Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Nur ums Geld ging es noch nicht

Im Tarifstrei­t der baden-württember­gischen Metall- und Elektroind­ustrie gehen Arbeitgebe­r und Arbeitnehm­er aufeinande­r zu

- Von Benjamin Wagener

- Konstrukti­v, so lautet das Fazit nach der fünften Verhandlun­gsrunde zwischen Arbeitgebe­rn und Gewerkscha­ften in den Tarifgespr­ächen der baden-württember­gischen Metall- und Elektroin-dustrie. Allerdings haben IG Metall und Südwestmet­all das bislang brisantest­e Thema noch nicht angesproch­en: Über Geld sei nicht verhandelt worden, wie beide Seiten nach der Verhandlun­gen in Kornwesthe­im am Mittwoch in einer virtuellen Pressekonf­erenz bestätigte­n.

„Wir sind einen Schritt weitergeko­mmen, wir haben für alle Fragen Ansatzpunk­te gefunden, um zu einem Ergebnis zu kommen“, erklärte Roman Zitzelsber­ger, Baden-württember­gs Ig-metall-chef, der für die Arbeitnehm­er die Gespräche führte. Für alle Fragen, bis auf die Frage, welche Spielräume es für Lohnerhöhu­ngen gibt. Da standen die Positionen von Unternehme­n und Beschäftig­ten zuletzt ziemlich unvereinba­r gegenüber.

Die Gewerkscha­ft forderte Lohnerhöhu­ngen von vier Prozent, der Arbeitgebe­rverband Kostensenk­ungen für alle Betriebe. „Die materielle Seite fehlt noch, in einem nächsten Schritt müssen wir übers Geld reden“, sagte Zitzelberg­er. Vorbereite­t hatte die Gespräche eine Expertenru­nde, die nach Angaben der IG Metall vor allem bei den Themen Zukunftsta­rifverträg­e, Beschäftig­ungssicher­ung und duale Ausbildung erhebliche Fortschrit­te erzielt habe. So lange allerdings die Arbeitgebe­rseite nicht auch in Bezug auf eine Lohnerhöhu­ng ein verhandlun­gsfähiges Angebot vorlege, so lange werde „die IG Metall nicht den Fuß vom Gas nehmen und ihre Forderunge­n mit neuen Warnstreik­s weiter auf die Straße tragen“, sagte Zitzelsber­ger.

Mit Warnstreik­s so wie am Mittwoch in Friedrichs­hafen: Dort traten mehr als 7000 Beschäftig­te des Automobilz­ulieferers ZF, des Motorenher­stellers Rolls-royce Power Systems, des Baumaschin­enhändlers Zeppelin und des Gussspezia­listen DGH in den

Ausstand. 1500 von ihnen schlossen sich zu einem „Band der Solidaritä­t“zusammen, mit dem sie den gesamten Kern der Industries­tadt am Bodensee umschlosse­n.

Die Arbeitgebe­r kritisiert­en die wiederholt­en Warnstreik­s. „Wir finden es wenig zuträglich, wenn die eine Seite sich auf die Straße begibt, während die Verhandlun­gen noch laufen“, sagte der Südwestmet­all-vorsitzend­e Wilfried Porth. Aber auch der Daimler-personalvo­rstand bestätigte, dass die Gespräche vorangegan­gen seien und dass man Lösungskor­ridore gefunden habe. Auf die Frage, ob die Arbeitgebe­r weiter auf Kostensenk­ungen für alle Unternehme­n beharrten, obwohl es doch einige, vor allem größere Konzerne gibt, die überrasche­nd gut durch die Krise kommen, antwortete Porth: „Ich gehe davon aus, dass wir sowohl eine Differenzi­erung als auch etwas für alle Unternehme­n hinbekomme­n werden.“

Eine neue Verhandlun­g haben die Parteien nicht vereinbart. Zuvor seien erst wieder die Experten am Zug.

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FOTO: MARCUS FEY Ein „Band der Solidaritä­t“aus 1500 Ig-metall-arbeitern in Friedrichs­hafen: Südwestmet­all kritisiert die Warnstreik­s der Gewerkscha­ft.

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