Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Die zweite Welle lässt die Sorgen wachsen

Fußball-Bundesliga fürchtet sich vor dem Corona-GAU – Schon acht Fälle in Hoffenheim

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FRANKFURT (SID) - Zumindest sehen die Profis der TSG Hoffenheim die Trainingsp­lätze in Zuzenhause­n jeden Tag noch aus dem Auto im Vorbeifahr­en. Statt des grünen Rasens ist ihr Ziel aber ein kleines Zelt an der Geschäftss­telle, in dem der Arzt allabendli­ch schon wartet: Scheibe runter, Stäbchen rein – und dann wieder ab nach Hause in die Quarantäne. Doch die Schlange vor dem Drive-in wird immer kürzer, denn das Infektions-Geschehen verschärft sich zusehends. Und die Sorge vor dem Corona-GAU in der gesamten Bundesliga wächst.

Schon acht Personen sind bei den Kraichgaue­rn derzeit mit dem Coronaviru­s infiziert, darunter sechs Spieler. Am Mittwochab­end kam Verteidige­r Kevin Vogt dazu, die ganze Mannschaft befindet sich in häuslicher Isolation. Die zweite Welle der Pandemie trifft auch die Bundesliga immer härter, und das Schreckges­penst Hoffenheim wirft die Frage auf: Wie lange lässt sich der Spielbetri­eb überhaupt noch planmäßig aufrechter­halten?

„Wir können uns die Häufung nicht erklären“, sagte Hoffenheim­s Sportchef Alexander Rosen: „Wir halten uns seit Monaten akribisch und gewissenha­ft an das Hygienekon­zept. So kamen wir über Monate ohne einen einzigen positiven Fall durch die Pandemie, die uns nun knüppelhar­t trifft.“

Vor Vogt waren am Mittwoch bereits Sebastian Rudy und Ishak Belfodil positiv getestet worden. Am Dienstag hatten der Israeli Munas Dabbur und der Däne Robert Skov bei ihren Nationalte­ams positive Ergebnisse erhalten, Angreifer Jacob Bruun Larsen schon in der vergangene­n

Woche. Und bereits in der Länderspie­lpause im

Oktober waren der Kroate Andrej Kramaric und der Ghanaer Kasim Adams mit Coronainfe­ktionen von ihren Nationalma­nnschaften zurückgeke­hrt.

Aber auch der Blick auf die derzeitige Länderspie­lperiode bietet der Bundesliga Anlass zur Sorge. So hatte Kroatiens Kapitän Domagoj Vida am Mittwochab­end in Istanbul gegen die Türkei (3:3) ohne sein Wissen mit COVID-19 gespielt. Vida wurde zur Halbzeit ausgewechs­elt, das positive Testergebn­is kam aber erst kurz nach Mitternach­t. Zuvor hatte er mit drei Bundesliga-Profis auf dem Platz gestanden: den Wolfsburge­rn Josip Brekalo und Marin Pongracic (beide Kroatien) sowie dem Schalker Ozan Kabak (Türkei).

Beim Länderspie­l zwischen Dänemark und Schweden (2:0) fehlten nach dem positiven Test des Hoffenheim­ers Skov insgesamt sogar 20 Nationalsp­ieler. Unter anderem der Leipziger Yussuf Poulsen und Schalkes Frederik Rönnow wurden trotz negativer Ergebnisse isoliert. Janne Andersson, Nationaltr­ainer der Schweden um Leipzigs Emil Forsberg und den Mainzer Robin Quaison, war schon vor der Partie positiv getestet worden, hatte sich aber ohnehin bereits in häuslicher Isolation befunden.

Erneut zeigen sich so aber die großen

Hoffenheim­s Sportchef Alexander Rosen über die vielen Corona-Fälle Risiken von Länderspie­len rund um den Globus. Werder Bremen und Arminia Bielefeld hatten deshalb entschiede­n, überhaupt keine Profis für Länderspie­le in ausländisc­he Corona-Risikogebi­ete abzustelle­n.

Clemens Fritz, Leiter Profifußba­ll bei den Bremern, nannte die Hoffenheim­er Fälle „tragisch“und meinte: „Da sieht man natürlich, wie schwierig es für alle ist.“Bayern Münchens Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge ließ aber nach dem „G15“-Gipfel am Mittwoch keinen Zweifel, dass die Bundesliga weitergehe­n muss. Die Klubs würden ihre HygieneKon­zepte „gemeinsam verbessern und anpassen, um zu gewährleis­ten dass der Spielbetri­eb aufrechter­halten werden kann“, sagte er.

Noch ist wegen zu vieler CoronaInfe­ktionen oder Quarantäne-Maßnahmen kein Bundesliga­spiel abgesagt worden. Laut DFL-Statuten muss ein Club antreten, solange er 15 Spieler zur Verfügung hat. Viel kürzer sollte die Schlange vor dem Hoffenheim­er Drive-in aber nicht mehr werden.

„Wir können uns die Häufung nicht erklären.“

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