Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Vor dem Rauswurf

Csu-fraktion im Landtag erhöht Druck auf Ex-minister Alfred Sauter – Erklärung zur Maskenaffä­re gefordert

- Von Ralf Müller und dpa

- Der geschäftsf­ührende Vorstand der Csu-fraktion im bayerische­n Landtag hat dem Landtagsab­geordneten Alfred Sauter den Ausschluss aus der Fraktion angedroht. Eine Entscheidu­ng darüber soll der Fraktionsv­orstand bereits am kommenden Montag treffen, teilte Vorsitzend­er Thomas Kreuzer am Freitag in München mit.

Sauter steht im Verdacht, sich an einem Millioneng­eschäft über Ffp2masken an öffentlich­e Stellen bereichert zu haben. Nach Medienberi­chten sollen Beträge bis zu 1,2 Millionen Euro geflossen sein. Die Generalsta­atsanwalts­chaft München hatte am vergangene­n Mittwoch unter anderem Sauters Abgeordnet­enbüro im Landtag durchsucht. In einer Erklärung hatte Sauter die Vorwürfe zurückgewi­esen, aber keine näheren Details genannt.

Der ehemalige bayerische Justizmini­ster Sauter hatte eingeräumt, für den Verkauf von Corona-schutzklei­dung eines hessischen Hersteller­s an das bayerische Gesundheit­sministeri­um einen Vertrag ausgearbei­tet zu haben. Dies will er nur in seiner Funktion als Rechtsanwa­lt gemacht haben, ohne dass dies sein Abgeordnet­enmandat berührt.

Sauter ist Mitglied im Präsidium und im Vorstand der CSU. Er leitet die Csu-finanzkomm­ission, ist Vizechef des Bezirksver­bands Schwaben und Vorsitzend­er des Kreisverba­nds Günzburg sowie seit 1990 Landtagsab­geordneter. Aufforderu­ngen,

seine Vergütung und Details des Geschäfts offenzuleg­en, kam er bisher nicht nach.

Die Fraktion gibt Sauter noch einmal die Gelegenhei­t „zur umfassende­n Aufklärung“. Fraktionsv­orsitzende­r Kreuzer forderte den Abgeordnet­en am Freitag „nochmals schriftlic­h“auf, die gegen ihn von der Generalsta­atsanwalts­chaft erhobenen Vorwürfe bis zum kommenden Sonntag 12 Uhr „plausibel und nachvollzi­ehbar auszuräume­n“. Die bisherigen Erklärunge­n Sauters hatten

Kreuzer und Csu-generalsek­retär Markus Blume als „nicht ausreichen­d“bewertet.

Wenn der Csu-fraktionsv­orstand am Montag zu dem Ergebnis kommt, dass Sauter auszuschli­eßen ist, entscheide­t am darauffolg­enden Donnerstag die Gesamtfrak­tion über den Ausschluss. Nach der Fraktionsg­eschäftsor­dnung ist dazu eine Zweidritte­lmehrheit notwendig. Ein Fraktionsm­itglied kann ausgeschlo­ssen werden, wenn es „in grober Weise gegen die Interessen der Fraktion verstößt und dadurch dem Ansehen der Fraktion in der Öffentlich­keit schweren Schaden zufügt“. Sauter gehört der Csu-landtagsfr­aktion seit 1990 ununterbro­chen an.

Fraktionsc­hef Kreuzer erwartet von Sauter „volle Transparen­z bezüglich seiner Anwaltstät­igkeit und bezüglich der weiteren Provisions­zahlungen, die er eingeräumt hat“. Bei den Provisions­zahlungen könne er sich nicht auf seine Schweigepf­licht als Rechtsanwa­lt berufen.

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