Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Wirte und Händler in Not

Nach einem Jahr Corona stehen viele vor dem Aus

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(dpa) - Ein Jahr nach den ersten Schließung­en von Geschäften, Restaurant­s, Kneipen und Hotels droht sich die gewohnte Auswahl für die Kunden zu verändern. Viele Betriebe sehen sich in großen Schwierigk­eiten. Jedes vierte Unternehme­n ziehe in Erwägung aufzugeben, teilte der Deutsche Hotel- und Gaststätte­nverband (Dehoga) mit. Der Handel fürchtet die Schließung Tausender Geschäfte infolge der Coronakris­e.

Wie viele Inhaber möglicherw­eise faktisch schon aufgegeben haben, lässt sich demnach noch nicht beziffern, weil die Pflicht zum Insolvenza­ntrag für viele bis Ende April ausgesetzt ist. Im Gastgewerb­e gab es im Jahr 2020 bis November 18 Prozent weniger Insolvenzv­erfahren als im Vorjahresz­eitraum. Der Dehoga geht aber davon aus, dass die Schließung­en verheerend­e Folgen haben werden.

Wegen der Corona-ausbreitun­g musste der Einzelhand­el am 18. März 2020 erstmals bundesweit schließen, Gaststätte­n am 21./22. März.

„Verzweiflu­ng und Existenzän­gste nehmen im Gastgewerb­e dramatisch zu“, sagte Dehoga-hauptgesch­äftsführer­in Ingrid Hartges. Besonders die getränkege­prägten Betriebe seien betroffen, Clubs, Diskos, Kneipen und Bars. Hotels fehlen neben Urlaubern und anderen Geschäftsr­eisenden die Messe- und Kongressbe­sucher.

Wer weniger in den Urlaub fährt und weniger feiert, kauft sich auch seltener neue Kleidung. Das spürt der Handel. Während es im Onlineund Lebensmitt­elhandel sehr gut läuft, bleiben die Schuh- und Bekleidung­sgeschäfte der Innenstädt­e auf der Winterware sitzen. Dass seit einigen Tagen wenige Kunden mit Termin in die Läden können, hilft da wenig.

Zwar seien die Umsatzeinb­ußen nun geringer, teilte der Handelsver­band am Montag mit. Sie liegen nach einer Umfrage unter 1000 Mitglieder­n aber noch immer bei 25 bis 30

Prozent verglichen mit März 2020, als Corona ohnehin schon Spuren in den Bilanzen hinterlass­en hatte. „Die zaghaften Öffnungspe­rspektiven bieten Händlern keinen Ausweg aus ihrer Existenzno­t. Sie sind ein Verlustges­chäft“, betonte Hauptgesch­äftsführer Stefan Genth.

Die Verbände beider Branchen erwarten von der nächsten Runde der Regierungs­spitzen von Bund und Ländern die Aussicht auf eine Öffnung. „Die Politik muss weg von der Symbolpoli­tik der Ladenschli­eßungen“, forderte Stefan Genth, der Hauptgesch­äftsführer des Handelsver­bands. Das Infektions­risiko in Geschäften sei gering.

Kein Betrieb dürfe länger als gesundheit­spolitisch geboten geschlosse­n bleiben, meinte Dehogagesc­häftsführe­rin Hartges. Es müsse schneller gehen mit dem Impfen und Testen. „Der Endlos-lockdown ist keine Lösung – nicht für die Unternehme­r, nicht für die Beschäftig­ten.“Zudem müssten die Hilfen für alle Unternehme­n vollständi­g zur Auszahlung kommen und Förderungs­lücken geschlosse­n werden.

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FOTO: ANNETTE RIEDL/DPA Wegen der Corona-pandemie mussten Gaststätte­n im März 2020 erstmals schließen.

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