Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Abstimmungs-Krimi im Rat
Riedlinger Bau- und Umweltausschuss votiert gegen digitale Fahrgastinformation für öffentlichen Nahverkehr
RIEDLINGEN - Der Bau- und Umweltausschuss des Riedlinger Gemeinderats hat am Montag gegen die Ausstattung zentraler Haltestellen mit einer dynamischen digitalen Fahrgastinformation gestimmt. Das Gremium musste über zwei Ausführungs-Varianten entscheiden. Mit dem Nein des Ausschusses bleiben die Anzeigetafeln in Riedlingen Zukunftsmusik.
Auf den digitalen Fahrgastinformationen werden – über Mobilfunk oder SIM-Karte – die Fahrten der Buslinien angezeigt. Am Bahnhof könnten Abfahrten von Zügen und Bussen gemischt bekannt gegeben werden. Liefern Verkehrsunternehmen Echtzeitdaten, werden diese auf den Anzeigetafeln übertragen. Auch
Betriebsstörungen oder Fahrplanauskunftssysteme ließen sich auf das Display aufspielen.
Aus den Reihen des Gemeinderates ist immer wieder der Wunsch für eine solche Ausstattung geäußert worden. Das Thema kam jetzt wieder auf die Tagesordnung, weil das Landratsamt Biberach zusammen mit der Donau-Iller-Nahverkehrsverbund GmbH (DING) an einer kreisweit einheitlichen Ausschreibung arbeitet. Der Verbund hat nun in Riedlingen angefragt, ob Interesse besteht.
Laut Beschlussvorschlag sollte die Verwaltung dem Landratsamt mitteilen, dass sich Riedlingen aufgrund der momentanen Finanzsituation der Stadt nicht an dem Projekt beteiligt. Fünf der Räte fanden das in Ordnung, fünf nicht. Damit war der
Antrag abgelehnt, der digitalen Fahrgastinformation die Tür geöffnet. So konnte der Ausschuss in die nächsten Abstimmungen starten. Die Entscheidung stand über zwei Varianten an: die Ausstattung mit vier Geräten in „Light“-Ausführung oder mit zwei aufwendigeren und zwei vor allem der Baukosten wegen günstigeren Geräten.
Bürgermeister Marcus Schafft stellte die Geräte vor, die an den zentralen Omnibusbahnhöfen am Bahnhof und beim Kreisgymnasium in der Kirchstraße und am InformationsPunkt hätten aufgestellt werden sollen. Für die Geräte wird ein hoher Landeszuschuss von 70 bis 80 Prozent signalisiert. Die Baukosten muss allerdings, um die Technik zu installieren, die Kommune tragen. Das wären im einen Fall 52000 Euro gewesen, im anderen Fall 4000 Euro. Die finanzielle Belastung dafür wäre in den Zeitraum 2021/22 gefallen, für die Geräte erst 2023. Sie unterscheiden sich – abzüglich des Zuschusses - mit 8580 zu 8160 Euro nur gering. Mit 480 Euro pro Jahr laufender Kosten muss hier wie dort gerechnet werden.
Die Anzeigetafeln dietnen der Steigerung der Attraktivität des öffentlichen Personennahverkehrs, sagte Bürgermeister Schafft in der Sitzung. Da sei zwar „wünschenswert, aber bisher nicht leistbar“. Der Landesförderung wegen sehe er es jetzt als machbar an. Die Schwierigkeit liege in der Investition für den technischen Bereich. Deshalb habe er auch nur die günstigere Variante mitgetragen. Nicht nur er sprach die Gefahr des Vandalismus und entsprechende mögliche Folgekosten an, auch CDU-Fraktionsvorsitzender Jörg Boßler tat das. Er betonte die finanziellen Risiken. Es gebe Wünsche und Pflichtaufgaben, sagte er, und erinnerte an den Rotstift, der bei Haushaltsberatungen immer wieder angesetzt werde.
Nachdem die günstigere Variante ebenfalls bei Stimmengleichheit und die teurere Variante deutlich mit zwei Stimmen dafür und acht dagegen abgelehnt worden sind, müssen sich Fahrgäste weiterhin mit gedruckten Fahrplänen begnügen. Die digitale Fahrgastinformation bleibt in Riedlingen Wunschdenken und Zukunftsmusik. Und die Verwaltung muss, der zwei späteren Abstimmungen wegen, trotz des Stimmenpatts dem Landratsamt melden, dass man sich an der Ausschreibung nicht beteiligt.