Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Schwierige Zeiten für den Gemeindewald
Borkenkäfer, Sturmholz und Trockenheit sorgen für ein dickes Minus in der Langenenslinger Gemeindekasse
LANGENENSLINGEN - „Die fetten Jahre sind auch in unsrem Gemeindewald vorbei“, läutete Bürgermeister Andreas Schneider den Tagesordnungspunkt, der sich mit dem Thema Wald beschäftigte, in der jüngsten Gemeinderatssitzung ein. Damit wies er darauf hin, dass die Zahlen des auslaufenden Jahres und die Prognosen für das kommende Jahr sehr ernüchternd sind. Sturmholz und Borkenkäfer machen die Preise am Holzmarkt kaputt. „Wir sind nicht nur knapp, sondern satt in den roten Zahlen“, sagte Förster Johannes Hainzl, der Bilanz für das ablaufende Forstjahr zog und eine Prognose für das kommende Jahr aufstellte. Mit einem Minus von 141 433 Euro rechnet Revierförster Hainzl bis zum Ende des Jahres.
840 Festmeter (Fm) Sturmholz haben die fünf Stürme, die Ende des Winters auch durch den Langenenslinger Wald gefegt sind, verursacht. Dazu kommen 850 Fm Schadholz durch den Borkenkäfer. Die Trockenheit im Frühjahr und Sommer haben den Holzpreis dann endgültig gedrückt. Der Preis brach von 94 Euro pro Fm auf 50 Euro beziehungsweise 28 Euro für Käferholz ein. Da erwies sich die Entscheidung der Gemeinde, den Holzeinschlag von über 10 000 Festmetern auf 8360 Festmeter zu senken als sinnvoll, sagte Hainzl. Umgesägt werde nur das, was auch vermarktet werden könne. „Mehr nicht.“Momentan liege der Preis bei 70 Euro, was für einen fichtengeprägten Betrieb wie Langenenslingen
Sonderveröffentlichung
zwar erfreulich, aber ein „zartes Pflänzlein“sei.
Die Verkäufe von Nadel- und Laub-Stammholz, Industriehölzern, Brennholz, Reisteilen und Hackrohholz werden der Gemeindekasse einen Erlös von rund 290 000 Euro einbringen. Inklusive aller weiteren Einnahmen und Verrechnungen ergeben sich Erträge von rund 315 000 Euro. Dem gegenüber stehen Aufwendungen in Höhe von 396 000 Euro, was zu einem Minus von 81 000
Euro führt. Einschließlich des kalkulatorischen Ergebnisses kommt es zu einem Minus von 141 433 Euro. Durch die Forstreform in Baden-Württemberg muss die Gemeinde Langenenslingen 27 000 Euro mehr an das Kreisforstamt bezahlen.
Weil die Forstwirte durch Sturm Sabine gezwungen waren, in der Pflanzzeit Sturmholz aufzuarbeiten, konnten statt der geplanten 6000 Forstpflanzen nur 2900 in den Boden gebracht werden. Intensiv wurde in diesem Jahr der Jungbestand gepflegt und auch ein Teil der 65 Kilometer Waldwege neu aufgebaut. Zum Team der Forstwirte zählt seit September Marius Arnold aus Wilsingen, der mit Bestnoten seine Ausbildung zum Forstwirt abgeschlossen hat. Sowohl Hainzl als auch Schneider lobten das junge, schlagkräftige Team, das eine anspruchsvolle und meist sehr anstrengende Arbeit verrichte.
Weitere gute Nachrichten hatte Hainzl zum Alt- und Totholzkonzept der Gemeinde, das sich aktuell im Genehmigungsverfahren bei der Unteren Naturschutzbehörde befindet. Durch Nichtnutzung von 25 Hektar
Wald bekommt die Gemeinde über eine Million Ökopunkte gutgeschrieben. Die Prognosen für das kommende Jahr sind durchwachsen. Hainzl plant für den Gemeindewald mit einem Normaljahr im Bezug auf die Einschlagshöhe. Der Markt sei zwar grundsätzlich aufnahmefähig, jedoch extrem störanfällig bezüglich Sturm, Käfer, Dürre. Die Holzerlöse für 2021 werden eher vorsichtig auf 360 000 Euro festgelegt. Einschließlich weiterer Erlöse sollen 389 000 Euro eingenommen werden. Für die Holzernte rechnet er mit 88 000 Euro, der gleiche Betrag wird für Lohnkosten festgesetzt. Die Gesamtausgaben werden bei etwa 466 800 Euro liegen. Das bedeutet einen unausgeglichenen Haushalt mit einem Minus von etwa 77 800 Euro, einschließlich des kalkulatorischen Ergebnisses sogar mit -141 000 Euro.
„Die Zeiten im Wald werden schwieriger“, sagte Bürgermeister Schneider. Den Brennholzpreis legte der Gemeinderat auf 66 Euro pro Fm fest. Der Verkauf wird über ein Bestellverfahren und nicht über eine Versteigerung geschehen.