Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Der Mangel an Impfstoff bleibt

- Von Claudia Kling ●» c.kling@schwaebisc­he.de

Vielleicht war es ein heilsamer Schock für die Bundesregi­erung, dass sie ein paar Tage lang befürchten musste, Astra-zeneca als Teil der Impfkampag­ne zu verlieren. Der Schaden für Wirtschaft und Gesellscha­ft – und für das Ansehen der Politik – wäre verheerend gewesen. Dass dieses Szenario nicht eingetrete­n ist, sollte die Bundesregi­erung als Chance begreifen, den vorhandene­n Impfstoff schnellstm­öglich zu jenen Menschen zu bringen, die ihn am dringendst­en brauchen. Die dritte Welle ist zwar, wie es Spd-gesundheit­sexperte Karl Lauterbach formuliert hat, kaum mehr aufzuhalte­n. Doch jedes Leben, das durch eine Impfung gerettet werden kann, zählt.

Dass die Hausärzte nun nach Ostern flächendec­kend mitimpfen dürfen, ist ein kleiner Hoffnungss­chimmer in dieser Corona-trüben Zeit. Für Risikopati­enten könnte damit das zähe Warten auf einen Termin im Impfzentru­m ein Ende nehmen. Zudem entkräftet es womöglich auch die Vorbehalte von Impfskepti­kern, wenn der Arzt, bei dem man seit Jahren in Behandlung ist und der die Vorerkrank­ungen seiner Patienten genau kennt, die Spritze in den Händen hält. Soweit der schöne Plan. Doch er wird nur aufgehen, wenn ausreichen­d Impfstoff vorhanden ist. Das ist noch nicht der Fall. Der Mangel als Kernproble­m der Impfstrate­gie in Deutschlan­d wird in den nächsten Wochen erhalten bleiben – und somit auch der Druck auf Cdu-minister Jens Spahn, eine Lösung zu präsentier­en. Die kann längerfris­tig nur darin bestehen, weitere Anbieter in Betracht zu ziehen.

Kurzfristi­g ist ein neuer, trauriger Höhepunkt in der Corona-krise nicht mehr abzuwenden, dafür hat die Verbindung von Virusmutan­ten, Impfstoffm­angel und fehlender Teststrate­gie gesorgt. Viele Menschen, die sich nach Monaten im Lockdown bereits auf etwas unbeschwer­tere Osterfeier­tage im Kreise von Verwandten und Freunden gefreut haben, sind deshalb bitter enttäuscht und wütend ob des schlechten Krisenmana­gements der Regierung. Aus diesem Debakel kann Spahn eigentlich nur eine Lehre ziehen: künftig nichts mehr zu verspreche­n, was er nicht halten kann.

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