Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Die Freude der Kinder währt nur kurz
Da die Inzidenzzahl über 100 liegt, müssen auch die Jüngsten das Training einstellen
- Der Landkreis Sigmaringen hat aufgrund des hohen Inzidenzwerts die Notbremse gezogen. 130,7 - das veranlasste die Verantwortlichen zu handeln. Betroffen sind vor allem die Kinder unter 14 Jahren, die seit einigen Tagen wieder draußen - wenn auch kontaktarm trainieren durften und nun dazu verdammt sind, wieder zu Hause zu sitzen. Die „Schwäbische Zeitung“fragte nach. Nach nur wenigen Tagen im Training mussten beispielsweise die Kinder des FC Ostrach wieder ihr Training einstellen. Im Fußball droht ein vorzeitiges Saisonende.
Sigmar Störk, Spielleiter des Bezirks Donau für Aktive und Junioren und designierter Nachfolger von Horst Braun als Bezirksvorsitzender, sah die Entwicklung in den vergangenen Tagen kommen. „Es ist sehr schwierig, derzeit einen entsprechenden Plan zu erstellen. Alleine wenn ich mir die Inzidenzen in den verschiedenen Kreisen im Verbandsgebiet anschaue, schwankt das deutlich. Da haben wir den Kreis Rottweil mit einer Inzidenz von 30 bis 35. Schwäbisch Hall hat eine Inzidenz von 250.“Im Kreis Sigmaringen gebe es derzeit einige Hotspots mit hoher Inzidenz. „Und was machen die Vereine, wenn es wieder erlaubt ist, die Inzidenz vielleicht um die 50 liegt, die Stadt aber sagt: ,Das ist uns zu heikel’ und den Platz sperrt?“, fragt Störk. Das alles macht es für die Terminplaner des Fußballbezirks nicht einfacher. „Wir müssen uns nun mal an den politischen Vorgaben orientieren und daran halten“, sagt Störk. Natürlich hat auch er die Hoffnung, dass die Inzidenzwerte rechtzeitig wieder fallen. Aber irgendwann erreiche man einen Punkt, an dem die Zeit nicht mehr ausreiche, um die Saison fertig zu spielen. „Wenn wir am 20. April absehen können, dass wir nicht starten können, geht uns die Zeit aus.“Das sei im Jugendbereich nicht anders.
„Natürlich haben sich die Kinder gefreut, als sie wieder Fußball spielen durften“,
Aber Störk verspricht: „Wir stehen Gewehr bei Fuß, können, falls nötig, auch kurzfristig reagieren. Aber die Inzidenz gibt uns die weitere Perspektive vor.“Auch die Heterogenität des Bezirks Donau macht die Planung nicht einfacher. „Wir haben im Bezirk Donau gleich mehrere Kreise, die relevant sind: Zum einen der Kreis Sigmaringen, zum anderen aber - für die Ehinger Klubs der Kreis Albdonau sowie der Kreis Ravensburg und im Falle der TSG Zwiefalten auch noch den Kreis Reutlingen.“ sagt Ostrachs Jugendleiter Karl Fischer.
Karl Fischer, aus der Jugendleitung des FC Ostrach, sagt klipp und klar: „Die Gesundheit geht natürlich vor.“Fischer, selbst Trainer der E-jugend des FC Ostrach, bedauert zwar die erneute Vollbremsung, für ihn ist es aber der logische Schluss aus den vergangenen Tagen: „Wir haben vergangene Woche am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag trainiert, auf Abstand, mit kontaktfreien Übungen, aber es war klar: Steigt der Inzidenzwert auf über 100, wird das Training sofort wieder gestoppt.“Auch sei eine entsprechende Order aus dem Rathaus gekommen. „Natürlich haben sich die Kinder gefreut, als sie wieder Fußball spielen durften, denn den meisten fällt zu Hause halt die Decke auf den Kopf, wenn sie nicht raus dürfen, um sich zu bewegen.“Und so trainierten die Unter-14-jährigen, die F-, D- und E-junioren nach den Vorgaben der Landesregierung und des Württembergischen Fußballverbandes (WFV). Auch darauf achteten die Trainer und Übungsleiter. „Es ging ja mit 20 Kindern, ohne oder mit wenigen, kurzen Kontakten. Wir haben Dinge wie das Passen, Passwege, Zonen und so weiter trainiert. Da gibt es so viele Möglichkeiten“,
zeigt Fischer auf. Daran, dass die Kinder zu Wettbewerbsspielen im Frühjahr noch einmal auf den Platz zurückkehren, glaubt Fischer nicht. „Aber das ist nicht so wichtig. Die Kinder sollen vor allem Spaß haben.“„Charly“Fischer denkt auch an die Verantwortung, die Verein, Jugendleitung und Trainer für die Kinder tragen. „Nicht auszudenken, wenn etwas passiert, sich Kinder infizierten.“Doch vielleicht, wenn die Zahlen wieder sinken und mehrere Tage unter 100 liegen, dürfen die Kinder wenigstens wieder trainieren.
Für Stefan Vollmer, Leiter von Mengens Triathleten, ist die Notbremse noch nicht das Problem. „Wir hatten zwar vor einigen Tagen eine Anfrage an die Stadt Mengen gestellt, ob wir die Sportstätten nutzen können, doch dann hat der Inzidenzwert die 100 überschritten“, sagt Vollmer. „Wir haben uns auch dagegen entschieden, ein Einzeltraining draußen anzubieten, weil es für uns einfach besser ist, zusammen im Stadion zu trainieren.“Da in Badenwürttemberg die Inzidenzwerte in den einzelnen Kreisen darüber entscheiden, ob im betreffenden Kreis die Sportstätten öffnen (nicht wie in Hessen, wo ein Landesdurchschnittswert ermittelt wird), kann es in den kommenden Wochen zu Wettbewerbsvorteilen für Kreise mit niedriger Inzidenz kommen. „In Ravensburg hat jetzt, so habe ich gehört, das erste Schwimmbad geöffnet. Das ist natürlich für die Athleten in Ravensburg ein Vorteil. Aber ich hoffe, dass wir den Nachteil, wenn wir vielleicht im Mai und Juni wieder öffnen und trainieren können, bis Herbst aufholen. Auch weil viele ihre Wettbewerbe in den Herbst verlegt haben.“Weil im Schwimmen die Athleten mit viel Trainingspensum
„Auch nach dem ersten Lockdown hat niemand aufgehört“,
auch entsprechende Entwicklungssprünge machen können, sei das Schwimmen das größte Problem.
Eines werde anders sein als in den Vorjahren. „Wir werden - sofern es möglich ist und die persönliche Urlaubsplanung des einzelnen es zulässt - in den Sommerferien durchtrainieren“, sagt Vollmer. Auch wegen der vorgesehenen Wettbewerbe im Spätjahr. Erfreulich: Noch haben Mengens Triathleten keinen Athletenschwund zu verzeichnen. „Auch nach dem ersten Lockdown hat niemand aufgehört.“Die andere Frage sei, wie die Athleten aus dieser zweiten und dritten Phase der Pandemie kommen. „Da ist eben immer entscheidend, wie die Jungen und Mädchen trainieren. Der Eine macht halt mehr, der Andere weniger.“
Schwierigkeiten nach mehr als einem Jahr Sport und Training unter Pandemiebedingungen erwartet Vollmer vor allem für die Athleten, die sich quasi aus dem Stand auf veränderte Streckenlängen anpassen müssen, denn gerade in den jungen Jahrgängen verdoppeln sich die Streckenlängen alle zwei Jahre. So müssen die Schüler B beispielsweise 200 Meter schwimmen, fünf Kilometer Rad fahren und einen Kilometer laufen, die Schüler A aber 400 Meter schwimmen, zehn Kilometer Rad fahen und zweieinhalb Kilometer laufen. „Ich denke, bei den älteren Jahrgängen ist das nicht so das Problem, aber gerade für die Jüngsten wird das nicht einfach.“Bei einem Veranstaltertreffen habe man vor kurzem beschlossen, die Schwimmstrecken möglichst an der unteren Länge zu halten, um die Sprünge nicht zu groß werden zu lassen.
Sportlich habe er die Saison abgehakt, sagt Vollmer. „Wichtig ist, dass die Kinder sich bewegen und Spaß am Sport haben.“ ist Stefan Vollmer von Mengens Triathleten optimistisch.