Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Die Nichtgeladenen bekommen allerlei zu hören
Rummenigge verweist in Sachen TV-Erlöse auf die Kompetenz des DFL-Präsidiums – „Solidarpakt gebrochen“
FRANKFURT (SID/dpa) - Als KarlHeinz Rummenigge nach dem ersten „G15“-Gipfel des deutschen Profifußballs vor die Kameras trat, hatte der bibelfeste Initiator eine deutliche Botschaft an die „Geächteten“parat. „Den Solidarpakt haben nicht wir gebrochen. Die vier Bundesligisten und die zehn Zweitligisten haben uns den Fehdehandschuh hingeworfen“, sagte der Vorstandsboss von Bayern München im Anschluss an die Beratungen der 15 eingeladenen Clubs. „Aber in der Vergangenheit ist ja aus so manchem Saulus noch ein Paulus geworden.“
Auf was Rummenigge nach der rund dreistündigen Zusammenkunft der Interessengruppe im Airport Club des Frankfurter Flughafens anspielte, war kein Geheimnis. Schließlich hatte im Vorfeld des Treffens, bei dem Spitzenreiter Hamburger SV als einziger Zweitligist dabei war, die Ausbootung der 21 restlichen Vereine für Aufregung gesorgt. Vor allem die ausgebliebene Einladung an die Bundesligisten FC Augsburg, Arminia Bielefeld, Mainz 05 und VfB Stuttgart durfte als Strafmaßnahme gedeutet werden. Schließlich waren es diese
Clubs, die sich zuletzt gemeinsam mit zehn Zweitligisten in einem Positionspapier für eine Umverteilung der Medieneinnahmen von oben nach unten ausgesprochen hatten. Dieser Vorstoß stieß bei den Topclubs, wie auch bei einigen Vereinen aus der zweiten Reihe, auf Ablehnung. Das machte Rummenigge allzu deutlich.
„Wir werden kein Positionspapier erarbeiten und quer durch die Republik schicken, wie es andere getan haben“, äußerte der Bayern-Boss. „Wir haben unterstrichen, dass die Kompetenz
exklusiv beim DFL-Präsidium liegt. Das Papier hatte nur einen Hintergedanken: Es sollte Druck auf das Präsidium gemacht werden. Doch unser großes Gut war immer, dass wir an einem Strang gezogen haben.“
Die vier ausgeschlossenen Bundesligisten, denen Rummenigge immerhin die Rückkehr in den erlauchten Kreis in Aussicht stellte, sehen sich aber zu Unrecht abgestraft. Stimmen aus den Clubs werfen den „G15“vor, die Meinungshoheit in der Öffentlichkeit gewinnen zu wollen. Zudem werde die zu Beginn der CoronaKrise propagierte Solidarität durch die elitäre Zusammenkunft konterkariert.
Die Medienerlöse sind die mit Abstand größte Einnahmequelle der Vereine, die sich am 7. Dezember zu ihrer Vollversammlung treffen wollen. Es geht um die Verteilung des TVGeldes ab der kommenden Spielzeit. Für die Rechte im deutschsprachigen Raum hat die DFL 1,1 Milliarden Euro pro Saison erzielt, die internationalen Einnahmen werden wohl bei 250 Millionen Euro liegen.
Wie diese Summen tatsächlich aufgeteilt werden, liegt allerdings nicht in den Händen der Clubs. Entscheiden wird das DFL-Präsidium um den scheidenden Boss Christian Seifert. Bis zum Jahresende soll in dem neunköpfigen Gremium, in dem die kleinen und mittleren Clubs seit dem vergangenen Jahr die Mehrheit stellen, ein Ergebnis erzielt werden. Die unterschiedlichen Interessengruppen streiten seit Monaten über die Ausschüttungsvarianten.
Den „G15“ging es aber nicht nur um die Mediengelder. Auch Beratungen über die Nachfolge Seiferts, der im Juni 2022 aufhören will, standen auf der Agenda. Formell ist der DFLAufsichtsrat zuständig. Das gilt auch für die Frage, ob es künftig einen Chef geben oder die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt werden soll. „Wir haben keinen ,Mister Superman‘ empfohlen“, sagte Rummenigge. „Aber wir werden den Aufsichtsrat bei der Findung und der Strukturfrage unterstützen.“
Unterstützen wollen die „G15“auch den Präsidenten des seit Jahren kriselnden Deutschen Fußball-Bundes. „Fritz Keller“, sagte Rummenigge, „hat unser Vertrauen. Wir sind dazu bereit, ihn positiv zu begleiten.“