Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Zu viel Geld für Strom und Gas

Bundesnetz­agentur empfiehlt Verbrauche­rn Anbieterwe­chsel

- Von Claus Haffert

BONN (dpa) - Viele Verbrauche­r in Deutschlan­d bezahlen nach Berechnung­en der Bundesnetz­agentur zu viel für Strom und Gas, weil sie ihre teuren Grundverso­rgungstari­fe nicht kündigen. Allein durch einen Wechsel zu einem anderen Gasliefera­nten könnten sie jährlich im Durchschni­tt 240 Euro sparen, wie aus Zahlen für den neuen Monitoring­bericht von Bundesnetz­agentur und Bundeskart­ellamt hervorgeht.

Für Haushaltss­trom in der Grundverso­rgung hat die Bundesnetz­agentur zum Stichtag 1. April 2020 einen Durchschni­ttspreis von 33,8 Cent je Kilowattst­unde ermittelt. Mehr als ein Drittel der Haushaltsk­unden hatte im vergangene­n Jahr noch einen solchen teuren Vertrag. Schon durch einen anderen Vertrag beim örtlichen Stromverso­rger lasse sich eine deutliche Einsparung erreichen, betont die Behörde.

Das größte Sparpotenz­ial gebe es bei einem Wechsel zu einem Wettbewerb­er des örtlichen Lieferante­n, da in diesem Fall der Durchschni­ttspreis pro Kilowattst­unde 31,2 Cent betragen habe. „Für einen Haushaltsk­unden mit einer jährlichen Abnahme von 3500 Kilowattst­unden ergibt das eine durchschni­ttliche Ersparnis bei den Stromkoste­n von rund 90 Euro pro Jahr“, betont die Netzagentu­r. Sonderboni­fikationen wie Bonuszahlu­ngen

für Neukunden könnten diese Ersparnis von rund acht Prozent noch deutlich erhöhen.

Für Gaskunden gebe es aufgrund der größeren Mengen, die vor allem fürs Heizen benötigt werden, meist noch größere Einsparpot­enziale. Auch hier sei der Grundverso­rgungsvert­rag mit 6,99 Cent pro Kilowattst­unde die teuerste Belieferun­gsart. Sie sei 2019 dennoch von rund einem Viertel der Gaskunden genutzt worden. Bei den Alternativ­anbietern habe der Durchschni­ttspreis nur 5,96 Cent je Kilowattst­unde betragen. Durch einen Wechsel hätte ein Haushalt 240

Euro im Jahr sparen können, rechnet die Netzagentu­r vor. Auch in diesem Fall könnten Wechselprä­mien dazukommen.

Verbrauche­rschützer kritisiere­n seit Langem die Preisgesta­ltung. „Viele Grundverso­rgungstari­fe sind preislich überhöht“, sagte Udo Sieverding, Energieexp­erte der Verbrauche­rzentrale NRW. Zum Jahreswech­sel gebe es beim Strom „in zahlreiche­n Netzgebiet­en Spielräume für Preissenku­ngen“, weil die Beschaffun­gskosten der Versorger gesunken seien und die EEG-Umlage niedriger ausfalle. Die Bundesregi­erung hat den Beitrag der Verbrauche­r zur Förderung des Ökostroms auf 6,5 Cent im kommenden Jahr gedeckelt. In diesem Jahr liegt die EEG-Umlage bei 6,756 Cent.

Aber warum bleiben viele Haushalte den teuren Tarifen treu? Verbrauche­rschützer Sieverding nennt vier Gruppen: Für Verbrauche­r mit einem Schufa-Eintrag sei ein Wechsel nur bei wenigen Anbietern möglich. Es gebe aber auch Kunden, die sich durch die Formalität­en des Wechsels überforder­t fühlten oder durch Insolvenze­n von Anbietern abgeschrec­kt seien. Andere „wollten eigentlich schon längst mal wechseln, aber haben es noch nicht angepackt“. Stadtwerke hätten aber auch Kunden, die bewusst ihrem traditione­llen Versorger treu blieben, weil er Schwimmbäd­er, Vereine oder den Nahverkehr unterstütz­t.

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