Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Riedlinger Tiere werden vor allem in Ulm geschlachtet
Vorwürfe gegen Biberacher Schlachthof für Geschäftsstellenleiter der Viehzentrale nicht vorstellbar
RIEDLINGEN - Die Vorwürfe, die von der Soko Tierschutz gegen den Biberacher Schlachthof erhoben wurden (SZ berichtete), sind für Markus Götz nicht vorstellbar. Der Riedlinger Geschäftsstellenleiter der Viehzentrale Südwest kennt die Branche, den Betreiber des Schlachthofs und das Biberacher Veterinäramt. Es werde einiges dramatisiert, vermutet er. Gleichwohl betont er: Wenn gegen Bestimmungen verstoßen wurde, müsse dies selbstverständlich sanktioniert werden.
Am Standort Riedlingen wird nicht mehr geschlachtet, seitdem die Firma Vion sich im Jahr 2017 entschlossen hat, ihren Schlachthof zu schließen. Die Zahlen waren hier rückläufig; zuletzt waren in Riedlingen noch 50 Rinder und 530 Schweine
in der Woche geschlachtet worden. Das gesamte Inventar wurde verkauft, sodass das alte Schlachthofgebäude derzeit nur eine leere Hülle ist. Die Viehzentrale Südwest habe ihre Pläne, den Betrieb selbst zu übernehmen, nicht weiter verfolgt, berichtet Götz. Stattdessen lässt er jetzt vor allem in Ulm schlachten, wegen der räumlichen Nähe, etwas
Vieh im bayrischen Buchloe und Schweine auch in Crailsheim. Die Viehzentrale ist ein genossenschaftlich organisierter Vermarkter. Mit den zwölf Lastwagen am Standort Riedlingen werden jährlich 700 000 Ferkel, 250 0000 Schlachtschweine, 25 000 Lämmer und 2000 bis 3000 Stück Vieh transportiert.
Götz hat sich die Videos auf Youtube angeschaut, welche die Schlachtmethoden in Biberach dokumentieren sollen. „Die Schweine zucken noch nach dem Entbluten“, kommentiert er, „das sind ganz normale Reflexe.“Er glaube nicht, dass hier ein Fehler bei der Betäubung gemacht worden sei. Dass beim Schlachten von Rindern aber mehrmals mit dem Bolzenschussgerät angesetzt werden muss, sei nicht normal: „Das kenne ich anders.“Üblicherweise sei das Tier beim ersten
Mal betäubt. Die tierfreundlichste Methode, wenn man beim Schlachten überhaupt davon sprechen könne, sei bei Schweinen die Betäubung mit Kohlendioxid. Dabei werden die Tiere in einem Fahrstuhl in eine Kohlendioxidkammer gebracht und bluten anschließend im betäubten Zustand aus.
Den Biberacher Schlachthof konnte Götz schon einmal besichtigen, wenn auch in einer Schlachtpause. Dabe habe er von den hygiensichen Zuständen einen guten Eindruck gewonnen. Was der Riedlinger Betriebsleiter auf jeden Fall ausschließen würde, ist ein Versäumnis des Veterinäramts: „Ich kenne die Biberacher Amtsveterinäre. Die sind sehr penibel, überakurat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass so gravierende Missstände möglich sind.“