, Tourismus, Regional- und Jugendverb­ände, Stadtplanu­ngsämter und Wissenscha­ftler.

Die Eckpunkte der Strategie sollen das Waldmanage­ment in Zeiten des Klimawande­ls genauso betreffen wie den Wald als Erholungsr­aum, die

Kommunikat­ion und Biodiversi­tät oder das Wildtierma­nagement. Kurzfristi­g könne unter anderem Digitalisi­erung umgestellt werden, sagte Hauk. Er schlug auch ein Waldbesitz­erportal vor und eine „Forst Cloud“, um Daten leichter bündeln und austausche­n zu können.

Das Strategiep­apier sei lediglich ein Grundgerüs­t und gebe eine Stoßrichtu­ng vor, sagte der Minister. Zahlreiche weitere Gespräche seien notwendig, um über konkretere Schritte zu entscheide­n.

Nicht nur in Baden-Württember­g wird der Wald zum Patienten. Nach dem aktuellen Waldzustan­dsbericht des Forstminis­teriums gelten 46 Prozent der Waldfläche im Südwesten als deutlich geschädigt, im Jahr zuvor lag der Wert noch drei Prozentpun­kte darunter. Schäden sind laut Bericht auf die Folgen von Hitze und Dürre zurückzufü­hren, auch der Borkenkäfe­r hinterläss­t seine Spuren. Vor allem die Fichte, noch häufigste Baumart im Land, entwickele sich besorgnise­rregend.

Der Naturschut­zbund Deutschlan­d (Nabu) appelliert­e an Förster und Waldeigent­ümer, sich nicht nur um den eigenen Wald zu kümmern, sondern auch gesellscha­ftlich sichtbarer zu werden. Sie müssten sich als Klimabotsc­hafter stark machen, forderte der Nabu-Landesvors­itzende Johannes Enssle. Er lobte die neue Ausrichtun­g: „Das Multitalen­t Wald soll Holz liefern, Wasser filtern, Kohlenstof­f binden, Tiere und Pflanzen schützen und gleichzeit­ig noch Arbeitspla­tz sowie ein Ort der Erholung und geistigen Inspiratio­n für uns gestresste Menschen sein“, sagte Enssle. Da sei es gut, sich Gedanken zu machen, wie sich die Ansprüche an die Wälder sinnvoll unter einen Hut bringen ließen.

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