Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Das Duell ist Rock ’n’ Roll“
Markus Babbel freut sich auf das Spiel Bayern gegen Stuttgart
kannst. Das war auch der entscheidende Faktor in der vergangenen Saison, als sie alles gewonnen haben. Da ist immer eine brutale Qualität nachgekommen und die ist jetzt verloren gegangen. So wie ich das interpretiere, kann Hansi Flick mit den Spielern, die im Sommer dazu kamen, nicht allzu viel anfangen. Bis auf Choupo-moting ist ja keiner dabei, der öfters mal zum Einsatz kommt. Aber mir kann keiner erzählen, dass Hasan Salihamidzic das alles alleine entschieden hat. Deshalb hat es mich schon etwas irritiert, dass da jetzt so Meinungsverschiedenheiten aufgekommen sind.
Der Streit könnte bald vorbei sein, wenn Flick nach der EM doch die Nachfolge von Joachim Löw als Bundestrainer antritt. Neben ihm sind mit Ralf Rangnick und Lothar Matthäus zwei weitere Kandidaten im Gespräch, die ebenfalls eng mit Stuttgart und München verbunden sind. Wem würden Sie es am ehesten zutrauen?
Mein Topfavorit ist Stefan Kunz. Wenn er es schafft, mit der U21 bei der EM wieder so erfolgreich abzuschneiden wie zuletzt, dann wird er mit Sicherheit ein ganz heißes Thema sein. Er kennt die Strukturen beim DFB und man muss keinen aus einem laufenden Vertrag rausholen. Aber natürlich kann ich mir auch gut vorstellen, dass sich Hansi Flick, wenn er mit den Bayern noch mal eine so erfolgreiche Saison hat, fragt, was soll ich eigentlich noch erreichen, und dann eher die Nationalmannschaft als reizvoll ansieht. Bei Ralf Rangnick stellt sich sicher die Frage, ob er so lange warten kann – weil der DFB sich ja Zeit nehmen möchte –, wenn er die Möglichkeit hat, einen Traditionsverein wie Schalke zu übernehmen und wieder in die Spur zu bringen. Und natürlich ist auch Lothar Matthäus ein Mann, über den man diskutieren muss. Als Fußballer war er der beste, den Deutschland je hatte und ich denke, aufgrund seines Alters ist er jetzt auch etwas ruhiger geworden – auch im privaten Bereich. Ihn könnte ich mir also auch gut als Bundestrainer vorstellen.
Und was ist mit Ihnen, sehen Sie sich selbst auch noch einmal auf der Trainerbank?
Ganz ehrlich, weiß ich das nicht. Ich sehe, dass das Fußballbusiness immer verrückter wird und viele Dinge für mich nicht mehr nachvollziehbar ist. Da stellt sich schon die Frage, will man das noch. Aber ich bin im Moment offen für alles und mache mir viele Gedanken, wo die Reise hingehen könnte. Und da kann ich definitiv nicht ausschließen, dass es mich auch noch einmal als Trainer in die Bundesliga zieht. Die Frage ist aber, wie wahrscheinlich das ist. Offenbar muss man heutzutage ja zu einem Projekt wie Red Bull gehen, noch mal als Jugendtrainer arbeiten oder die Fußballlehrer-ausbildung mit 1,0 abschließen, um eine Chance zu bekommen. Leider sind gewisse Qualitäten nicht mehr gefragt, Hauptsache man hat einen Laptop in der Hand. Das ist für mich nicht nachvollziehbar, für mich stehen die Menschen und Spieler im Vordergrund.