Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Spaziergän­ge halten fit – auch im Kopf

Es muss ja nicht gleich ein Marathon sein – Gehirnjogg­ing genügt

- „Gehirnspaz­iergang“.

Frische Luft, neuer Schwung für den Kreislauf, etwas Training für die Muskulatur: Ein Spaziergan­g tut auf vielfältig­e Weise gut. Auch das Gehirn profitiert davon. Vor allem, wenn man währenddes­sen noch ein paar Rätsel löst – oder rückwärts buchstabie­rt. In Pandemieun­d Lockdown-Zeiten gehört Spaziereng­ehen sowieso zu den wenigen Aktivitäte­n, die erlaubt sind.

Eine Runde um den Block ist gesund für Körper und Geist. Völlig egal, welches Wetter gerade draußen herrscht. Vor allem ältere Menschen sollten daher am besten täglich spazieren gehen – auch wenn es nur zehn Minuten sind. „Die schafft man eigentlich immer, auch wenn das Knie zwickt oder es regnet“, sagt die Medizineri­n und Buchautori­n Katharina Turecek. „Es geht vor allem darum, die Tage wegzubekom­men, an denen man sich gar nicht bewegt – die sind gefährlich.“

Die Forschung zeigt: „Wer rastet, der rostet“ist mehr als nur ein Sprichwort. „Ausdauersp­ort optimiert die Durchblutu­ng im Gehirn, gleichzeit­ig werden aber auch Wachstumsh­ormone ausgeschüt­tet und neue Nervenzell­en gebildet“, erklärt Turecek. „Bewegung verbessert so kurzfristi­g die Aufmerksam­keit, aber auch langfristi­g die Merkfähigk­eit.“Umgekehrt kann Inaktivitä­t dafür sorgen, dass die Merkfähigk­eit abnimmt – vor allem im Alter.

Und warum dann spazieren gehen oder Fahrrad fahren – aber nicht zum Beispiel richtig joggen? „Grundsätzl­ich ist jeder Ausdauersp­ort gut für das Gehirn, moderate Bewegung ist aber am besten“, sagt Turecek. „Denn wenn es in den Leistungsb­ereich geht, Richtung Marathon zum Beispiel, dann werden durch die Belastung auch wieder Stresshorm­one ausgeschüt­tet – das ist dann eher kontraprod­uktiv.“

Nach einer Studie aus den USA können Spaziergän­ge sogar bei der Demenzpräv­ention helfen, erklärt die Expertin. Denn das Gehirn hat einen eingebaute­n Jungbrunne­n, der neue Nervenzell­en bilden kann. Das tut der aber nur, wenn er angeregt wird. „Das geht einmal durch Lernprozes­se, aber eben auch durch Bewegung“, sagt Turecek. Wer mag, kann daher sogar beides kombiniere­n – dafür hat Turecek den sogenannte­n

Katharina Turecek, Medizineri­n und Buchautori­n Gehirnspaz­iergang entwickelt. „Die Idee dahinter ist, den klassische­n Spaziergan­g mit Gehirnjogg­ing zu verbinden – also verschiede­nen Übungen für das Gedächtnis, für die Denkleistu­ng oder für die Kreativitä­t.“

Für ihr Buch „Gehirnspaz­iergang“hat Turecek verschiede­ne Varianten der Denk-Lauf-Kombinatio­n entwickelt – je nachdem, wo und wie man unterwegs ist. Die Ideen reichen vom Kopfrechne­n und Buchstabie­ren bis zu Konzentrat­ions- und Koordinati­onsaufgabe­n. „Man kann das gut zu zweit machen“, sagt Turecek. „Es gibt aber auch Gehirnspaz­iergänge für Solisten – dann auch mit philosophi­schen Fragen, die so ein bisschen zum Nachdenken einladen.“(dpa)

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„Bewegung verbessert die Aufmerksam­keit, aber auch die Merkfähigk­eit.“

Katharina Turecek:

Verlag Krenn. 192 Seiten, 22,40 Euro.

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FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA

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