Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Die Aufklärung ist Chefsache
Die CSU gilt zu Recht als eine bemerkenswerte Partei. Sie hat es in Bayern geschafft, zur Staatspartei zu werden – durch kluge Politik, geschicktes Marketing und ein gerüttelt Maß an Opportunismus. Bayern und die CSU, das gilt als beinahe unverbrüchliche Einheit. Dass Bayern im Vergleich zu anderen Bundesländern so erfolgreich ist, hat es auch der CSU zu verdanken.
Doch birgt diese Verwachsenheit von Partei, Regierung und Wirtschaft auch eine große Gefahr. Auf Dauer kann dieses Maß an Verflechtung Korruption und Vetternwirtschaft begünstigen.
CSU-CHEF Markus Söder hat seine Karriere als Teil des Systems aufgebaut. Bis zur jüngsten Landtagswahl definierte er seinen Standpunkt genau dort, wo seine CSU stand. Nach der Niederlage seiner Partei bei den vergangenen Landtagswahlen hat Söder die Grenzen dieser Normalität erweitert, deutlich mehr Grün und Merkel reingelassen, als zuvor denkbar war. Ein riesiger Schritt, den die CSU bislang mitmacht, weil er Erfolg verspricht. Jetzt aber steht der oberste
Corona-bekämpfer der Republik vor einer Aufgabe ganz anderen Kalibers. Er muss seiner Partei die Vetternwirtschaft austreiben. Die Masken-raffkes dürften nur der sichtbare Teil des Problems sein.
Die Ansprüche, die eine breite Öffentlichkeit inzwischen an Moral und Verhalten von Politikern stellt, haben die Reihen der CSU noch lange nicht durchdrungen. Söder muss schnell handeln, wenn er denn tatsächlich Anspruch auf die Kanzlerkandidatur anmelden will. Denn der Rest des Landes ist anders als Bayern.