Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Ein unermüdlicher Nachtarbeiter
Landwirt sieht sich durch Tätigkeit des Bibers in der Bewirtschaftung beeinträchtigt
DÜRMENTINGEN - Biber gelten als Inbegriff des Arbeitseifers – und als besonders hartnäckig. Das bestätigt sich in Dürmentingen, wo sich der Nager neben dem Sportplatz offenbar besonders wohl fühlt. Sehr zum Leidwesen eines Landwirts, der sich in der Bewirtschaftung seines Ackers beeinträchtigt fühlt, weil deswegen die Drainage zur Entwässerung nicht mehr ablaufen kann.
Rund ein Hektar misst das Feld, auf dem Getreide, zuletzt Mais, angebaut wurde. An dem habe sich der Biber auch bedient, berichtet der Landwirt. Er sei dem Tier insoweit entgegengekommen, dass neben dem Feld ein 15 Meter breiter Streifen mit Kleegras angelegt wurde. „Das reicht dem Biber aber nicht“, hat der Mann festgestellt. Das Ergebnis: „Wir haben jetzt einen See.“In der Tat ist ein ansehnliches Feuchtbiotop entstanden, auf dem sich Wasservögel tummeln und wo Störche auf Nahrungssuche gehen. Der Landwirt würde gerne eine Längsdrainage ziehen, in welche seine Drainagerohre münden. Da müsse aber das Wasserwirtschaftsamt zustimmen: „Da will niemand ran.“Der Landwirt indes versichert: „Wir sind zu allem bereit.“Hauptsache, sein Feld könne weiter bestellt werden.
Dürmentingens Bürgermeister Dietmar Holstein kennt den Fall. Aus dem Gewässer werde derzeit der Sportplatz beregnet. Den Unmut des Landwirts könne er durchaus verstehen. Abhilfe sei jedoch schwierig:
„Unsere Waffen sind stumpf.“Holstein ist in Kontakt mit dem Biberbeauftragten wegen des weiteren Vorgehens. Der Biber, der schon einmal fast ausgerottet war, zählt zu den besonders und streng geschützten Arten. Nach dem Naturschutzgesetz drohen Geldstrafen bis zu 65 000 Euro, sobald ein Tier gefangen, verletzt oder getötet wird. Jegliche Entnahme aus seiner Umgebung oder der Natur ist verboten. Der Biber hat zwar keine natürlichen Feinde mehr, allerdings schwindet zunehmend sein natürlicher Lebensraum.
In diesem Fall habe man beim Biberdamm ein Ablaufrohr auf die Sohle gelegt, damit das Wasser über einen Durchlass unter der Straße ablaufen kann. Allerdings verschließt das Tier auch diesen Durchfluss. Etwa
alle drei Wochen rückt der Bauhof mit dem Raupenbagger an, um den Ablauf wieder freizuschaufeln. „Der Mensch entfernt es bei Tag, der Biber baut es nachts wieder auf“, beschreibt Holstein die unendliche Geschichte, die auf Dauer auch einen Kostenfaktor darstelle.
Auf Dürmentinger Gemarkung leben offenbar mehrere Biberfamilien. In der Regel gebe es keinen Konflikt. „Aber hier brauchen wir eine Lösung“, sagt Holstein. Eine Umsiedlung des umtriebigen Tieres komme nur in ganz begrenzten Einzelfällen in Betracht. Eine andere Lösung könnte sein, dass die Gemeinde das Grundstück erwirbt, möglicherweise auch im Tausch, und renaturiert. Dadurch könnte die Kommune möglicherweise ihr Ökopunktekonto aufbessern.