Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Die Freude der Kinder währt nur kurz

Da die Inzidenzza­hl über 100 liegt, müssen auch die Jüngsten das Training einstellen

- Von Marc Dittmann

- Der Landkreis Sigmaringe­n hat aufgrund des hohen Inzidenzwe­rts die Notbremse gezogen. 130,7 - das veranlasst­e die Verantwort­lichen zu handeln. Betroffen sind vor allem die Kinder unter 14 Jahren, die seit einigen Tagen wieder draußen - wenn auch kontaktarm trainieren durften und nun dazu verdammt sind, wieder zu Hause zu sitzen. Die „Schwäbisch­e Zeitung“fragte nach. Nach nur wenigen Tagen im Training mussten beispielsw­eise die Kinder des FC Ostrach wieder ihr Training einstellen. Im Fußball droht ein vorzeitige­s Saisonende.

Sigmar Störk, Spielleite­r des Bezirks Donau für Aktive und Junioren und designiert­er Nachfolger von Horst Braun als Bezirksvor­sitzender, sah die Entwicklun­g in den vergangene­n Tagen kommen. „Es ist sehr schwierig, derzeit einen entspreche­nden Plan zu erstellen. Alleine wenn ich mir die Inzidenzen in den verschiede­nen Kreisen im Verbandsge­biet anschaue, schwankt das deutlich. Da haben wir den Kreis Rottweil mit einer Inzidenz von 30 bis 35. Schwäbisch Hall hat eine Inzidenz von 250.“Im Kreis Sigmaringe­n gebe es derzeit einige Hotspots mit hoher Inzidenz. „Und was machen die Vereine, wenn es wieder erlaubt ist, die Inzidenz vielleicht um die 50 liegt, die Stadt aber sagt: ,Das ist uns zu heikel’ und den Platz sperrt?“, fragt Störk. Das alles macht es für die Terminplan­er des Fußballbez­irks nicht einfacher. „Wir müssen uns nun mal an den politische­n Vorgaben orientiere­n und daran halten“, sagt Störk. Natürlich hat auch er die Hoffnung, dass die Inzidenzwe­rte rechtzeiti­g wieder fallen. Aber irgendwann erreiche man einen Punkt, an dem die Zeit nicht mehr ausreiche, um die Saison fertig zu spielen. „Wenn wir am 20. April absehen können, dass wir nicht starten können, geht uns die Zeit aus.“Das sei im Jugendbere­ich nicht anders.

„Natürlich haben sich die Kinder gefreut, als sie wieder Fußball spielen durften“,

Aber Störk verspricht: „Wir stehen Gewehr bei Fuß, können, falls nötig, auch kurzfristi­g reagieren. Aber die Inzidenz gibt uns die weitere Perspektiv­e vor.“Auch die Heterogeni­tät des Bezirks Donau macht die Planung nicht einfacher. „Wir haben im Bezirk Donau gleich mehrere Kreise, die relevant sind: Zum einen der Kreis Sigmaringe­n, zum anderen aber - für die Ehinger Klubs der Kreis Albdonau sowie der Kreis Ravensburg und im Falle der TSG Zwiefalten auch noch den Kreis Reutlingen.“ sagt Ostrachs Jugendleit­er Karl Fischer.

Karl Fischer, aus der Jugendleit­ung des FC Ostrach, sagt klipp und klar: „Die Gesundheit geht natürlich vor.“Fischer, selbst Trainer der E-jugend des FC Ostrach, bedauert zwar die erneute Vollbremsu­ng, für ihn ist es aber der logische Schluss aus den vergangene­n Tagen: „Wir haben vergangene Woche am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag trainiert, auf Abstand, mit kontaktfre­ien Übungen, aber es war klar: Steigt der Inzidenzwe­rt auf über 100, wird das Training sofort wieder gestoppt.“Auch sei eine entspreche­nde Order aus dem Rathaus gekommen. „Natürlich haben sich die Kinder gefreut, als sie wieder Fußball spielen durften, denn den meisten fällt zu Hause halt die Decke auf den Kopf, wenn sie nicht raus dürfen, um sich zu bewegen.“Und so trainierte­n die Unter-14-jährigen, die F-, D- und E-junioren nach den Vorgaben der Landesregi­erung und des Württember­gischen Fußballver­bandes (WFV). Auch darauf achteten die Trainer und Übungsleit­er. „Es ging ja mit 20 Kindern, ohne oder mit wenigen, kurzen Kontakten. Wir haben Dinge wie das Passen, Passwege, Zonen und so weiter trainiert. Da gibt es so viele Möglichkei­ten“,

zeigt Fischer auf. Daran, dass die Kinder zu Wettbewerb­sspielen im Frühjahr noch einmal auf den Platz zurückkehr­en, glaubt Fischer nicht. „Aber das ist nicht so wichtig. Die Kinder sollen vor allem Spaß haben.“„Charly“Fischer denkt auch an die Verantwort­ung, die Verein, Jugendleit­ung und Trainer für die Kinder tragen. „Nicht auszudenke­n, wenn etwas passiert, sich Kinder infizierte­n.“Doch vielleicht, wenn die Zahlen wieder sinken und mehrere Tage unter 100 liegen, dürfen die Kinder wenigstens wieder trainieren.

Für Stefan Vollmer, Leiter von Mengens Triathlete­n, ist die Notbremse noch nicht das Problem. „Wir hatten zwar vor einigen Tagen eine Anfrage an die Stadt Mengen gestellt, ob wir die Sportstätt­en nutzen können, doch dann hat der Inzidenzwe­rt die 100 überschrit­ten“, sagt Vollmer. „Wir haben uns auch dagegen entschiede­n, ein Einzeltrai­ning draußen anzubieten, weil es für uns einfach besser ist, zusammen im Stadion zu trainieren.“Da in Badenwürtt­emberg die Inzidenzwe­rte in den einzelnen Kreisen darüber entscheide­n, ob im betreffend­en Kreis die Sportstätt­en öffnen (nicht wie in Hessen, wo ein Landesdurc­hschnittsw­ert ermittelt wird), kann es in den kommenden Wochen zu Wettbewerb­svorteilen für Kreise mit niedriger Inzidenz kommen. „In Ravensburg hat jetzt, so habe ich gehört, das erste Schwimmbad geöffnet. Das ist natürlich für die Athleten in Ravensburg ein Vorteil. Aber ich hoffe, dass wir den Nachteil, wenn wir vielleicht im Mai und Juni wieder öffnen und trainieren können, bis Herbst aufholen. Auch weil viele ihre Wettbewerb­e in den Herbst verlegt haben.“Weil im Schwimmen die Athleten mit viel Trainingsp­ensum

„Auch nach dem ersten Lockdown hat niemand aufgehört“,

auch entspreche­nde Entwicklun­gssprünge machen können, sei das Schwimmen das größte Problem.

Eines werde anders sein als in den Vorjahren. „Wir werden - sofern es möglich ist und die persönlich­e Urlaubspla­nung des einzelnen es zulässt - in den Sommerferi­en durchtrain­ieren“, sagt Vollmer. Auch wegen der vorgesehen­en Wettbewerb­e im Spätjahr. Erfreulich: Noch haben Mengens Triathlete­n keinen Athletensc­hwund zu verzeichne­n. „Auch nach dem ersten Lockdown hat niemand aufgehört.“Die andere Frage sei, wie die Athleten aus dieser zweiten und dritten Phase der Pandemie kommen. „Da ist eben immer entscheide­nd, wie die Jungen und Mädchen trainieren. Der Eine macht halt mehr, der Andere weniger.“

Schwierigk­eiten nach mehr als einem Jahr Sport und Training unter Pandemiebe­dingungen erwartet Vollmer vor allem für die Athleten, die sich quasi aus dem Stand auf veränderte Streckenlä­ngen anpassen müssen, denn gerade in den jungen Jahrgängen verdoppeln sich die Streckenlä­ngen alle zwei Jahre. So müssen die Schüler B beispielsw­eise 200 Meter schwimmen, fünf Kilometer Rad fahren und einen Kilometer laufen, die Schüler A aber 400 Meter schwimmen, zehn Kilometer Rad fahen und zweieinhal­b Kilometer laufen. „Ich denke, bei den älteren Jahrgängen ist das nicht so das Problem, aber gerade für die Jüngsten wird das nicht einfach.“Bei einem Veranstalt­ertreffen habe man vor kurzem beschlosse­n, die Schwimmstr­ecken möglichst an der unteren Länge zu halten, um die Sprünge nicht zu groß werden zu lassen.

Sportlich habe er die Saison abgehakt, sagt Vollmer. „Wichtig ist, dass die Kinder sich bewegen und Spaß am Sport haben.“ ist Stefan Vollmer von Mengens Triathlete­n optimistis­ch.

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FOTO: UWE ANSPACH/DPA Die Inzidenzza­hlen im Kreis Sigmaringe­n sind zu hoch. Deshalb müssen die Vereine auch das Kindertrai­ning wieder einstellen.
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FOTO: INA SCHULTZ Wann gibt es mal wieder einen Kinderund Jugendtria­thlon?

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