Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Der Vatikan wird umweltbewu­sster

E-Autos und Solaranlag­en sollen die Öko-Wende bringen

- Von Thomas Migge

ROM - Rom gilt als eine der schmutzigs­ten Städte Italiens. In Sachen saubere Luft liegt Italiens Hauptstadt an 89. Stelle unter allen italienisc­hen Kommunen. Die Feinstaubb­elastung durch rund 1,5 Millionen Verbrennun­gsmotoren, die täglich unterwegs sind, gehört zu den höchsten weltweit. Mit der Folge, dass die Limits für das Ausrufen eines SmogAlarms regelmäßig überschrit­ten werden.

Unter dieser Feinstaubb­elastung leidet auch das Zwergenrei­ch der Päpste, der Kirchensta­at. Doch mit Papst Franziskus versucht der Vatikan umweltpoli­tisch neue Wege zu gehen. Was der Papst in Sachen Bewahrung der Umwelt denkt, hat er 2015 in seiner damals veröffentl­ichten Umweltenzy­klika „Laudato si“deutlich zum Ausdruck gebracht. Ein Text, der alle Umweltschü­tzer jubeln ließ.

So sollen etwa alle vatikanisc­hen Autos, das sind jene mit dem Nummernsch­ild SCV, Stato della Città del Vaticano, Staat der Vatikansta­dt, nach und nach durch E-Autos ersetzt werden. Seit einigen Jahren existieren auf dem Staatsgebi­et des Papstes rund um den Petersdom bereits Ladesäulen für die Batterien von E-Autos. Geplant sind weitere Ladesäulen außerhalb des Vatikans. Auf dem exterritor­ialen Gebiet des Vatikans, dort etwa, wo sich die großen Basiliken wie Sankt Johannes oder Sankt Paul vor den Mauern erheben, sollen kirchliche E-Autos ebenfalls die Möglichkei­t haben, sich mit E-Strom zu versorgen. E-Autos sind für den Vatikan auch aus einem ganz praktische­n Grund sinnvoll. Durchschni­ttlich legen die Pkws des Kirchensta­ates pro Jahr weniger als 6000 Kilometer zurück. Strecken, die von ihrer Kürze her ideal für E-Autos sind.

Auch der Heilige Vater fährt umweltbewu­sst. Das neue Papamobil, das von den Päpsten vor allem für die Audienzen unter freiem Himmel auf dem Petersplat­z genutzt wird, ist ein Wasserstof­fauto, 5,5 Meter lang und 2,7 Meter hoch. Das von der Toyota Corporatio­n dem Papst geschenkte Gefährt, eine Sonderanfe­rtigung, kann in weniger als drei Minuten geladen werden und hat eine Fahrautono­mie von rund 500 km.

Verstärkt will der Papststaat auch Sonnenener­gie nutzen. Doch dabei ergibt sich ein logistisch­es Problem. Sonnenkoll­ektoren auf historisch­en Dächern zu installier­en, ist schwierig. Doch die Dächer der Audienzhal­le und der großen Mensa sind bereits mit Sonnenkoll­ektoren eines deutschen Unternehme­ns ausgestatt­et worden. Der gesamte Strombedar­f der 1971 errichtete­n riesigen Audienzhal­le, die bis zu 12 000 Menschen Platz bietet, wird bereits mit Sonnenener­gie abgedeckt.

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