Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Plapperstorch
Frostige Zeiten: Jetzt sind wir bereits früh in südlichen Breiten aufgebrochen, um im scheinbar milden Oberschwaben früh unser Nest zu bereiten. Doch jetzt fällt ärgerlicherweise Schnee in unser Nest und wir lassen unser Federkleid aufplustern. Wie soll das bloß mit der Brut funktionieren? Bereits in zwei Wochen legen die Menschen bereits bemalte Hühnereier auf ihre Tische und Gärten, um ihrem Kult zu frönen. Da wollen wir nicht ins Hintertreffen geraten, schließlich verstehen wir uns als Vorreiter. Für seltsame Riten stehen unsere Eier allerdings nicht zur Verfügung. Das sind zarte Gebilde, etwa 110 Gramm schwer. In jedem Fall handelt es sich nicht um Massenware, die, einmal gepellt, mit Salz bestreut werden. Im Eigenbetrieb werden sie etwa im 48-Stunden-takt produziert und nachts hervorgebracht. Und wenn plötzlich ein Ei mehr im Nest liegt, ist’s bestimmt schon Mai, denn dann hat der Kuckuck sein bekanntes Spiel getrieben.
Keine Frage, da haben sich teils seltsame Vögel zur Wahl gestellt. Die eher grün Gefederten setzten sich durch, die schwarzen gingen gebeugten Hauptes vom politischen Spielfeld. Na klar, die paar raffgierigen Elstern in Berlin und bayerisch Schwaben versaubeutelten das Nest der Schwarzen. Wofür werden sich die Leittiere im politischen Zoo Stuttgarts letztlich entscheiden? Weiter so oder eine Nestgemeinschaft von Papageien im grün-rotgelben Gewand? Wenn Letzteres eintreten sollte, schwillt den Tierchen des schwarzen Schwarms der Kamm. Nicht wenige glauben, sie seien dann vom Aussterben bedroht. Aber noch schweigen sich die Alphatierchen im Ländle aus. Irgendwann wird das Gezwitscher auf den einschlägigen Podien im Internet jedoch losgehen und Spekulationen nähren, wer sich mit wem für die kommenden Jahre paart, meint der Plapperstorch