Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Nach sechs Stunden sind 450 Senioren geimpft
Bei der Impfaktion in Bad Buchau sorgt ein Großaufgebot an Helfern für einen reibungslosen Ablauf
- Bei der wohl bislang größten Corona-impfaktion im Kreis Biberach ging es am Freitag Schlag auf Schlag: In gerade mal sechs Stunden erhielten 450 Senioren aus Bad Buchau, Bad Schussenried und den Federseegemeinden in der Turnhalle der Federseeschule die begehrte Covid-19-impfung. Dafür hatte Bad Buchau ein Großaufgebot an Helfern mobilisiert: Neben je zwei mobilen Impfteams aus den Impfzentren Ulm und Ummendorf waren ein Großteil des Buchauer Praxis-teams Lipke und Diemer, nahezu alle Mitarbeiter der Stadtverwaltung, Feuerwehr, DRK und der Fahrdienst von „Bürger für Bürger“im Einsatz. Gut 65 Helfer sorgten für reibungslose Abläufe.
Gerhard Egger aus Dürnau war am Freitagmorgen einer der Ersten. Gerade mal zehn Minuten nach dem Start der Impfaktion saß der 82-Jährige in der zur Impfkabine umfunktionierten Umkleide der Turnhalle und wartete gelassen auf die Spritze mit dem Biontech-impfstoff Comirnaty. Nein, aufgeregt sei er nicht, meinte Egger, als Julia Schad vom Kreisimpfzentrum Ummendorf zum Pikser ansetzte: „Es ist ja schließlich nicht meine erste Impfung.“„Aber wir sind schon froh, dass er jetzt geimpft wird“, ergänzte seine Frau Anna Eggert, die ihren Mann zum Impftermin begleitet hat: „Die Jungen trauen sich ja fast gar nicht mehr zu kommen. Irgendwie ist immer eine Angst da.“
Etwas mehr Sicherheit, mehr Schutz vor dem gefährlichen Virus, das versprachen sich alle der 450 Senioren, die an diesem Tag zur Impfung in die Turnhalle der Federseeschule gekommen waren. Die Nachfrage unter den Über-80-jährigen war sogar so groß, dass eine Warteliste gebildet werden musste. Rund 80 Namen stehen darauf, die nun auf eine mögliche zweite Impfaktion warten. Einzelne von ihnen kamen aber bereits am Freitag zum Zuge, weil einige Impfwillige krankheitsbedingt absagen mussten.
Wie schwierig es gerade für Senioren ist, über die offizielle Hotline oder die Internetseite einen Impftermin zu buchen, ist hinlänglich bekannt. Dann doch lieber selber machen, hatte sich das Team der Gemeinschaftspraxis Lipke und Diemer gesagt und nach Möglichkeiten einer Impfaktion vor Ort gesucht. Nach Gesprächen mit den Impfzentren Ulm und Ummendorf habe das Landratsamt dann recht schnell grünes Licht gegeben, berichtete Angelika Lipke, Ärztin und Bürgermeisterstellvertreterin. „Auch die Stadt war natürlich vorab informiert.“
Was dann folgte, lässt sich wohl als organisatorischer Kraftakt beschreiben: Noch am selben Tag versendete die Stadtverwaltung Einladungen an alle Über-80-jährigen. Neben Bad Buchau richtete sich das Angebot auch an die Senioren aus Bad Schussenried und den Federseegemeinden, insgesamt 627 Personen. Schon am Tag darauf waren die Telefone geschaltet. Die Mitarbeiter der Tourist-information nahmen die Anmeldungen entgegen und registrierten die Impfwilligen über das zentrale Online-programm. „Also das, was der einzelne Impfwillige sonst für sich alleine macht“, erklärte Tourist-info-leiterin Elke Spielvogel. Danach erstellten die Tourist-info-mitarbeiter einen genauen Zeitplan: „Wir rechnen mit 15 Personen in zehn Minuten“, so Spielvogel.
Die Abläufe waren am Dienstag in einem Testlauf – auch mit Einsatz von Rollatoren und Rollstühlen – geprobt worden, berichtete Sozialamtsleiter Klaus Merz: „Wir müssen uns ja vor Augen halten, unser Klientel ist 80 plus.“Anders als im Impfzentrum Ummendorf, wo sich die Impfwilligen an einer Ampel orientieren können, wurden die Senioren in Bad Buchau von Station zu Station begleitet. Dabei arbeiteten die rund 65 Helfer Hand in Hand. Die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs hatten die Turnhalle zum Impfzentrum umgerüstet und durch mit Stoff bespannte Absperrgitter in verschiedene Bereiche aufgeteilt. Die Mitglieder der Feuerwehr wiesen die Ankommenden in die Parkplätze und halfen gemeinsam mit dem DRK beim Ein- und Aussteigen.
Auch die Mitarbeiter der Stadtverwaltung – im Rathaus versah an diesem Tag nur eine Notbesetzung ihren Dienst – waren den ganzen Tag über hilfreich zur Stelle, um die Senioren durch das Impfzentrum zu leiten: von der Ankunft mit Fiebermessen über die Anmeldung und die Arztgespräche, für die jeweils gleich mehrere Kabinen eingerichtet waren, bis zur Impfung selbst. Dafür waren drei Umkleidekabinen ausgerüstet worden, in denen jeweils zwei Impfungen gleichzeitig vorgenommen werden konnten. Anschließend war eine Ruhezeit von 15 Minuten vorgesehen, in denen sich die Senioren in einen Ruhebereich zurückziehen konnten. Alle Stationen waren in einer Art Rundlauf angeordnet, so dass sich ein Begegnungsverkehr ausschloss.
„Das war alles sehr gut organisiert“, fand denn auch eine Seniorin aus Bad Buchau nach der Impfung: „Und alle waren so nett.“Auch das Fazit der kleinen Bürgermeister-delegation war durchaus positiv, die Bürgermeister
Peter Diesch zusammen mit Klaus Merz vor dem Start durch das Buchauer Impfzentrum führte. Die Bürgermeister Achim Deinet aus Bad Schussenried, Jürgen Schell aus Ingoldingen und Jochen Ackermann aus Erolzheim sowie die Uttenweiler Hauptamtsleiterin Désirée Feicht waren gekommen, um sich vor Ort ein Bild von den Abläufen zu machen. „Das ist hier doch ein super Zeichen, dass es mit den Impfungen funktionieren kann“, zeigte sich etwa Bürgermeister Schell beeindruckt. „Ohne das Praxisteam Lipke hätten wir das so aber nicht umsetzen können“, hob Bürgermeister Diesch hervor. Die Gemeinschaftspraxis war mit insgesamt 16 Mitarbeitern nahezu vollständig vertreten, um die Impfteams zu unterstützen.