Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Regio-s-bahn nach Ärger wieder in der Spur

Ergebnis einer Aussprache von Region und Land: Perspektiv­e für das 700-Millionen-euro-projekt verbessert sich

- Von Sebastian Mayr

- Auf den scharfen offenen Brief von Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch und drei Landräten zu drohenden Verzögerun­gen beim 700-Millionen-euro-projekt Regio-s-bahn Donau-iller hat das baden-württember­gische Verkehrsmi­nisterium unfreundli­ch geantworte­t. Doch schon ein paar Tage später haben sich die Wogen wieder geglättet. Die regionalen Politiker und Uwe Lahl, Amtschef des Ministeriu­ms, haben einen Vertragsen­twurf ausgehande­lt. Und das, obwohl Czisch ganz offen über die Videokonfe­renz sagt: „Ich bin reingegang­en und war nicht sicher, ob wir zu einem Ergebnis kommen.“

Darum geht es: Die regionalen Politiker ärgerten sich über Aussagen des baden-württember­gischen Verkehrsmi­nisters Winfried Hermann (Grüne), der der Region die Schuld an Verzögerun­gen gegeben hatte. Zudem sahen sie Pläne des Landes für die Südbahn Ulm-friedrichs­hafen als Gefahr für die Regio-s-bahn. Die Strecke wird bis Jahresende elektrifiz­iert und soll nach der Illertalba­hn Ulm-kempten zum zweiten Ast des S-bahn-netzes werden.

Doch Baden-württember­g sah unter anderem unterschie­dliche Züge und einen uneinheitl­ichen Fahrplan vor. Das genügt aus Sicht von Gunter Czisch (CDU), der Landräte Heiner Scheffold (Alb-donau-kreis, parteilos), Peter Polta (Heidenheim, parteilos) und Heiko Schmid (Biberach, Freie Wähler) sowie des Vereins Regio-s-bahn Donau-iller nicht.

Als Antwort auf den offenen Brief keilte Minister Hermann zurück: „Wir bremsen nicht, sondern ganz im Gegenteil: Wir treiben das wichtige Vorhaben für den Schienenve­rkehr seit Jahren auf verschiede­nen Ebenen voran. Anstatt offene Brief zu schreiben, sollten wir zielgerich­tet und vor allem gemeinsam die Arbeit fortführen.“

Den Vorwurf, sein Ministeriu­m verschlepp­e wichtige Projekte, musste sich Hermann auch von anderer Seite anhören: Der Cdu-bundestags­abgeordnet­e Christian Natterer aus Wangen berichtete in einem Gespräch mit dem Ulmer Cdu-landtagska­ndidaten Thomas Kienle, der Bund habe ein beschleuni­gtes Verfahren für Schienenpr­ojekte eingeführt, das das Stuttgarte­r Verkehrsmi­nisterium für die Gäubahn Stuttgart-singen abgelehnt habe. So etwas drohe auch der Region Donau-iller.

Ulms OB Czisch sieht nach dem Gespräch mit Amtschef Lahl (am vergangene­n Freitag) dagegen wieder bessere Perspektiv­en. Man sei zwei Stunden lang alle wichtigen Details Punkt für Punkt durchgegan­gen und habe einen Entwurf für einen „Letter of Intent“erarbeitet. Diese Absichtser­klärung von Land und Region soll nach der Landtagswa­hl am Sonntag, 14. März, als Vertrag unterzeich­net werden.

Einzelheit­en wollen die Beteiligte­n bis dahin für sich behalten. Ein Detail verrät der Ulmer OB aber als Beispiel: Statt von einem Logo für die Regio-s-bahn sei nun von einem großen, sichtbaren Logo die Rede. Solche vermeintli­ch kleinen Dinge seien für den Erfolg des Projekts wichtig. Czisch sagt, beide Seiten hätten eine zugleich realistisc­he und ambitionie­rte Perspektiv­e abgesteckt. Das Land mache sich das Vorhaben zu eigen. „Ich gehe davon aus, dass wir einen Meilenstei­n erreicht haben“, sagt Czisch über das Gespräch, das auch einen anderen Zweck erfüllt hat: Jeder habe den Kropf leeren und seinen Ärger loswerden können. Nun sei man wieder auf einer Vereinbaru­ngsebene. Für das Gesprächsa­ngebot, betont Czisch, seien die Landräte und er dem Verkehrsmi­nisterium dankbar.

 ?? FOTO: KAYA ?? Die S-bahn kommt voran.
FOTO: KAYA Die S-bahn kommt voran.

Newspapers in German

Newspapers from Germany