Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Sehr belastende Phase für Schwerkranke“
Martina Haitz vom Biberacher Hospiz spricht darüber, wie belastend Corona ist
BIBERACH (sz) - Im Biberacher Hospiz Haus Maria fällt es den Mitarbeitenden und Gästen nicht leicht, auf kostbare Rituale zu verzichten. Kein Singen und Musizieren in der Vorweihnachtszeit, Besuche von außen nur in Ausnahmefällen – Martina Haitz, stellvertretende Leiterin des Hauses Maria, gibt Einblicke, woran es gerade so sehr mangelt.
Frau Haiz, in der Vorweihnachtszeit war das Haus Maria in den vergangenen Jahren eine feste Anlaufstelle zum Beispiel für die St.Martins-Chorknaben. Wird das Weihnachtskonzert entfallen?
Ja, leider. Auch die Stubenmusik und Kindergruppen bleiben aufgrund der Corona-Auflagen fern. Diese engagierten Menschen, die von draußen ein Stück Normalität hereingebracht haben, werden schmerzlich fehlen. Es wird eine sehr stille Vorweihnachtszeit werden. Das Singen mit unseren Gästen und ihren Angehörigen wird uns massiv fehlen. Und wenn ich mir überlege, wie sich unsere Vorweihnachtszeit in den vergangenen Jahren entwickelt hat, so sehe ich auch eine gewisse Gefahr durch diesen Lockdown light: Es wäre schade, wenn bürgerschaftliches Engagement einschlafen würde, weil es aufgrund der Situation ausgebremst wird. Wir würden die Unterstützung von außen sehr vermissen. Sehr froh sind wir jedoch, dass unser ehrenamtliches Team von Hospizbegleitern unter strengsten Hygienemaßnahmen unsere Gäste begleiten darf.
Wie versuchen Sie trotzdem, ein wenig Adventsstimmung zu verbreiten?
Wir backen Bredle und Zopf – der Duft zieht durchs Haus, das tut den Gästen gut, auch wenn sie davon selbst manchmal nichts essen können. Des Weiteren achten unsere Mitarbeiterinnen
der Hauswirtschaft auf eine weihnachtliche Gestaltung des gesamten Hospizes.
Wie ist die Situation gerade unabhängig von Weihnachten? Seit Beginn der Pandemie ist es schwierig im Hospiz, weil ja zum Beispiel auch Begegnungen im Wohnzimmer nur noch begrenzt stattfinden sollen?
Das stimmt. Wir dürfen Geburtstage oder andere Anlässe nicht mehr wie gewohnt mit den Angehörigen feiern. Im gemeinschaftlichen Wohnzimmer fanden bisher sehr schöne Feiern auch im größeren Rahmen statt. Das fehlt den Gästen, den Angehörigen und uns.
Gibt es noch andere Erschwernisse durch die Corona-Pandemie? Wenn jemand neu zu uns kommt, muss er fünf Tage im Zimmer in Schutzisolation verbringen. Wir dürfen nur in Schutzkleidung zum Gast. Er sieht unser Gesicht daher nicht wirklich, hört unsere Stimme schwerer durch die Vermummung. Diese Phase ist für die Schwerkranken sehr belastend. Und für uns, weil wir unsere Gäste aktuell mit einer gewissen Distanz umsorgen.