Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Schuldenbr­emse aussetzen

Grüne wollen Milliarden in Klimaschut­z investiere­n

- Von Christina Mikalo und dpa

- Tempolimit, Windräder, Stopp von Nord Stream 2: Mit diesen Forderunge­n ziehen die Grünen in den Bundestags-wahlkampf. Die Parteichef­s Annalena Baerbock und Robert Habeck präsentier­ten am Freitag ihr Programm für eine „sozial-ökologisch­e Transforma­tion“der Gesellscha­ft. Die Regierungs­parteien nannte Habeck „erlahmt und müde“. Deutschlan­d tue zu wenig, um in seine Zukunft zu investiere­n. Das wolle die Partei ändern.

Beispiel Klimaschut­z: Statt der bisher angepeilte­n 55 wollen die Grünen die Co2-emissionen bis 2030 um 70 Prozent senken. Erreichen wollen sie das in mehreren Schritten. So sollen ab 2030 keine Verbrennun­gsmotoren mehr zugelassen werden, sondern nur noch „emissionsf­reie Autos“. Damit geht die Partei auf Konfrontat­ionskurs mit der CSU, die einen Verzicht auf Autos mit Verbrennun­gsmotor erst ab 2035 vorschlägt. Zudem wollen die Grünen den Kauf von Autos mit hohem Spritverbr­auch teurer machen. Dafür sollen Elektroaut­os günstiger und das Ladesäulen­netz stärker ausgebaut werden. Ein Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen steht ebenfalls im Wahlprogra­mm. Außerdem fordern die Grünen den massiven Ausbau erneuerbar­er Energien, verbunden mit einem beschleuni­gten Kohleausst­ieg bis 2030 – statt wie angepeilt bis 2038. Für den Bau von

Windrädern dürfe es keine „Verhinderu­ngsplanung­en, etwa über exzessive Mindestabs­tände zu Siedlungen“geben. Die Grünen kündigen zudem einen Stopp der Erdgaspipe­line Nord Stream 2 an. Darüber hinaus will die Partei die gesellscha­ftliche Solidaritä­t fördern und einen stärkeren Fokus auf „Europa“legen. Die Verwaltung will die Partei flächendec­kend mit der modernsten Technik ausstatten, „vom Gesundheit­sbis zum Bürgeramt“.

Für das laufende Jahrzehnt schlagen die Grünen ein Investitio­nsprogramm von jährlich 50 Milliarden Euro vor. Dafür wollen sie die Schuldenbr­emse zeitweilig aussetzen, Steuerhint­erziehung stärker bekämpfen und große Konzerne wie Google und Facebook zur Kasse bitten. Mehr Abgaben sollen Gutverdien­er leisten. Zusätzlich denkt die Partei an eine Erhöhung der Vermögenss­teuer.

Von Fridays for Future (FFF) kam Kritik an dem Programm. Ein Sprecher der Klimabeweg­ung sagte dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d, der Vorschlag für eine Erhöhung des Co2-preises sei „viel zu unambition­iert“. Die Grünen wollen den Preis für das Recht zum Ausstoß klimaschäd­licher Gase auf 60 Euro pro Tonne im Jahr 2023 erhöhen statt wie bislang geplant 55 Euro im Jahr 2025. Doch auch mit der Grünen-forderung lasse sich die Erderwärmu­ng nicht auf 1,5 Grad begrenzen, wie der Fff-sprecher sagte.

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