Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Der Mangel an Impfstoff bleibt
Vielleicht war es ein heilsamer Schock für die Bundesregierung, dass sie ein paar Tage lang befürchten musste, Astra-zeneca als Teil der Impfkampagne zu verlieren. Der Schaden für Wirtschaft und Gesellschaft – und für das Ansehen der Politik – wäre verheerend gewesen. Dass dieses Szenario nicht eingetreten ist, sollte die Bundesregierung als Chance begreifen, den vorhandenen Impfstoff schnellstmöglich zu jenen Menschen zu bringen, die ihn am dringendsten brauchen. Die dritte Welle ist zwar, wie es Spd-gesundheitsexperte Karl Lauterbach formuliert hat, kaum mehr aufzuhalten. Doch jedes Leben, das durch eine Impfung gerettet werden kann, zählt.
Dass die Hausärzte nun nach Ostern flächendeckend mitimpfen dürfen, ist ein kleiner Hoffnungsschimmer in dieser Corona-trüben Zeit. Für Risikopatienten könnte damit das zähe Warten auf einen Termin im Impfzentrum ein Ende nehmen. Zudem entkräftet es womöglich auch die Vorbehalte von Impfskeptikern, wenn der Arzt, bei dem man seit Jahren in Behandlung ist und der die Vorerkrankungen seiner Patienten genau kennt, die Spritze in den Händen hält. Soweit der schöne Plan. Doch er wird nur aufgehen, wenn ausreichend Impfstoff vorhanden ist. Das ist noch nicht der Fall. Der Mangel als Kernproblem der Impfstrategie in Deutschland wird in den nächsten Wochen erhalten bleiben – und somit auch der Druck auf Cdu-minister Jens Spahn, eine Lösung zu präsentieren. Die kann längerfristig nur darin bestehen, weitere Anbieter in Betracht zu ziehen.
Kurzfristig ist ein neuer, trauriger Höhepunkt in der Corona-krise nicht mehr abzuwenden, dafür hat die Verbindung von Virusmutanten, Impfstoffmangel und fehlender Teststrategie gesorgt. Viele Menschen, die sich nach Monaten im Lockdown bereits auf etwas unbeschwertere Osterfeiertage im Kreise von Verwandten und Freunden gefreut haben, sind deshalb bitter enttäuscht und wütend ob des schlechten Krisenmanagements der Regierung. Aus diesem Debakel kann Spahn eigentlich nur eine Lehre ziehen: künftig nichts mehr zu versprechen, was er nicht halten kann.