Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Fehlende Fachkräfte im Bereich Betreuung
Landkreis Biberach braucht mehr Betreuungsplätze – Städte und Gemeinden in der Pflicht
BIBERACH - Steigende Geburtenzahlen verlangen mehr Betreuungsplätze – das ist die Herausforderung, der sich der Landkreis Biberach auch im kommenden Jahr stellen muss. Im Jugendhilfeausschuss haben Sozialdezernentin Petra Alger und Isabel Hoever, Jugendhilfeplanerin beim Kreisjugendamt, über den aktuellen Stand und den weiteren Bedarf gesprochen. Ein Ausbau der bestehenden Betreuungsplätze sei dringend notwendig, um der Nachfrage gerecht zu werden.
„Wir dürfen uns über steigende Geburtenzahlen im Landkreis freuen“, sagt Petra Alger. Laut Statistischem Landesamt gab es 2019 insgesamt 2205 Geburten im Kreis Biberach. Das sind drei Prozent mehr als im Vorjahr. „Dies schlägt sich selbstverständlich auch auf die Inanspruchnahme und Nachfrage von Betreuungsangeboten nieder. Wir laufen den Geburten leider ein Stück weit hinterher.“Die Bemühungen seien groß, dieses Defizit in den Griff zu bekommen.
Dabei spielen auch die Städte und Gemeinden eine entscheidende Rolle, die Verwaltung wurde deshalb beauftragt, den Ausbaustand und die Pläne bei den Kommunen abzufragen und diese zu bewerten. Bei der Datenerhebung für das Jahr 2020 kam heraus, dass es bei 40 Prozent der Städte und Gemeinden in Einzelfällen zu Problemen bei der Erfüllung des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz für Kinder unter drei Jahren kam. „Es gab leider auch Fälle, in denen keine Lösung gefunden wurde“, berichtet Isabel Hoever. „Deshalb ist ein weiterer Ausbau der Betreuungsplätze kreisweit dringend notwendig.“Im Vergleich zu anderen baden-württembergischen Landkreisen habe der Kreis Biberach noch eine relativ niedrige Betreuungsquote von 25 Prozent. Der Landesdurchschnitt
liegt bei 28,1 Prozent.
Bei der Betreuung von Kindern über drei Jahren sieht das allerdings ganz anders aus: „Da liegt die Quote bei 95,5 Prozent und damit liegen wir über dem Landesdurchschnitt“, sagt Petra Alger. Von Jahr zu Jahr steige die Zahl an Kindern, die betreut werden müssen. Die Regelbetreuung liegt aktuell bei 56 Prozent, die Ganztagsbetreuung bei 20 Prozent. „Wir haben auch einen steigenden Bedarf nach längeren Betreuungszeiten“, sagt Isabel Hoever. Viele Eltern seien berufstätig und benötigten die Ausweitung.
Dies gilt auch für die Schulkindbetreuung. Von 62 Grundschulen im Kreis firmieren 23 als Ganztagsschulen. Im Landesvergleich besucht bereits jetzt eine hohe Quote an Grundschülern eine Ganztagsschule, zum Stichtag 1. März 2020 waren es 1580 Kinder. „Wir gehen davon aus, dass sich hier in den kommenden Jahren noch viel verändert“, so die Jugendhilfeplanerin. Der Bund habe für 2025 einen Rechtsanspruch angekündigt.
Die größte Herausforderung ist aus Sicht der Einrichtungen der Fachkräftemangel. „Nur vier Kommunen haben angegeben, keine Schwierigkeiten bei der Gewinnung von geeignetem Personal zu haben“, sagt Hoever. 33 Kommunen hätten angegeben, selbst auszubilden. „Eine sehr unerfreuliche Situation ist auch, dass Kommunen untereinander bei den Bewerbern in Konkurrenz treten.“