Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Luca-app im Bodenseekreis einsatzfähig
Testphase abgeschlossen – Positive Rückmeldungen ans Ministerium – Vergabeverfahren startet
- Als drittes Standbein neben Impfungen und Schnelltests soll die Unterstützung der Gesundheitsämter bei der Nachverfolgung der Infektionsketten von Corona gegen die Pandemie eingesetzt werden. Nun haben Entwickler und Künstler aus Berlin die sogenannte Luca-app vorgestellt, die helfen soll. Die kann ab sofort auch im Bodenseekreis genutzt werden, da der Landkreis neben Freiburg und dem Hochschwarzwaldkreis-breisgau zu den drei Pilotregionen gehörte, in denen die App getestet wurde.
Das Sozialministerium des Landes hatte schon vor zwei Wochen bekannt gegeben, dass die App, die unter anderem von Michi und Smudo, Mitgliedern der Band „Die Fantastischen Vier“(Fanta 4) mitentwickelt wurde, im Land getestet wird.
Die Pilot-kreise haben zunächst die Datenqualität überprüft, mit der die Informationen an die Gesundheitsämter geschickt werden. Dabei spielt die Funktion der App eine wichtige Rolle. Mit ihr kann man als Privatperson sich bei Veranstaltungen oder im Restaurant anmelden, sofern der Veranstalter die App betreibt. Damit wäre im Falle einer Infektion an diesem Ort gleich ein Datensatz vorhanden, der die Teilnehmer enthält, und die Gesundheitsämter hätten keine Probleme, die Kontakte zu verfolgen, um das Virus einzudämmen.
Gleichzeitig können Privatpersonen auch Veranstaltungen selbst erstellen, sei es die Gartengrillparty oder einfach ein Treffen mehrerer Personen. Alle Teilnehmer melden sich mit ihrer App dann dort an – das funktioniert mit einem einfachen Klick über einen Qr-code – und sind somit anonym und nur für die Gesundheitsämter lesbar als Teilnehmer der Veranstaltung registriert. Auch dann haben die Behörden keine großen Probleme, Infektionsketten nachzuverfolgen. Alle Daten sind nur von Gesundheitsämtern auszulesen und liegen verschlüsselt auf den Servern der App.
„Der Bodenseekreis ist als Region in der App freigeschaltet. Wir wären auch in der Lage, Daten aus dem System aufzunehmen und auszuwerten. Ob diese im Rahmen des Kontaktpersonenmanagements wirklich brauchbar sind, wird die Praxis zeigen müssen“, sagt der Sprecher des
Landkreises, Robert Schwarz. Der Landkreis hatte aus dem Test heraus einige „technische und verfahrensmäßige Verbesserungspunkte aufgezeigt“und dem Betreiber übermittelt. „Letztlich müssen die Wirte und Veranstalter entscheiden, welches System sie anwenden und ihren Kunden anbieten wollen“, so Schwarz weiter. Für die Veranstalter und Wirte würde mit der Luca-app die fehleranfällige Registrierung der Kunden auf Papier entfallen.
Auch seitens des Sozialministeriums stehen die Ampeln auf Grün, dort muss allerdings ein reguläres Vergabeverfahren gestartet werden. „Die ersten Rückmeldungen der Pilotlandkreise zu dieser App waren grundsätzlich positiv“, schreibt ein Sprecher des Ministerium auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Letztendlich, so schätzt das Ministerium ein, „werde der Erfolg einer App von der Akzeptanz der Benutzer abhängen.“Und die sieht Patrick Hennig, Geschäftsführer der nexenio Gmbh Berlin, die die App erfunden und programmiert hat, als hoch an. Die Akzeptanz sei deshalb so groß, weil die App eine Kombination verschiedener Faktoren ist. „Für uns ist Datenschutz ein sehr wichtiges Thema. Wir binden mit dieser App die Gesundheitsämter ein, die im vergangenen Sommer noch außen vor blieben. Und die haben jetzt Lust, mitzuhelfen“, sagt Hennig. Daher hätten nicht nur die Behörden sondern auch die Veranstalter vielfach großes Interesse an einer Einführung der App.
Die Gesundheitsämter lesen die Daten aus, wie sie bisher die Zettel lasen, die ihnen von den Veranstaltern und Gastronomen geschickt werden. Nur geht das mit der App deutlich einfacher und schneller. In den vergangenen zwei Wochen sind insgesamt 33 000 Standorte in ganz Deutschland angeschlossen worden. Die Akzeptanz der App, so Patrick Hennig weiter, entwickele sich in Eigendynamik. Allein in der vergangenen Woche ist die App über zwei Millionen Mal heruntergeladen worden. In 87 Gesundheitsämtern ist sie als Modell gelaufen, darunter auch im Bodenseekreis.
Die Finanzierung der App läuft über die Behörden, laut Hennig gibt es Geld vom Bund für die Digitalisierung der Gesundheitsämter, das dazu genutzt werden könnte. „Es wäre falsch, wenn jetzt Restaurantbetreiber oder Veranstalter zahlen müssten“, sagt Patrick Hennig.
Der Aufwand, der bisher in den Gesundheitsämtern anfiel, wird deutlich verringert, die App wird daher auch darüber finanziert. Und das Ministerium für Soziales und Integration ebenso wie der Landkreis setzen nun darauf, dass sich „möglichst viele Bürgerinnen und Bürger sowie Betreiber von Geschäften und Einrichtungen an der letztlich ausgewählten Lösung beteiligen würden“, schreibt das Ministerium.