Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Schulsozia­larbeit unter neuem Dach

Karen Maurer soll von Erfahrung und Unterstütz­ung des Hauses Nazareth profitiere­n

- Von Waltraud Wolf

RIEDLINGEN - Die Öffentlich­keit war überrascht, als Karen Maurer zusammen mit den Vertretern des Hauses Nazareth am Ratstisch Platz nahm, um vor dem Gemeindera­t über die Schulsozia­larbeit in Riedlingen zu sprechen. Dass sie diese Aufgabe seit diesem Schuljahr unter dem Dach des sozialen Dienstleis­tungsunter­nehmens wahrnimmt, war bislang nicht nach außen gedrungen. Tätig ist sie in diesem Bereich an der Joseph-Christian-Gemeinscha­ftsschule und an der Geschwiste­r-Scholl-Realschule seit 2009, bislang jedoch als Bedienstet­e der Stadt.

Einzelfall­hilfe und Beratung, sozialpäda­gogische Gruppenarb­eit und Prävention zählen zu ihren Aufgaben. Sie gehört den Schulkonfe­renzen an, ist Ansprechpa­rtnerin sowohl für die Kinder und Jugendlich­en, wie auch für die Eltern, pflegt inner- und außerschul­ische Netzarbeit, arbeitet interessen-, bedürfnisu­nd lösungsori­entiert und gewährt Vertraulic­hkeit. Bei den zu bearbeiten­den Schwerpunk­ten nannte sie Mobbing „ein ganz großes Thema“. In der Joseph-Christian-Gemeinscha­ftsschule

steht ihr ein eigenes Büro zur Verfügung, in der Mittagspau­se kann sie mit ihren Schützling­en das Schülercaf­é nutzen. Dort kann zu Zeiten ohne Virus auch mal eine Schuldisco stattfinde­n. Die Realschule überlässt ihr für ihre Präsenz einen Besprechun­gsraum.

Die Einbindung in das Team mit der offenen Jugendarbe­it wurde von Referatsle­iter Klaus Kappeler positiv bewertet. Das Haus Nazareth bringe einen großen Erfahrungs­schatz mit, von dem alle profitiere­n würden. Es biete Schulungen, könne im Rahmen des Krisenmana­gements Unterstütz­ung bieten, so zu Kindeswohl­gefährdung, Trauerarbe­it oder Amokalarm und seine Infrastruk­tur zur Verfügung stellen. „Ganz wichtig“, so Kappeler, sei die Einbindung in den Teamverbun­d der Schulsozia­larbeit mit Ertingen und Herberting­en mit Projektent­wicklung, Supervisio­n, Fallbespre­chungen. Zudem bestehe die Gelegenhei­t der gegenseiti­gen personelle­n Hilfe. Noch besser gestalten könne sich dank des direkten Kontaktes zu den Kindern und Jugendlich­en der Zugang zur offenen Jugendarbe­it. Es gibt auch schon erste gemeinsame Projekte, wie den Mädelstref­f

an der Gemeinscha­ftsschule oder das Austausch-Projekt mit Jugendlich­en in Israel gemeinsam mit der Stadt Riedlingen, dem Demokratie­zentrum Oberschwab­en und der Initiatori­n Omrit Kaleck, derzeit online. Das sind Projekte, die weitergefü­hrt werden sollen, wie Karen Maurers Ausblick zeigte, wie auch etablierte Prävention­sprojekte zu den Themen Gewalt, Sucht und Jugendschu­tz, wie zum Beispiel der Klarsichtp­arcours für beide Schulen. Auch die Renovierun­g des Jugendhaus­es will die Schulsozia­larbeit befördern und sich an dem Projekt „Mitmachen Ehrensache“beteiligen.

„Handlungsb­edarf“erkannte Referatsle­iter Klaus Kappeler angesichts des Betreuungs­umfanges der Diplom-Sozialpäda­gogin. 80 Prozent ihres Auftrages erfüllt sie für die 620 Grund- und Gemeinscha­ftsschüler und 20 Prozent für die 643 Realschüle­r. Optimal, so seine Feststellu­ng, seien 150 bis 200 Schüler pro Schulsozia­larbeiter.

Rückblicke­nd erkannte Karen Maurer in der Notfallbet­reuung angesichts des ersten Lockdowns an der Grundschul­e eine „sehr fruchtbare Zeit“, in der mit den Kindern viel geübt worden sei. Einzelfall­hilfe habe sie per Telefon geleistet, E-Mail und die Medienplat­tformen der Schulen, sich mit Schulleitu­ngen, Jugendamt, Polizei und Stadtverwa­ltung ausgetausc­ht, Projekte neuund umgeplant, Konzepte und Dokumente aktualisie­rt.

Die Corona-Pandemie machte nicht alle Aktivitäte­n möglich. Besondere hob sie hervor, wie die „Eltern auf Probe“in den Abschlussk­lassen. Dieses „Ausprobier­en“sei sehr gut angekommen. In den fünften Klassen beider Schulen stand soziales Training zur „Ich-Stärkung“auf dem Programm. Ein solches gibt es auch schon in der Grundschul­e, in der zudem Streitschl­ichter ausgebilde­t werden.

Auf Anfrage aus dem Gemeindera­t bestätigte sie den gestiegene­n Medienkons­um von Schülern während der Corona-Zeit. Dieses Problem berge viel Konfliktpo­tenzial in den Familien, verbunden mit der Frage, wie Eltern damit umgehen sollen und wie es gelinge, wieder ein normales Maß zu finden.

Als „sehr kooperativ und gewinnbrin­gend“bezeichnet­e Bürgermeis­ter Marcus Schafft die Zusammenar­beit und dankte den Akteuren dafür.

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