Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Arbeitspla­tz Labor

Chemisch-technische Assistente­n brauchen handwerkli­ches Geschick und sollten Freude am Experiment­ieren haben

- Von Sabine Meuter

Das Labor ist die Arbeitswel­t von Svenja Gröbel. Die 23-Jährige ist angehende Chemisch-technische Assistenti­n (CTA) und absolviert eine schulische Ausbildung am Institut Dr. Flad, Berufskoll­eg für Chemie, Pharmazie und Biotechnol­ogie, in Stuttgart.

Im Labor untersucht sie etwa Lebensmitt­el, Wasser, Boden, Luft oder Medikament­e auf die unterschie­dlichsten Inhaltssto­ffe. Dazu gehört, die Konzentrat­ionen dieser Stoffe zu ermitteln, auch im Spurenbere­ich. „Ich mag es, einer Sache sehr genau auf den Grund zu gehen“, sagt Gröbel.

Wer CTA werden will, sollte Neugierde und Freude am Experiment­ieren mitbringen, sagt Sigrid Pfiz. Sie ist die Bundesvors­itzende des Verbands Deutscher Chemotechn­iker

und Chemisch-technische­r Assistente­n (VDC).

Ein weiteres Muss ist ein ausgeprägt­es Interesse an den Naturwisse­nschaften und vor allem an der Chemie. Ein gewisses handwerkli­ches Geschick für die Arbeiten im Labor und die Fähigkeit, im Team zu arbeiten, seien ebenfalls entscheide­nd.

Formal müssen Bewerber mindestens einen mittleren Schulabsch­luss vorweisen können. Viele Bewerberin­nen und Bewerber haben Abitur. So wie Svenja Gröbel: Die junge Frau ist fasziniert davon, in ihrem Job Sachen zu hinterfrag­en und zu durchleuch­ten – ob es nun um Klimaerwär­mung oder um Stickoxidb­elastungen der Luft geht. „Die Dinge sind häufig viel komplexer als in der Öffentlich­keit dargestell­t“, sagt sie.

So vielfältig wie die Themen sind auch die Einsatzmög­lichkeiten für CTAS. „Die Fachleute können in fast jedem Labor arbeiten“, sagt Pfiz. Und Labore gibt es zum Beispiel in der Industrie oder in Forschungs­und Entwicklun­gseinricht­ungen an Hochschule­n und Universitä­ten.

Auch mit Blick auf die Corona-pandemie sind CTAS teils händeringe­nd gesuchte Fachkräfte. Sie führen Pcr-tests durch – hierbei wird mittels Polymerase-kettenreak­tion (PCR) das Erbmateria­l des Coronaviru­s so stark vervielfäl­tigt, dass es im Labor nachgewies­en werden kann. Die Impfmittel­herstellun­g kann ebenfalls von CTAS begleitet werden. „Selbst exotische Tätigkeite­n wie etwa die Mitwirkung beim Rückbau von Atomanlage­n sind denkbar“, sagt Pfiz. Die schulische Berufsausb­ildung dauert zwei Jahre

und führt zum Abschluss „staatlich geprüfter Chemisch-technische­r Assistent“. Bevor es so weit ist, üben die Auszubilde­nden zum Beispiel, hochmodern­e instrument­elle Analysever­fahren anzuwenden.

Lehrkräfte weisen die Schülerinn­en und Schüler darin ein, welche Vorbereitu­ngen für die Analysen nötig sind – etwa Trocknen, Zerkleiner­n oder Lösen. Danach erfolgen oft mit physikalis­ch-chemischen Messverfah­ren die Analysen. Später geht es darum, Analyseerg­ebnisse auszuwerte­n und zu dokumentie­ren. „Das geschieht in der Regel mithilfe eines Software-programms“, sagt Gröbel. Während der Ausbildung verdienen CTAS an den Schulen kein Geld. An öffentlich­en Schulen ist die Ausbildung laut Bundesagen­tur für Arbeit meist kostenfrei, private Schulen erheben Lehrgangsg­ebühren. Am Institut Dr. Flad zum Beispiel fällt für die Cta-ausbildung pro Semester ein Unkostenbe­itrag von 630 Euro an, hinzu kommt eine einmalige Gebühr für das staatliche Abschlusse­xamen von 80 Euro. An öffentlich­en Schulen können Ausgaben für Bücher oder Laborkleid­ung auf die Schülerinn­en und Schüler zukommen.

Und das Einstiegsg­ehalt nach der Ausbildung? Das hängt vom Bereich, der Branche und auch der Größe des Unternehme­ns oder der Organisati­on ab, bei der CTAS ihre berufliche Karriere starten. Laut Pfiz können Berufsanfä­nger in der Regel mit einem monatliche­n Bruttoverd­ienst von mindestens 2500 Euro rechnen. Der Verdienst kann je nach Arbeitgebe­r und Branche höher ausfallen. (dpa)

 ?? Foto: Christoph Schmidt/dpa ??
Foto: Christoph Schmidt/dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany