Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
50 Nachwuchs-Judokas sind in Quarantäne
Trainer von Sigmaringer Schülern positiv auf Corona getestet – Judo im Schulsport darf regulär stattfinden
SIGMARINGEN - Rund 50 Kinder an vier Sigmaringer Schulen, die JudoSport im Schulsport betrieben haben, sind derzeit in Quarantäne. Ihr Judo-Trainer, der Lehrsportbeauftragte für den Judosport in Sigmaringen, Joachim Hartenstein, war am vergangenen Freitag Covid-19-positiv getestet worden und hatte in der vergangenen Woche, bevor er Symptome hatte, noch mit ihnen zusammen trainiert – allerdings unter Einhaltung der für den Schulsport geltenden Regeln. Manche Sigmaringer stellten die Frage: Wieso darf das Judo-Training derzeit überhaupt stattfinden, währen das Dojo – so nennt man den Kampfsport-Trainingsraum – an der Geschwister-Scholl-Schule in Corona-Zeiten vom Karateverein nicht mehr genutzt werden darf? Die „Schwäbische Zeitung“klärt auf.
„Als Schulsport darf Judo an Schulen unter Einhaltung der Hygieneauflagen und gewissen Einschränkungen weiterhin angeboten werden“, erklärt Joachim Hartenstein, Vorsitzender des Judo-Vereins, am Telefon. Als Vereinssport darf Judo derzeit aber, wie andere Vereinssportarten auch, nicht praktiziert werden. Die Bilharzschule, die Geschwister-Scholl-Schule und die Theodor-Heuss-Realschule verfügen über eine Judo-AG, das Hohenzollern-Gymnasium bietet Judo sogar als Teil des regulären Schulsports an. Seit Ausbruch der Pandemie gelten für diese Judo-AGs ebenso strenge Richtlinien wie für den regulären Schulsport, etwa dass Klassen dabei nicht durchmischt werden dürfen oder der Lehrer nur für Hilfestellungen kurzzeitig Körperkontakt aufnehmen darf – und dabei Maske tragen muss. „Daran habe ich mich gehalten“, so Hartenstein. Klassisch gekämpft werden darf derzeit auch nicht, denn das würde die Mindestabstandsregel verletzen. Veranstaltet wird derzeit also kein herkömmliches Judotraining. „Der Judoverein hat wie andere Sportvereine auch ein Betretungsverbot der Halle“, sagt Hartenstein. „Kein aktiver Judoka darf derzeit im Dojo trainieren“, betont er. Nur Judo im Bereich des Schulsports finde derzeit noch statt, und dabei dürfe lediglich ein Teilbereich der Kampfkunst von sechs Bereichen insgesamt noch ausgeübt werden: die Fallschule. Darüber hinaus werde noch etwas Krafttraining oder Parcours praktiziert, natürlich mit gebührend Abstand.
Karate hingegen wird an Sigmaringer Schulen nicht als Schulsport angeboten, fällt somit unter die Kategorie Vereinssport und darf daher seit dem „Lockdown light“nicht mehr praktiziert werden, wie der Leiter des Karatevereins, Marco Christel, bestätigt – „höchstens via Video-Stream“. Im Frühjahr, beim ersten „Lockdown“, ist es genau umgekehrt gewesen: Schulsport war verboten, Vereinssport erlaubt. „Wobei da viele Vereine das Problem hatten, dass mit der Schließung der Schulen und Turnhallen auch ihre Trainingsräume weggefallen sind“, erklärt Christel.
In der vergangenen Woche hat Joachim Hartenstein, Lehrsportbeauftragter für den Judosport, mit den Schülern der verschiedenen Schulen am Montag, Dienstag und Mittwoch – dem möglichen Ansteckungszeitraum – Gewandtheitsparcours-Training praktiziert: „Dabei stand ich mit größtmöglichem Abstand zur Gruppe, habe keine Hilfestellungen gegeben und habe mich der Dokumentation und Zeiterfassung gewidmet“, erklärt Hartenstein. Er gehe daher nicht davon aus, jemanden angesteckt zu haben – „man weiß es aber natürlich nie“. Er selbst habe sich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit im schulischen Kontext angesteckt, sein Krankheitsverlauf sei zum Glück recht mild. „Ich hatte zwei Tage lang minimale Symptome, dass ich mich am Donnerstag in Selbstisolation begeben habe, war eine reine Vorsichtsmaßnahme. Vor Corona hätte ich bei diesen Symptomen gedacht: Jetzt nehme ich eine Kopfschmerztablette und gehe morgen wieder arbeiten“, sagt der Trainer.
Judo als Schulsport an Sigmaringer Schulen soll am 7. Dezember wieder starten. „Wir haben eine Woche Puffer nach der Quarantäne zur Sicherheit eingeplant“, so Hartenstein.