Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Umgang mit Islamisten
Das Internationale Zentrum für das Studium von Radikalisierung und politischer Gewalt (ICSR) hat die Ansätze verschiedener europäischer Länder verglichen. Als Reaktion auf islamistischen Terror setzt zum Beispiel seit 2015 vor allem auf Loslösung: von der Ideologie und den Organisationen wie dem sogenannten Islamischen Staat (IS). Der Strafvollzug bietet den Insassen freiwillige, individuelle Programme an. Dazu zählen Traumatherapie, spiritueller Beistand sowie Fähigkeiten für das Berufsleben. Damit soll die Integration zurück ins gesellschaftliche Leben ermöglicht werden.
Laut der ICSR-Studie sei es zu früh, um den Erfolg der Maßnahmen zu messen, allerdings seien die ersten Ergebnisse ermutigend. In müssen sich radikale Islamisten nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis ein Jahr lang täglich bei der Polizei melden. Es gibt eine Koordinationsstelle, die militante Extremisten überwacht. Davon abgesehen überlässt die französische Justiz die Betreuung von ehemaligen Insassen vor allem privaten Vereinen. Es gibt Workshops, zum Beispiel für Emotionsmanagement, zudem Schulungen in Philosophie, Mathematik oder Schach. (NBR)
Die skandinavischen Länder setzen auf noch mehr Resozialisierung im Strafvollzug.
Das ist in jedem Fall der richtige Weg, aus einem simplen Grund: Man wird damit wenig Schaden anrichten und kann gleichzeitig mit einer hohen Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass sich die Menschen eher von der Radikalisierung gegen den Staat abwenden.
Wie steht Deutschland denn im Vergleich zu anderen Ländern da, was die Rückfallquote von straffällig gewordenen Menschen angeht?
Ich habe schon oft versucht, solche Vergleiche anzustellen, kann das aber nicht, weil uns die Zahlen fehlen. Man kann noch nicht einmal die einzelnen deutschen Bundesländer unterscheiden. Der Strafvollzug blockiert oft den Zugang für unabhängige Forschung. Auch wenn Studien nützlich wären, um politische Entscheidungen zu treffen.