Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Tarifstreit verschärft sich
Lösung für Metall- und Elektroindustrie in weiter Ferne
- In der Tarifauseinandersetzung der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie haben sich die Fronten weiter verhärtet. Arbeitgeber und Gewerkschaften sind nach der vierten Gesprächsrunde am Dienstag erneut ohne nennenswerte Fortschritte auseinandergegangen. „Beide Seiten haben ihre Linien gehalten“, erklärte Wilfried Porth, der Vorsitzende des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, nach den Verhandlungen im Kulturund Kongresszentrum in Kornwestheim. „Wenn die nächsten Streiks bereits geplant sind, ist es schwierig, aufeinander zuzugehen.“Für die Unternehmen seien die Kosten ein „absolut kritischer Punkt“, wie der Personalvorstand des Konzerns Daimler weiter erläuterte.
Vor der nächsten Verhandlungsrunde, die noch nicht terminiert sei, habe man sich auf Expertengespräche geeinigt, um auf baden-württemberg-spezifischen Feldern die Möglichkeiten einer Annäherung auszuloten. Neben der Ausgestaltung von Zukunftstarifverträgen sind das nach Angaben Porths die Kostenstrukturen auf Seiten der Arbeitgeber und die Situation von Studierenden der Dualen Hochschule Baden-württemberg auf Seiten der IG Metall.
Porths Gesprächspartner, Badenwürttembergs Ig-metall-chef Roman Zitzelsberger, bestätigte die Expertengespräche und kündigte neue Streiks an. „Es wird zu keinem Stillstand an der Warnstreikfront kommen, solange es auf der anderen Seite des Verhandlungstisches keine Bewegung gibt“, sagte Zitzelsberger. Eine Lösung der verfahrenen Situation vor Ostern sei immer noch möglich, „dazu braucht es aber einen deutlichen Sprung“– vor allem im Hinblick auf das Unverständnis in den Unternehmen, dass „Zigtausende dual Studierende in den Betrieben ohne Tarifvertrag unterwegs sind.“Insgesamt sei es vollkommen logisch, dass die Beschäftigten in den Unternehmen nach einem harten Jahr in der Pandemie „ihrer vergleichsweise bescheidenen Forderung“mit Streiks mehr Nachdruck zu verleihen suchen.
Die IG Metall fordert unter anderem vier Prozent mehr Geld – entweder in Form von Lohnsteigerungen oder als zumindest partiellen Ausgleich, wenn ein Betrieb in der Krise die Arbeitszeit reduziert. Der Arbeitgeberverband Südwestmetall lehnt das ab und fordert stattdessen, tarifliche Sonderleistungen zu kürzen. Das wiederum will die Gewerkschaft nicht mitmachen.
Parallel zu den laufenden Verhandlungen hat die IG Metall erneut zu Warnstreiks aufgerufen. Der bisherige Höhepunkt war nach Gewerkschaftsangaben der vergangene Freitag mit Aktionen in mehr als 90 Betrieben. Am heutigen Dienstag nahmen laut IG Metall bis Nachmittag 13 750 Beschäftigte aus 27 Betrieben teil, unter anderem versammelten sich knapp 900 Beschäftigte mehrerer Betriebe aus und um Ulm zu einem gemeinsamen Demozug zum Marktplatz in Biberach.