Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Tennisspielen ist mancherorts möglich
Die Landesverordnung Corona Sport wird unterschiedlich ausgelegt
BIBERACH - Die Umsetzung der Corona-Landesverordnung Sport in der Disziplin Tennis wird in der Region unterschiedlich gehandhabt. In der Halle des Württembergischen Tennisbunds (WTB) im Biberacher Hühnerfeld dürfen nur zwei Personen aus maximal zwei Haushalten spielen. Dies hat die Stadt Biberach nochmals klargestellt. Der WTB hat sich dafür entschieden, den einen Platz mit eigenen Kaderspielern zu bespielen und die Abonnenten nicht mehr in die Halle zu lassen. Dagegen dürfen in Mittelbiberach zehn Personen gleichzeitig in der Sportfabrik Tennis spielen. In der Halle des TC Bad Schussenried dürfen noch bis einschließlich Sonntag alle drei Courts gleichzeitig von maximal sechs Personen bespielt werden.
„Das ist für das Tennis hierzulande keine gute Entwicklung. Das habe ich auch in einem Schreiben Biberachs Oberbürgermeister Norbert Zeidler mitgeteilt, in dem ich die Biberacher Regelung kritisiere“, sagt WTB-Vizepräsident Rolf Schmid, der jahrelang für die deutschen Meisterschaften in Biberach verantwortlich war. Zudem habe der Präsident des Deutschen Tennisbunds, Ulrich Klaus, nach seiner Kenntnis einen Brief an Susanne Eisenmann geschickt, die zuständige Sportministerin in Baden-Württemberg.
In der vergangenen Woche hatte Rudi Sommer, der Vorsitzende des TV Biberach-Hühnerfeld, der „Schwäbischen Zeitung“mitgeteilt, dass die WTB-Halle geschlossen sei. „Alle Aussagen, die ich am Donnerstag gemacht habe und die so veröffentlicht wurden, waren zu diesem Zeitpunkt richtig. Ich stehe dazu.“
Sommer ist von Verbandstrainer Albert Ender informiert worden. „Ich bin am Donnerstag von meiner Trainerkollegin Michaela Kochendörfer informiert worden, dass wir als WTB-Kader weiter in der Halle trainieren dürfen. Zudem teilte mir Rolf Schmid noch mit, dass das Ordnungsamt in Biberach die Landesverordnung umsetzt und nur zwei Personen aus maximal zwei Haushalten auf einem Platz in der WTB-Halle trainieren dürfen. Ich bin davon ausgegangen, dass dies ab sofort gilt und die Abonnenten damit keinen Zugang zur Halle haben dürfen, was im Nachhinein falsch war. Die Abonnenten hätten am Donnerstagabend und am Freitag noch spielen dürfen. Zufällig habe ich Herrn Sommer dies am Donnerstag auch mitgeteilt, weil dieser am selben Tag noch spielen wollte. Das hat wohl die ganze Geschichte ins Rollen gebracht“, erklärt Albert Ender.
Nach Klarstellung der Stadt habe diese die Landesverordnung umgesetzt, dass lediglich zwei Personen auf den insgesamt vier Plätzen spielen dürfen. „Wir haben Herrn Schmid telefonisch und schriftlich per Mail über die Sachlage informiert, nachdem er beim hiesigen Ordnungsamt nachgefragt hatte. Das Ordnungsamt der Stadt hat zu keiner Zeit eine Besichtigung in der WTB-Halle durchgeführt. Wir haben uns beim Baden-Württembergischen Städtetag informiert, der uns dringend empfohlen hat, die Landesverordnung Corona Sport umzusetzen. Zudem mussten wir an die Folgewirkung denken. Andere Sportarten könnten dann ähnliche Forderungen haben“, sagt Biberachs Pressesprecherin Andrea Appel.
Anders wird das in Bad Schussenried und Mittelbiberach gesehen und gehandhabt. In Bad Schussenried hat das dortige Ordnungsamt nach Angaben von TC-Vereinsvizepräsident Rainer Walser das Tennisspielen bis einschließlich Sonntag, 15. November, auf allen drei Plätzen erlaubt und wolle danach die Lage neu bewerten.
„Entscheidend war dabei, dass wir ein umfangreiches Hygienekonzept für die mehr als 2300 Quadratmeter große Halle erstellt haben. So wird die Halle permanent mit
Frischluft belüftet und jeder Platz hat seinen eigenen Zugang, sodass sich die Spieler nicht begegnen können.“
Dies ist offensichtlich auch in der Sportfabrik in Mittelbiberach so möglich, wie Bürgermeister Florian Hänle ausführt: „Wir haben nach Paragraph 20, Absatz 2, der Verordnung gehandelt, der uns als Gemeinde erlaubt, aus triftigen Gründen das Tennisspielen auf mehreren Plätzen in der Halle der Mittelbiberacher Sportfabrik zuzulassen. In Absprache mit deren Betreiber Michael Kaiser haben wir so entschieden, weil die Halle mehr als 2000 Quadratmeter groß ist, die AHA-Regeln eingehalten werden und die Halle über ein getrenntes Eingangs- und Ausgangssystem verfügt. So können jetzt maximal zehn Menschen gleichzeitig in der Halle Tennis spielen. Diese Regelung gilt zunächst unbefristet. Wenn sich aber das Infektionsgeschehen nochmals verschärfen sollte, werde ich kurzfristig reagieren.“
Daran wird deutlich, dass jede Gemeinde die Corona-Landesverordnung anders interpretieren und auslegen kann. Tennisbegeisterten sei also empfohlen, sich in ihrer Heimatgemeinde genau zu informieren, wie diese mit der Verordnung umgeht.