Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Bitterer Nachgeschmack
Tatort Köln: Wie alle anderen auch (ARD, So., 20.15 Uhr) –
Kölle von der schäl Sick – von der unschönen Seite: Autor Jürgen Werner und Regisseurin Nina Wolfrum werfen einen Blick auf die Obdachlosen dieser Großstadt, erzählen ihre Geschichten, die über weite Strecken durchaus Realitätsnähe beweisen. Da ist Ella Jung (Ricarda Seifried), die jahrelang die Misshandlungen ihres Mannes ertragen hat. Aber nach einem weiteren Gewaltausbruch schlägt sie zurück und flieht. Aus Angst, ihn getötet zu haben, sucht sie keine Hilfseinrichtung auf, sondern landet auf der Straße. Die Langzeit-obdachlose Monika betreut sie, wird aber kurze Zeit später umgebracht. Der Fast-food-koch Alex (Niklas Kohrt) nimmt Ella in seiner primitiven Bleibe auf. Doch man ahnt schon, dass das nicht gut gehen wird.
Das Plus dieses Krimis: Gewaltszenen werden nicht bis ins kleinste Detail ausgeleuchtet und gefilmt. Außerdem hat auch dieser Fall jenen sozialkritischen Hintergrund, vor dem die Kölner Ermittler Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) immer wieder agieren. Wobei ihr Einsatz dieses Mal auf ein Minimum beschränkt ist. Hier treiben die Charaktertypen von der Straße mit ihren eigenen, rauen Gesetzen die Story voran. Und im Gegensatz zum normalen Krimi, in dem der Böse abgeführt und der Zuschauer aufatmen kann, bleibt nach diesem Finale ein bitterer Geschmack zurück.