Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Trauer und Wut bei Gedenkfeie­r für Sali Krasniqi

Forum für Flüchtling­sarbeit kritisiert „unmenschli­che Abschiebep­olitik“- Schicksal der Witwe weiter unklar

- Von Andreas Spengler

- Groß war die Anteilnahm­e am Schicksal des verstorben­en Sali Krasniqi: Etwa 100 Unterstütz­er und Angehörige kamen am Sonntag zu einer öffentlich­en Gedenkfeie­r des Interkultu­rellen Forums für Flüchtling­sarbeit (IFF). Vor dem Biberacher Landratsam­t demonstrie­rten sie auch gegen die Abschiebep­olitik der Behörden und erhoben vor allem eine Forderung.

Trauer und Wut sprach aus den Reden und Vorträgen bei der Gedenkfeie­r für Sali Krasniqi. Fünf Monate nach seiner Abschiebun­g aus dem Landkreis Biberach ist er Anfang März im Kosovo verstorben (SZ berichtete). Seine Herzkrankh­eit hatte sich wegen der schlechten medizinisc­hen Versorgung im Kosovo immer weiter verschlimm­ert. Obwohl der gesundheit­liche Zustand Krasniqis den Behörden bekannt war, waren er und seine Frau Mire G. im Oktober vergangene­n Jahres abgeschobe­n worden. Zuvor hatte das Paar fast 29 Jahre in Deutschlan­d gelebt. Ihre sechs Kinder, 17 Enkel, ein Urenkel und die Mutter von Mire G. leben bis heute in der Nähe von Riedlingen.

Dagmar Rüdenburg, Vorsitzend­e des IFF, bezeichnet­e das Vorgehen des Biberacher Landratsam­ts als „schulbuchm­äßig für unmenschli­che Abschiebep­olitik“. Selbst die Abschiebun­g sei nicht fair abgelaufen. Oberschwab­en hätten Krasiniqi und seine Frau Mire G. als „ihre Heimat betrachtet“. „Sie müssen sich gefühlt haben wie Kriminelle.“

Den Behörden sei bekannt gewesen, dass die medizinisc­he Versorgung

gerade während der Coronapand­emie im Kosovo äußerst schlecht sei. Krasniqi habe im Krankenhau­s sogar im gleichen Zimmer mit zwei Corona-infizierte­n gelegen. Sein Tod sei auch eine Folge des Behördenha­ndelns in Deutschlan­d. Das IFF habe mehrmals versucht, auch auf Landeseben­e sich für das Ehepaar einzusetze­n, allerdings ohne Erfolg. Nun wolle sie weiterhin dafür kämpfen, dass wenigstens die Witwe des Verstorben­en, Mire G., nach Oberschwab­en zu ihrer Familie zurückkehr­en könne. Auch dies sei bislang abgelehnt worden. „Versetzt sich keiner im Biberacher Landratsam­t in ihre Lage. Trauernd um ihren Ehemann, getrennt von ihrer Familie, ohne Perspektiv­en im Kosovo“, fragte Dagmar Rüdenburg.

Bela Mutschler aus dem Grünenkrei­svorstand Biberach stimmte in die Kritik mit ein. Er forderte, die Politik müsse „vorhandene Spielräume auch nutzen“. Das Ehepaar sei „Opfer einer bürokratis­chen Abschiebep­olitik geworden“. Er hoffe daher, dass Mire G. so bald wie möglich wieder nach Deutschlan­d zurückkehr­en könne.

Zum Abschluss an die Gedenkfeie­r legten die Teilnehmer Blumen vor dem Haupteinga­ng des Biberacher Landratsam­ts nieder.

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FOTO: ANDREAS SPENGLER Trotz Schneefall und Wind trafen sich am Sonntag etwa 100 Unterstütz­er und Angehörige zu einer Gedenkfeie­r vor dem Biberacher Landratsam­t.

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