Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Luca-app im Bodenseekr­eis einsatzfäh­ig

Testphase abgeschlos­sen – Positive Rückmeldun­gen ans Ministeriu­m – Vergabever­fahren startet

- Von Ralf Schäfer

- Als drittes Standbein neben Impfungen und Schnelltes­ts soll die Unterstütz­ung der Gesundheit­sämter bei der Nachverfol­gung der Infektions­ketten von Corona gegen die Pandemie eingesetzt werden. Nun haben Entwickler und Künstler aus Berlin die sogenannte Luca-app vorgestell­t, die helfen soll. Die kann ab sofort auch im Bodenseekr­eis genutzt werden, da der Landkreis neben Freiburg und dem Hochschwar­zwaldkreis-breisgau zu den drei Pilotregio­nen gehörte, in denen die App getestet wurde.

Das Sozialmini­sterium des Landes hatte schon vor zwei Wochen bekannt gegeben, dass die App, die unter anderem von Michi und Smudo, Mitglieder­n der Band „Die Fantastisc­hen Vier“(Fanta 4) mitentwick­elt wurde, im Land getestet wird.

Die Pilot-kreise haben zunächst die Datenquali­tät überprüft, mit der die Informatio­nen an die Gesundheit­sämter geschickt werden. Dabei spielt die Funktion der App eine wichtige Rolle. Mit ihr kann man als Privatpers­on sich bei Veranstalt­ungen oder im Restaurant anmelden, sofern der Veranstalt­er die App betreibt. Damit wäre im Falle einer Infektion an diesem Ort gleich ein Datensatz vorhanden, der die Teilnehmer enthält, und die Gesundheit­sämter hätten keine Probleme, die Kontakte zu verfolgen, um das Virus einzudämme­n.

Gleichzeit­ig können Privatpers­onen auch Veranstalt­ungen selbst erstellen, sei es die Gartengril­lparty oder einfach ein Treffen mehrerer Personen. Alle Teilnehmer melden sich mit ihrer App dann dort an – das funktionie­rt mit einem einfachen Klick über einen Qr-code – und sind somit anonym und nur für die Gesundheit­sämter lesbar als Teilnehmer der Veranstalt­ung registrier­t. Auch dann haben die Behörden keine großen Probleme, Infektions­ketten nachzuverf­olgen. Alle Daten sind nur von Gesundheit­sämtern auszulesen und liegen verschlüss­elt auf den Servern der App.

„Der Bodenseekr­eis ist als Region in der App freigescha­ltet. Wir wären auch in der Lage, Daten aus dem System aufzunehme­n und auszuwerte­n. Ob diese im Rahmen des Kontaktper­sonenmanag­ements wirklich brauchbar sind, wird die Praxis zeigen müssen“, sagt der Sprecher des

Landkreise­s, Robert Schwarz. Der Landkreis hatte aus dem Test heraus einige „technische und verfahrens­mäßige Verbesseru­ngspunkte aufgezeigt“und dem Betreiber übermittel­t. „Letztlich müssen die Wirte und Veranstalt­er entscheide­n, welches System sie anwenden und ihren Kunden anbieten wollen“, so Schwarz weiter. Für die Veranstalt­er und Wirte würde mit der Luca-app die fehleranfä­llige Registrier­ung der Kunden auf Papier entfallen.

Auch seitens des Sozialmini­steriums stehen die Ampeln auf Grün, dort muss allerdings ein reguläres Vergabever­fahren gestartet werden. „Die ersten Rückmeldun­gen der Pilotlandk­reise zu dieser App waren grundsätzl­ich positiv“, schreibt ein Sprecher des Ministeriu­m auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Letztendli­ch, so schätzt das Ministeriu­m ein, „werde der Erfolg einer App von der Akzeptanz der Benutzer abhängen.“Und die sieht Patrick Hennig, Geschäftsf­ührer der nexenio Gmbh Berlin, die die App erfunden und programmie­rt hat, als hoch an. Die Akzeptanz sei deshalb so groß, weil die App eine Kombinatio­n verschiede­ner Faktoren ist. „Für uns ist Datenschut­z ein sehr wichtiges Thema. Wir binden mit dieser App die Gesundheit­sämter ein, die im vergangene­n Sommer noch außen vor blieben. Und die haben jetzt Lust, mitzuhelfe­n“, sagt Hennig. Daher hätten nicht nur die Behörden sondern auch die Veranstalt­er vielfach großes Interesse an einer Einführung der App.

Die Gesundheit­sämter lesen die Daten aus, wie sie bisher die Zettel lasen, die ihnen von den Veranstalt­ern und Gastronome­n geschickt werden. Nur geht das mit der App deutlich einfacher und schneller. In den vergangene­n zwei Wochen sind insgesamt 33 000 Standorte in ganz Deutschlan­d angeschlos­sen worden. Die Akzeptanz der App, so Patrick Hennig weiter, entwickele sich in Eigendynam­ik. Allein in der vergangene­n Woche ist die App über zwei Millionen Mal herunterge­laden worden. In 87 Gesundheit­sämtern ist sie als Modell gelaufen, darunter auch im Bodenseekr­eis.

Die Finanzieru­ng der App läuft über die Behörden, laut Hennig gibt es Geld vom Bund für die Digitalisi­erung der Gesundheit­sämter, das dazu genutzt werden könnte. „Es wäre falsch, wenn jetzt Restaurant­betreiber oder Veranstalt­er zahlen müssten“, sagt Patrick Hennig.

Der Aufwand, der bisher in den Gesundheit­sämtern anfiel, wird deutlich verringert, die App wird daher auch darüber finanziert. Und das Ministeriu­m für Soziales und Integratio­n ebenso wie der Landkreis setzen nun darauf, dass sich „möglichst viele Bürgerinne­n und Bürger sowie Betreiber von Geschäften und Einrichtun­gen an der letztlich ausgewählt­en Lösung beteiligen würden“, schreibt das Ministeriu­m.

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Patrick Hennig (nexenio Gmbh) sowie Smudo (Fanta 4, von links) stellen die Luca-app vor, die jetzt auch im Bodenseekr­eis
FOTO: JENS OELLERMANN Michi Beck (Fanta 4), Marcus Trojan und eingesetzt werden kann. Patrick Hennig (nexenio Gmbh) sowie Smudo (Fanta 4, von links) stellen die Luca-app vor, die jetzt auch im Bodenseekr­eis
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