Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Weiter Aufregung um Astra-zeneca
Zwei Todesfälle stehen im zeitlichen Zusammenhang mit der Gabe des Impfstoffs
(hag/dpa) - Ein Krankenpfleger und eine Pflegerin sind in den vergangenen Tagen in der Region wenige Tage nach der Impfung mit dem Vakzin von Astra-zeneca gestorben. In einem Fall in Immenstadt im Allgäu gehen Mediziner davon aus, dass der Tod auf die Impfung zurückzuführen ist. Im Fall in Ravensburg ist das nicht klar.
Am Montag war zunächst bekannt geworden, dass ein Pfleger, der im Ravensburger Krankenhaus St. Elisabeth arbeitete und kurz zuvor dort mit dem Astra-zeneca-vakzin geimpft worden war, in der Uniklinik Tübingen gestorben ist. Ein Sprecher der Oberschwabenkliniken (OSK), zu der auch das Krankenhaus St. Elisabeth (EK) in Ravensburg gehört, erklärte auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“, man habe „keinerlei Informationen vorliegen, dass es insgesamt Zusammenhänge geben könnte zwischen einer Corona-impfung und einem nachfolgenden Krankenhausaufenthalt“.
Anders könnte sich die Sachlage bei einem Fall darstellen, der ebenfalls am Montag in Kempten bekannt wurde. Wie die „Augsburger Allgemeine“berichtet, war dort eine 55jährige Krankenpflegerin, die in einer Klinik in Immenstadt arbeitet, am 3. März mit der ersten Dosis Astra-zeneca geimpft worden. Nach sieben bis acht Tagen habe sie unter starken Symptome gelitten und sei mit schweren Kopfschmerzen ins Krankenhaus gekommen. Am Samstag sei die Frau dann in Kempten gestorben. Mediziner gehen davon aus, dass die Frau an einer Hirnvenenthrombose verstorben ist. Es gebe eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Tod der Pflegerin im Zusammenhang mit der Impfung stehe.
Die beiden Fälle sind nicht die ersten Berichte über mögliche Risiken
des Corona-impfstoffs von Astra-zeneca. Das Vakzin kam zuletzt nach Auffälligkeiten in einigen Ländern auf den Prüfstand. Bei bisher in Deutschland bekannten 13 Todesfällen im vermuteten Zusammenhang mit der Impfung handelt es sich um zwölf Frauen und einen Mann im Alter zwischen 20 und 63 Jahren, die neuerlichen Fälle wurden dabei nicht mitgezählt. Die Bundesregierung hatte den Einsatz von Astra-zeneca am vergangenen Montag
nach einer Empfehlung des Paulehrlich-instituts (PEI) vorübergehend gestoppt.
Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) erklärte später, sie sehe keine erhöhten Gesundheitsgefahren und empfahl die Fortsetzung der Impfungen, die nun auch in Deutschland wieder angelaufen sind.
Prüfungen und Studien zum Risiko des Impfstoffs werden seither fortgesetzt. Der Ulmer Virologe und Vorsitzende der Ständigen Impfkommission am Robert-koch-institut, Thomas Mertens, hält das Risiko von Nebenwirkungen von Astra-zeneca-impfungen ebenfalls für vertretbar gering. „Man muss sich klarmachen, dass es sich um eine sehr seltene, unter Umständen schwere Nebenwirkung handelt“, sagte er bereits am Samstag der „Schwäbischen Zeitung“. Es gebe rund zehn Fälle schwerer Nebenwirkungen pro 100 000 Geimpfte.
Bei der Risiko-nutzen-analyse ergebe sich sehr klar, dass der Nutzen der Impfung alle bislang bekannten Risiken, auch bei der Risikogruppe von Frauen zwischen 20 bis 50 Jahren, deutlich überwiege. Laut Mertens haben die meisten medizinischen Maßnahmen ein höheres Risiko für eine schwere Nebenwirkung als die Impfung.