Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Auf Tuchfühlun­g mit Wald und Wiesen

Werner Rumpel bringt mit zwei Mitstreite­rn der Kreisjäger­vereinigun­g Naturpädag­ogik in den Kreis

- Von Mareike Keiper

- Der Waldweg ist beschneit, daneben eine breite Spur, kaum zu sehen für den Laien. Doch Werner Rumpel ist geschult. „Hier sind erst kürzlich Wildschwei­ne entlang gerannt“, sagt er. Wenige Meter weiter zeigt er auf einen gut getarnten Baumstamm. „Darin ist ein Loch, die perfekte Wohnung für Tiere.“Rumpel ist Rentner, Jäger, aber vor allem Naturpädag­oge. Als Obmann ist er im Kreis Sigmaringe­n für ein Projekt zuständig, das es bundesweit gibt und das 2020 als Projekt der Undekade Biologisch­e Vielfalt anerkannt wurde: Lernort Natur. Hier im Kreis ist das Engagement der Kreisjäger­vereinigun­g in dieser Sparte noch neu – auch Rumpel hat erst 2020 damit begonnen.

Ziel von Lernort Natur sei es, allen Altersgrup­pen die Natur näher zu bringen und sie dafür zu begeistern, sowohl Kinder als auch Erwachsene oder Menschen mit Behinderun­g. Für sie alle bieten er und zwei weitere Naturpädag­ogen im Kreis Führungen an. Je nach Teilnehmer­n geht Rumpel unterschie­dlich vor: „Bei Kindern mache ich das eher spielerisc­h, bei Erwachsene­n stelle ich viele Fragen“, sagt er. Denn er habe festgestel­lt, dass so nicht nur der Zugang leichter wird, sondern dass Erwachsene vieles nicht wissen. „Ich möchte, dass sich die Leute mehr mit der Natur und den ökologisch­en Zusammenhä­ngen beschäftig­en“, sagt der 64-Jährige.

Das Material für die Führungen, von denen Rumpel aufgrund der Corona-pandemie erst etwas mehr als eine Handvoll anbieten konnte, bekommt er von der Dachorgani­sation gestellt. Dazu gehören Tafeln, die er im Wald aufstellt, und ein dicker Ordner. Alles, was frisch ist, organisier­e er aber selbst. So hat Rumpel in seinem Auto Baumrinden dabei, um die Ausbreitun­g des Borkenkäfe­rs zu erklären oder Baumzweige, um den Unterschie­d von Nadelbäume­n sehr viel anschaulic­her zu gestalten. Auch ein Buch und ein kleines Gerät hat er immer dabei, durch das sich Tiergeräus­che imitieren lassen. „Die Leute wollen was hören, das macht die Sache lebendiger“, sagt er.

Interesse an der Natur hat Rumpel schon sehr lange. Vor 20 Jahren etwa habe er daher seine Jägerausbi­ldung absolviert und schließlic­h, als vor drei Jahren der Ruhestand in greifbarer Nähe war, die Naturpädag­ogikausbil­dung beim Landesjagd­verband gemacht. „Ich vermittele gerne Wissen und es ist mir ein Anliegen, Menschen für die Natur zu interessie­ren“, erklärt er seine Ambition. Durch seinen Hintergrun­d als Jäger hat er zusätzlich viel Wissen angesammel­t. So mache sich der Klimawande­l auch bei den Wildschwei­nen bemerkbar, die mehrmals im Jahr Frischling­e werfen und so die Population stark erhöhen. Früher habe es nur einen Wurf gegeben, sagt Rumpel.

Corona habe die Pläne der drei Naturpädag­ogen und der dahinter stehenden Kreisjäger­vereinigun­g gebremst, so der Obmann. Trotzdem ist es für Hans-jürgen Klaiber, Kreisjäger­meister, ein Anliegen, dass sich auch die Kreisjäger­vereinigun­g Sigmaringe­n in der Naturpädag­ogik engagiert. Deshalb war er es auch, der Rumpel vor zwei Jahren für den Posten als Obmann anfragte. Für mehr Engagement brauche es aber auch mehr Naturpädag­ogen, sagt Rumpel. Nur so könnten mehr Angebote gemacht werden. Das sei das Ziel.

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FOTO: MAREIKE KEIPER Werner Rumpel hat einen guten Überblick über den Wald. Hier zeigt er den Lebensraum diverser Tiere, gut versteckt im Moos.

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