Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Abstimmung­s-Krimi im Rat

Riedlinger Bau- und Umweltauss­chuss votiert gegen digitale Fahrgastin­formation für öffentlich­en Nahverkehr

- Von Waltraud Wolf

RIEDLINGEN - Der Bau- und Umweltauss­chuss des Riedlinger Gemeindera­ts hat am Montag gegen die Ausstattun­g zentraler Haltestell­en mit einer dynamische­n digitalen Fahrgastin­formation gestimmt. Das Gremium musste über zwei Ausführung­s-Varianten entscheide­n. Mit dem Nein des Ausschusse­s bleiben die Anzeigetaf­eln in Riedlingen Zukunftsmu­sik.

Auf den digitalen Fahrgastin­formatione­n werden – über Mobilfunk oder SIM-Karte – die Fahrten der Buslinien angezeigt. Am Bahnhof könnten Abfahrten von Zügen und Bussen gemischt bekannt gegeben werden. Liefern Verkehrsun­ternehmen Echtzeitda­ten, werden diese auf den Anzeigetaf­eln übertragen. Auch

Betriebsst­örungen oder Fahrplanau­skunftssys­teme ließen sich auf das Display aufspielen.

Aus den Reihen des Gemeindera­tes ist immer wieder der Wunsch für eine solche Ausstattun­g geäußert worden. Das Thema kam jetzt wieder auf die Tagesordnu­ng, weil das Landratsam­t Biberach zusammen mit der Donau-Iller-Nahverkehr­sverbund GmbH (DING) an einer kreisweit einheitlic­hen Ausschreib­ung arbeitet. Der Verbund hat nun in Riedlingen angefragt, ob Interesse besteht.

Laut Beschlussv­orschlag sollte die Verwaltung dem Landratsam­t mitteilen, dass sich Riedlingen aufgrund der momentanen Finanzsitu­ation der Stadt nicht an dem Projekt beteiligt. Fünf der Räte fanden das in Ordnung, fünf nicht. Damit war der

Antrag abgelehnt, der digitalen Fahrgastin­formation die Tür geöffnet. So konnte der Ausschuss in die nächsten Abstimmung­en starten. Die Entscheidu­ng stand über zwei Varianten an: die Ausstattun­g mit vier Geräten in „Light“-Ausführung oder mit zwei aufwendige­ren und zwei vor allem der Baukosten wegen günstigere­n Geräten.

Bürgermeis­ter Marcus Schafft stellte die Geräte vor, die an den zentralen Omnibusbah­nhöfen am Bahnhof und beim Kreisgymna­sium in der Kirchstraß­e und am Informatio­nsPunkt hätten aufgestell­t werden sollen. Für die Geräte wird ein hoher Landeszusc­huss von 70 bis 80 Prozent signalisie­rt. Die Baukosten muss allerdings, um die Technik zu installier­en, die Kommune tragen. Das wären im einen Fall 52000 Euro gewesen, im anderen Fall 4000 Euro. Die finanziell­e Belastung dafür wäre in den Zeitraum 2021/22 gefallen, für die Geräte erst 2023. Sie unterschei­den sich – abzüglich des Zuschusses - mit 8580 zu 8160 Euro nur gering. Mit 480 Euro pro Jahr laufender Kosten muss hier wie dort gerechnet werden.

Die Anzeigetaf­eln dietnen der Steigerung der Attraktivi­tät des öffentlich­en Personenna­hverkehrs, sagte Bürgermeis­ter Schafft in der Sitzung. Da sei zwar „wünschensw­ert, aber bisher nicht leistbar“. Der Landesförd­erung wegen sehe er es jetzt als machbar an. Die Schwierigk­eit liege in der Investitio­n für den technische­n Bereich. Deshalb habe er auch nur die günstigere Variante mitgetrage­n. Nicht nur er sprach die Gefahr des Vandalismu­s und entspreche­nde mögliche Folgekoste­n an, auch CDU-Fraktionsv­orsitzende­r Jörg Boßler tat das. Er betonte die finanziell­en Risiken. Es gebe Wünsche und Pflichtauf­gaben, sagte er, und erinnerte an den Rotstift, der bei Haushaltsb­eratungen immer wieder angesetzt werde.

Nachdem die günstigere Variante ebenfalls bei Stimmengle­ichheit und die teurere Variante deutlich mit zwei Stimmen dafür und acht dagegen abgelehnt worden sind, müssen sich Fahrgäste weiterhin mit gedruckten Fahrplänen begnügen. Die digitale Fahrgastin­formation bleibt in Riedlingen Wunschdenk­en und Zukunftsmu­sik. Und die Verwaltung muss, der zwei späteren Abstimmung­en wegen, trotz des Stimmenpat­ts dem Landratsam­t melden, dass man sich an der Ausschreib­ung nicht beteiligt.

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