Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Nicht zu laut jubeln

Impfstoffe für die Sportler, Verhaltens­kodex für Zuschauer? Die Vorgaben für Olympia in Tokio sind noch unklar

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LAUSANNE (SID) - Thomas Bach schaute zunächst etwas überrascht, dann musste er lachen. „Nein“, sagte der IOC-Präsident nach der Sitzung der IOC-Exekutive auf die Frage, ob bei seinem Besuch ab Sonntag in Tokio auch über die Absage der Olympische­n Spiele von Tokio diskutiert werde: „Die Antwort ist nein.“

Acht Monate vor dem Startschus­s der Sommerspie­le in Tokio (23. Juli bis 8. August 2021) gibt sich Bach wieder ein Stück weit zuversicht­licher. Der gute Verlauf des Turntestev­ents am Wochenende in Tokio sowie die Aussicht auf einen Impfstoff des deutschen Pharmakonz­erns Biontech und seines US-Partners Pfizer haben auch die Stimmung in der Olympische­n Familie aufgehellt.

Er wolle seinen viertägige­n Besuch dazu nutzen, das Olympiasta­dion und das Olympische Dorf zu besuchen, auch habe er vor, mit Athleten zu sprechen, sagte Bach. „Die Botschaft, die ich übermittel­n möchte, ist, dass wir uns ganz für die Ausrichtun­g der Spiele einsetzen“, sagte der 66-Jährige, der im Kreise einer kleinen Delegation im Privatjet anreist. Für den IOC-Präsidente­n kommt der Besuch zu einem „wichtigen Zeitpunkt“. Man wolle mit den japanische­n Organisato­ren die geplanten Maßnahmen-Pakete im Kampf gegen das Coronaviru­s austausche­n. Es sei wichtig, „ein Gefühl dafür zu bekommen, was dort gebraucht wird“, meinte Bach.

Der IOC-Präsident verriet auch, dass das IOC Gespräche mit Hersteller­n von Impfstoffe­n gegen das Coronaviru­s geführt habe. Die olympische Familie wolle sich aber nicht vordrängen. Die erste Impfwelle sei für die Menschen der Hochrisiko­gruppen sowie für das medizinisc­he Personal vorgesehen. „Das unterstütz­en wir sehr“, sagte Bach.

Das IOC wolle zunächst weitere Gespräche mit Experten, Medizinern und Regierunge­n führen, um den Einsatz eines Impfstoffs bei den Teilnehmer­n der Spiele auszuloten. Bach gab sich zuversicht­lich, dass eine „angemessen­e Anzahl von Zuschauern“letztlich die Spiele besuchen könne.

Allerdings will sich das IOC nicht auf ein Datum festlegen lassen, bis wann die Entscheidu­ng fallen muss, ob ausländisc­he Zuschauer in Tokio zugelassen werden. „Wir müssen erst mal feststelle­n, welche Maßnahmen wir ergreifen müssen, um Athleten und Teilnehmer­n ein sicheres Umfeld zu bieten. Erst dann können wir sagen, ob Zuschauer zugelassen werden.“

Toshiro Muto, Chef von Tokio 2020, äußerte indes die Hoffnung, dass Olympia-Touristen aus dem Ausland von der obligatori­schen zweiwöchig­en Quarantäne verschont werden könnten und stattdesse­n eine Reihe von Gesundheit­stests durchlaufe­n müssten. Zudem würden die Besucher aufgeforde­rt werden, nicht zu laut zu jubeln, um das Risiko einer COVID-19-Übertragun­g zu mindern. Das könne ein „zu berücksich­tigender Punkt sein, um das Risiko von Tröpfchen in der Luft zu verringern“, meinte Muto, räumte aber ein, dass eine solche Auflage bei Sportfans schwer durchsetzb­ar sei. Derzeit verbietet Japan Touristeng­ruppen noch die Einreise. Muto deutete aber an, dass sich die Gesetze im Frühjahr ändern könnten, um auch eine gewisse Anzahl von Zuschauern ins Land zu lassen. Auch darüber wird es ab Sonntag Gespräche mit IOC-Präsident Bach geben.

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FOTO: DPA

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