Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Eine Bühne für Weltstars
Wie der Umbau der Messehalle A1 in eine Volleyballarena läuft – und worauf sich die Spieler freuen dürfen
FRIEDRICHSHAFEN - Dass Thilo Späth-Westerholt umziehen kann, weiß Matthias Liebhardt schon seit Januar. Vor zehn Monaten half der neue Geschäftsführer und Ex-Spieler des Volleyball-Rekordmeisters VfB Friedrichshafen Liebhardt bei dessen persönlichem Umzug. „Wie Thilo da geschafft hat, war echt brutal“, sagt der Teammanager und Pressesprecher des VfB. Und dennoch muss auch Liebhardt immer wieder staunen, wenn er die Halle A1 der Messe Friedrichshafen betritt. Diese hat sich innerhalb einer Woche extrem verändert.
Gleich nachdem der Finanz- und Verwaltungsausschuss am Montag die Finanzierung für den Umzug des VfB aus der baufälligen ZF-Arena in die Messe genehmigt hatte, eilte Späth-Westerholt zurück ins Büro und unterschrieb die ersten bereits vorbereiteten Verträge für den Umbau der Halle in eine Sportarena. Gleich am nächsten Morgen begannen die Aufbauarbeiten. Gut eine Woche später sind die Fortschritte bereits eindeutig zu erkennen. Als erstes wurden die Beleuchtung und die Audiotechnik rund 13 Meter über der späteren Spielfläche installiert, dann ging es an den Aufbau der vier Tribünen. Rund 3200 Zuschauer sollen hier – sobald es die Corona-Verordnung wieder erlaubt – Platz finden. Die Spieler dürfen sich dann ein wenig wie Weltstars fühlen. Schließlich ist die rund 2000 Besucher fassende Haupttribüne dieselbe wie früher bei den Aufzeichnungen von „Wetten, dass...?“.
Auch der Hallenboden, der am Mittwoch angeliefert und am Donnerstag verlegt wurde, hatte ursprünglich einen anderen Einsatzzweck. Er gehört nämlich dem jüngsten Gegner der Friedrichshafener, den Volleys Herrsching, die diesen eigentlich in der großen Münchner Mehrzweckhalle Audi-Dome verlegen wollten. Da aktuell aber keine Zuschauer erlaubt sind, spielen die Herrschinger lieber weiter in ihrer kleinen Nikolaushalle. Für den VfB eine glückliche Fügung, denn der eigene Plan wurde ebenfalls von Corona durchkreuzt. Die Häfler haben den gleichen Boden wie die WWK Volleys bestellt, allerdings hat der französische Hersteller aufgrund der in Frankreich noch schärfer grassierenden Pandemie aktuell große Produktionsschwierigkeiten. Bis Weihnachten können die Friedrichshafener nun den Herrschinger Boden mieten, dann soll der eigene in der Messehalle verlegt werden. „Das kostet uns jetzt zwar ein bisschen mehr. Aber es hält sich absolut in Grenzen“, sagt Liebhardt – auch weil die Herrschinger dem VfB bei der Miete entgegengekommen seien. „Die Clubs der Volleyball-Bundesliga helfen sich.“
Der Zeitplan bleibt straff. Noch in dieser Woche soll ein ContainerDorf mit Umkleiden, Duschen und Physioraum entstehen. Am Freitag und Samstag wird die gesamte Geschäftsstelle aus der ZF-Arena in fünf angemietete Büros in der Messehalle A1 umziehen. Auch die Installation einer neuen LED-Wand ist noch vorgesehen – wenn die Lieferzeiten eingehalten werden. Am Montag soll das erste Training in der „Zeppelin-Cat-Halle“stattfinden. Die Spieler seien schon voller Vorfreude, berichtet Teammanager Liebhardt: „Selbst ein Dejan Vincic, der mit seinen 34 Jahren schon einiges gesehen hat, war nur baff, als er das erste Mal in der Halle war.“
Schon in einer Woche soll das erste Bundesliga-Spiel in der neuen Arena stattfinden – und dann gleich der Kracher überhaupt. Die Berlin
Recycling Volleys kommen am 21. November zum Gipfeltreffen an den Bodensee. Zuschauer sind dann allerdings nicht erlaubt. „Das ist natürlich schade. Ich bin mir sicher, dass die Halle komplett voll gewesen wäre“, sagt der Teammanager und ergänzt: „Andererseits bin ich auch ganz froh, dass wir so erst einmal den Spielbetrieb testen können und uns nicht auch noch auf die Hygienevorschriften für die Zuschauer konzentrieren müssen.“Doch warum wurden die Tribünen schon jetzt aufgebaut, da sie noch gar nicht gebraucht werden? „Ob wir das jetzt machen oder in drei Monaten macht kostentechnisch keinen Unterschied. Wir bezahlen nur den Aufbau, die Miete erlässt uns die Messe dankenswerterweise“, erklärt Liebhardt. „Außerdem: Was wäre das für ein trauriges Bild ohne Tribünen?“
Außerdem hofft er, dass die 3200 Plätze zumindest teilweise schon bald ihren eigentlichen Zweck erfüllen können. Die Ankündigung, dass es schon bald einen Impfstoff geben könnte, hat Liebhardt auf jeden Fall freudig zur Kenntnis genommen: „Ich bin kein Politiker und die Lage ist völlig unberechenbar. Aber ich hoffe schon, dass wir in dieser Saison noch vor Zuschauern spielen dürfen.“Das Hygienekonzept, dass der Club bereits für die ZF-Arena entwickelt hat, habe man „zu 80 Prozent“übernehmen können, sagt Liebhardt. Durch die vielen Zugänge zur Messehalle, sei es jetzt sogar noch leichter umzusetzen. Sein großer Wunsch? Dass das ChampionsLeague-Vorrundenturnier vom 9. bis 11. Februar 2021 in Friedrichshafen vor Fans ausgetragen werden kann. „Das wird ein absolutes Highlight“, sagt Liebhardt. Eines, das die neue Bühne verdient hätte.