Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Perspektiven für die Jugendarbeit schaffen
Junge Erwachsene leiden unter den Corona-regeln – Mengener Jugendbeauftragte helfen
(sz) - Das städtische Jugendhaus in Mengen ist aufgrund der Corona-pandemie seit November geschlossen. Für die beiden Jugendbeauftragten der Mariaberger Ausbildungsund Service ggmbh, die für die Stadt Mengen im Jugendhaus tätig sind, ist es daher kaum mehr möglich, Kinder- und Jugendarbeit sowie Jugendsozialarbeit zu leisten. Darunter leiden insbesondere die jungen Erwachsenen in Mengen.
Stefan Fetscher und Dagmar Albrecht hoffen sehr, dass diese Angebote bald wieder möglich sind, denn den Jugendlichen fehle der persönliche Kontakt zum Jugendhaus und Gleichaltrigen sehr. Das teilt die Stadt Mengen in einer Pressemitteilung mit, ein Interview mit den beiden kann auf dem Youtube-kanal der Stadt abgerufen werden.
Dagmar Albrecht ist normalerweise für die aufsuchende Jugendarbeit zuständig und sucht nach wie vor den Kontakt zu Jugendlichen auf der Straße. Zusammen mit Stefan Fetscher wurde angefangen, das Jugendhaus zu renovieren, solange es für Besucher geschlossen bleiben muss. Ebenso wurden neue Online-projekte überlegt und umgesetzt, wie Kochbeiträge auf Social-media-kanälen zum Nachmachen für Zuhause.
Fetscher erklärt, dass bis Januar noch Beratungsgespräche im Jugendhaus, sogenannte Einzelfallhilfen, stattfinden konnten, aufgrund der geänderten Corona-verordnung aber seitdem nicht mehr. Albrecht ergänzt, dass zur Kompensierung die aufsuchende Jugendarbeit ausgebaut wurde, um die jungen Menschen anzutreffen. Diese vermissen den Kontakt zu ihren Freunden und leiden sehr unter den momentanen Einschränkungen.
Albrecht hat aus ihren Begegnungen mit den Jugendlichen den Eindruck gewonnen, dass diesen erst jetzt richtig bewusst geworden ist, wie sehr sie die sozialen Kontakte vermissen und auch brauchen. Die Anliegen sind nun tiefer und es tauchen viele Alltagsfragen auf; Schwierigkeiten in der Schule, insbesondere Home-schooling, wie finde ich einen Ausbildungsplatz, wie geht es meinen Freunden, meiner Oma? Fetscher ergänzt, dass ein gewisser Leidensdruck bei den Kindern und Jugendlichen, gerade was Treffen mit Freunden oder sportliche Aktivitäten angeht, entstanden ist.
Es gibt ein Notfalltelefon, unter dem das Jugendhaus-team zu verschiedenen Zeiten erreichbar ist. Weiterhin werden die Jugendlichen über die Social-media-kanäle angesprochen und über die bereits zuvor genannten Online-projekte (Kochrezepte) wird versucht, ein wenig Abwechslung und Kreativität in den Alltag zu bringen. Albrecht ist nach wie vor mindestens viermal wöchentlich unterwegs und beispielsweise jeden Donnerstag von 17.30 bis 19 Uhr am Alten Fuchs anzutreffen. Stattfinden können außerdem im Einzelfall Beratungsgespräche (etwa über Ausbildungssuche) im Rahmen der Mobilen Jugendarbeit. Albrecht führt auch ab und zu sogenannte „Geh-spräche“, für sie eine gute Möglichkeit, einen Erstkontakt herzustellen, um dann vielleicht Einzeltermine zu verabreden, heißt es in der Mitteilung weiter.
Die Renovierungsarbeiten am Jugendhaus sollen weitergeführt werden. Später braucht es die Jugendlichen dazu, die ihre Kreativität mit einfließen lassen und das Haus wieder mit Leben füllen. Zudem sind noch weitere neue Projekte geplant, so Albrecht weiter, unter anderem regelmäßige Kreativangebote, wie bereits vergangenen Sommer, in corona-konformen Kleingruppen. Durch diese Aktionen sollen verstärkt unterschiedliche Gruppierungen und ihre Interessen angesprochen werden. Fetscher forciert vor allem die breitere Ansprache der Jugendlichen, auch über die Schulen und Vereine. „Wir möchten, dass das Jugendhaus nicht nur als Raum von bestimmten Personengruppen angesehen wird, sondern es breiter öffnen“, wird Fetscher in der Mitteilung zitiert.
Albrecht wünscht sich für die Zukunft, „dass wir Corona in den Griff kriegen“, beispielsweise durch Impfungen. Weiterhin wünscht sie sich, dass die Aktivitäten des Jugendhauses sehr bald wieder stattfinden können. Ihr Kollege wünscht sich vor allem eine Wiedereröffnungsperspektive, einen Plan für die Zukunft, um den Jugendlichen wieder eine Aussicht auf Normalität geben zu können. Er hofft, dass die politischen Entscheidungsträger den Blick auf die Kinder und Jugendlichen nicht verlieren, insbesondere auch im Hinblick auf die Einzelfallhilfe. Beziehungsarbeit und Vertrauen ist das A und O der Jugendarbeit. Dieses kann nur durch persönliche Kontakte entstehen oder weiter bestehen bleiben. Daher sei eine Perspektive für die Jugendlichen mit kleinen Öffnungsschritten absolut wünschenswert und dringend notwendig aus Sicht der beiden Jugendarbeiter.