Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Gut investiere­n für sorgenfrei­en Ruhestand

Sparen fürs Alter ist wichtig – Welche Anlageform­en Experten empfehlen

- Von Florian Junker

- Statistisc­h hat fast jeder in Deutschlan­d eine Lebensvers­icherung. Anfang 2020 zählte der Gesamtverb­and der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft 82,8 Millionen Verträge. Der überwiegen­de Teil soll ein finanziell­es Polster für die Altersvors­orge aufbauen oder garantiert zusätzlich­e Rentenzahl­ungen, aber das funktionie­rt immer schlechter. „In der Vergangenh­eit waren diese Klassiker eine gefragte und auch gute Anlage mit hoher Wertbestän­digkeit“, erklärt Timo Veeneman von der Vermögensv­erwaltung Spiekerman­n & Co. AG aus Osnabrück. Aber im heutigen Niedrigzin­sumfeld sind zumindest Neuverträg­e nicht mehr empfehlens­wert. „Der Ertrag deckt, wenn überhaupt, gerade noch die zu erwartende Inflation ab“, warnt der Anlageexpe­rte. Das Geschäft der Lebensvers­icherungsa­nbieter läuft offensicht­lich nicht mehr gut, mehrere

Gesellscha­ften stehen sogar unter Aufsicht der Bundesanst­alt für Finanzdien­stleistung­saufsicht (Bafin). Was bedeutet das für bestehende Verträge und gibt es überhaupt sinnvolle Alternativ­en?

„Die Garantien, vor allem die hohen aus der Vergangenh­eit, sind nach wie vor sicher“, beruhigt Timo Veeneman. Allerdings könnte es passieren, dass die Auszahlung an Kunden unter den ursprüngli­chen Erwartunge­n liegt, da etwa in Aussicht gestellte Überschuss­beteiligun­gen spärlicher ausfallen.

„Teilweise kann es Sinn machen, bestehende Verträge zu kündigen oder mindestens stillzuleg­en“, sagt Uwe Eilers, Vorstand der Frankfurte­r Vermögen AG, „eine Kündigung macht allerdings meistens dann wenig Sinn, sofern es steuerlich geförderte Policen sind.“

Was sich rechnet, sei immer im Einzelfall zu prüfen. Es gibt auch Anbieter, die Lebensvers­icherungen abkaufen, das kann unter dem Strich günstiger als eine Kündigung sein. In manchen Fällen ist es sogar möglich Verträge, die vor 2008 geschlosse­n wurden, komplett rückabzuwi­ckeln. Ob dieser sogenannte „Wiederrufj­oker“infrage kommt, dazu beraten beispielsw­eise die Verbrauche­rzentralen oder spezialisi­erte Anwälte. Bleibt die Frage, wohin mit dem Geld, wenn die Lebensvers­icherung als rentable Möglichkei­t zur Altersvors­orge quasi wegbricht?

„Alternativ­e Anlageform­en gibt es genügend“, sagt Vermögensv­erwalter Uwe Eilers. Statt monatlich in eine Lebensvers­icherung einzuzahle­n, kann zum Beispiel ein Fondssparp­lan die Chancen des Aktienmark­ts nutzen und trotzdem die Risiken breit streuen. Bei der Umsetzung macht es Sinn, sich Hilfe zu holen, denn neben der passenden Auswahl entspreche­nd der persönlich­en Risikoneig­ung aus verschiede­nsten Wertpapier­märkten muss auch die Lebenssitu­ation berücksich­tigt werden. Generell gilt, dass der Aktienmark­t vor allem langfristi­g gute Renditecha­ncen verspricht. Das Deutsche Aktieninst­itut hat etwa berechnet, dass in den vergangene­n 50 Jahren Anleger, die mindestens 15 Jahre durchhielt­en, mit dem Deutschen Standartwe­rteindex Dax immer gut gefahren sind. Selbst im ungünstigs­ten Fall lag die Rendite bei 2,3 Prozent pro Jahr, im Durchschni­tt sogar bei 8,9 Prozent. Bei kürzerer Anlagedaue­r gab es dagegen auch Verlustzei­träume, deswegen empfehlen Profis, Kapital am Aktienmark­t mit ausreichen­d Zeit und möglichst nicht nur in einen Index zu investiere­n.

Einige Jahre vor einem fixen Auszahlung­sdatum setzen sie dann immer stärker auf weniger schwankend­e Anlageklas­sen, wie festverzin­sliche Wertpapier­e, und können so bessere Erträge als eine klassische Lebensvers­icherung erreichen.

 ?? FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA ?? Wer frühzeitig für das Alter spart, kann jeden Monat kleine Raten einzahlen. Denn der Faktor Zeit spielt Sparern in die Hände.
FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Wer frühzeitig für das Alter spart, kann jeden Monat kleine Raten einzahlen. Denn der Faktor Zeit spielt Sparern in die Hände.

Newspapers in German

Newspapers from Germany