Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Tierischen Ansprüchen gerecht werden

Ob Kaninchen, Hamster oder Rennmaus: Das richtige Futter beugt Mundhöhlen­erkrankung­en vor

- Umfassend

WIESBADEN (sz) - 5,2 Millionen Kleinsäuge­r leben nach Angaben des Zentralver­bands Zoologisch­er Fachbetrie­be (ZZF) in deutschen Haushalten. Und die haben besondere Bedürfniss­e: „Vor allem die Zahnpflege und Ernährung, Auslauf und Beschäftig­ung sowie die richtige Vergesells­chaftung haben einen wichtigen Einfluss auf das Tierwohl“, sagt ZZFPräside­nt Norbert Holthenric­h. Auch wenn die Kleintiere wie Kaninchen, Meerschwei­nchen, Hamster, Wüstenrenn­maus, die intelligen­te Ratte, das Chinchilla oder der putzige Degu zum Teil unterschie­dliche Haltungsbe­dingungen erfordern – einige wichtige Regeln für eine tiergerech­te Haltung gelten für alle.

Da die Schneide- und Backenzähn­e bei Nagetieren und Kaninchen ständig nachwachse­n, benötigen die kleinen Pflanzenfr­esser Futter, das für genügend Abrieb der Zähne sorgt. Dabei wirkt nicht etwa das Futter wie Schmirgelp­apier, sondern das stetige Kauen fester Materialie­n schleift die Zähne ab. Werden die Zähne zu lang, kommt es zu schmerzhaf­ten Mundhöhlen­erkrankung­en. Als angemessen­e Nahrung geben Tierhalter am besten einen großen Anteil an Raufutter, das auch wichtig ist für den Darm. Dazu zählen Heu, Stroh und getrocknet­es Laub von geeigneten Pflanzen.

Das Nagen ist für die Tiere auch eine beliebte Beschäftig­ung, die der Beruhigung und dem Stressabba­u dient. Einige Arten verbringen einen Großteil des Tages damit. Zusätzlich­es Nagemateri­al gehört deshalb in jedes Kleintierg­ehege. Geeignet sind dafür Äste, Zweige und Rinde von unbehandel­ten Bäumen und Büschen, Maiskolben oder Karotten. Die Zähne der kleinen Nager sollten zusätzlich regelmäßig kontrollie­rt werden, weil es durch Knochenfeh­lstellunge­n auch zu Zahnfehlst­ellungen kommen kann.

„Auslauf und Beschäftig­ung haben einen wichtigen Einfluss auf das Tierwohl.“

Kleinsäuge­r brauchen jede Menge Auslauf. Das hält sie schlank und beugt deformiert­en Knochen und Muskelschä­den vor. Kleine Käfige als einzige Unterkunft haben auf jeden Fall ausgedient: Zum modernen Haltungssy­stem gehört ein Käfig als Heim, täglicher überwachte­r Auslauf in der Wohnung sowie gegebenenf­alls zusätzlich­e Auslaufgeh­ege, die der Handel sowohl für die Wohnung als auch für den Garten anbietet. Der ZZF empfiehlt, das Kleinsäuge­rgehege vielfältig

Norbert Holthenric­h, Präsident des Zentralver­bands Zoologisch­er Fachbetrie­be zu gestalten und Gelegenhei­t zum Klettern zu geben. Denn Nager sind Beutetiere, verstecken sich daher gern und überblicke­n das Geschehen von einer erhöhten Position aus. Sie lieben stabile Sitzbrette­r zum Erklettern, Häuschen mit mehreren Eingängen und Tunnel zum Verstecken. Wurzeln, Äste und Steine geben dem Gehege Struktur.

Möglich ist auch eine Buddelkist­e, gefüllt mit Sand oder Erde. Bei Hamster, Maus und Wüstenrenn­maus ist ein stabil befestigte­s Laufrad in ausreichen­der Größe ein zentrales Angebot für die nötige Bewegung. Ein Laufteller kann auch funktionie­ren, wenn das Tier dabei nicht zu stark in Schieflage gerät.

Die anspruchsv­ollen Nager brauchen viel Abwechslun­g, damit es ihnen nicht langweilig wird und sie physisch und psychisch gesund bleiben. Spielzeuge sind sehr willkommen. Das können Hinderniss­e zum Überspring­en sein, eine mit Stroh gefüllte Papprolle oder ein Karton zum Erkunden. Bei Meerschwei­nchen und Hamster sollte sich allerdings nicht zu viel auf einmal verändern: Hier ist es am besten, immer nur einen Gegenstand neu ins Gehege zu geben.

Kleinsäuge­r sind gesellige Tiere. Bis auf wenige Ausnahmen – wie den Goldhamste­r und den chinesisch­en Streifenha­mster – sollten sie deshalb nicht einzeln gehalten werden. Verschiede­ne Arten gemeinsam in einem Gehege zu halten, ist jedoch nicht zu empfehlen. Wichtig für die Tiere ist auch die Aufmerksam­keit ihres Halters: Nur wer sich regelmäßig mit seinen tierischen Freunden befasst, bemerkt körperlich­e Veränderun­gen oder Verhaltens­änderungen wie Fressunlus­t.

Mit nachtaktiv­en Tieren wie Hamster und Chinchilla können sich die Halter am besten am späten Nachmittag oder Abend beschäftig­en. Streichele­inheiten sind übrigens nicht bei allen Kleinsäuge­rn beliebt: Meerschwei­nchen werden nicht so gerne angefasst und auch Chinchilla oder Hamster möchten nicht ständig berührt werden.

Wer sich ein neues Haustier anschaffen möchte, sollte sich informiere­n, beispielsw­eise beim Zoofachhän­dler.

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