Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Abschiebepraxis ist beschämend
Zum Bericht „Herzkranker stirbt fünf Monate nach Abschiebung“(SZ vom 13. März):
Wenn ich einen Bericht wie den vom Tode von Sali K. fünf Monate nach seiner Abschiebung in den Kosovo lese, treibt es mir die Schamesröte ins Gesicht. Was haben wir für einen Rechtsstaat, in dem Gesetze blind und mit 29-jähriger Verspätung durchgesetzt werden? Jeder normal denkende Mensch versteht, dass Heimat nach fast 30 Jahren dort ist, wo sechs Kinder, 17 Enkel und ein Urenkelkind leben. Dass kranke Menschen, die auf regelmäßige medizinische Hilfe angewiesen sind, ohne Rücksicht darauf ausgewiesen werden, ist alleine schon ein Skandal! Dass der Protest von 40 000 Menschen und der Antrag vom Dezember 2020 auf Rückholung monatelang keine Wirkung zeigten, ist ungeheuerlich! Als Deutsche schäme ich mich für die Unmenschlichkeit des Deutschen Staates, der bei der Durchsetzung seiner inhumanen Abschiebepraxis auch „über Leichen geht“und dessen Bürokratie dermaßen langsam und schwerfällig ist.
Den Angehörigen sei auf diesem Wege mein Beileid ausgedrückt und ich hoffe mit ihnen, dass die durch die traumatischen Ereignisse schwer belastete Ehefrau Mire bald wieder bei ihrer Großfamilie sein darf.
Meiner Meinung nach muss zeitnah nach einer Einwanderung das Bleiberecht geprüft werden und – falls es nicht besteht – unverzüglich und sofort rückgeführt werden. Kann die Justiz dies nicht erfüllen, dann darf nicht mit 29-jähriger Verzögerung abgeschoben werden, wenn Deutschland zur Heimat geworden und die Einwanderer längst völlig integriert sind und sich heimisch fühlen! Wir brauchen, mit Verlaub, dringend eine Änderung der Abschiebepraxis, um weiteres Unrecht zu verhindern. Der Fall von Sali K. macht mich beschämt, wütend und traurig.
Anja Devi Blersch, Unlingen
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