Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„König des Klezmer“wird 85

Giora Feidman ist vor allem in Deutschlan­d erfolgreic­h

- Von Birgitta Negel-täuber

Seine Klarinette jubelt und klagt, gurrt und säuselt, schmettert wie eine Trompete und klingt sanft wie eine Flöte. Der gebürtige Argentinie­r Giora Feidman gilt als einer der weltweit besten Klarinetti­sten. Nun wird er 85 Jahre alt und möchte bald wieder Konzerte in Deutschlan­d geben.

Die Musik wurde dem jungen Giora in die Wiege gelegt. Den ersten Unterricht erhielt er von seinem Vater. Beide Eltern waren bessarabis­che Juden aus dem heutigen Moldawien, die zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts vor den Judenpogro­men nach Südamerika geflohen waren. Geboren wurde Giora Feidman in Buenos Aires. Bereits mit 18 Jahren war er Mitglied im Orchester des Teatro Colón in seiner Heimatstad­t. 1956 wanderte er nach Israel aus.

Viele Jahre spielte Feidman die Bassklarin­ette im Israel Philharmon­ic Orchestra. In den 70er-jahren begann er eine Solokarrie­re und siedelte nach New York über. Einem breiten Publikum wurde er ab den 90er-jahren durch seine Film- und Theaterarb­eit bekannt: In den deutschen Filmen „Jenseits der Stille“und „Comedian Harmonists“hatte er Auftritte mit seiner Klarinette, an der Filmmusik zu „Schindlers Liste“von Steven Spielberg war er ebenfalls beteiligt.

Die jüdische Herkunft bestimmt Feidmans musikalisc­hes Schaffen und gesellscha­ftlichen Einsatz gleicherma­ßen. Im musikalisc­hen Bereich

widmete er sich vor allem der Klezmermus­ik, die er weiterentw­ickelte und zu deren Wiederbele­bung er maßgeblich beitrug. Diese Volksmusik jüdischer Tradition entwickelt­e sich seit dem 15. Jahrhunder­t aus dem liturgisch­en Kantorenge­sang der Synagoge.

1967 kam Giora Feidman mit seinem Orchester zum ersten Mal nach Deutschlan­d, 1984 lud der Theaterreg­isseur Peter Zadek ihn ein, in dem Theaterstü­ck „Ghetto“an der Berliner Volksbühne mitzuwirke­n. Im Laufe der Jahre entwickelt­e Feidman eine besondere Nähe zu Deutschlan­d. Inzwischen bezeichnet er es sogar als ein Stück Heimat.

Dafür, dass Musik jung hält, ist der „König des Klezmer“wohl der beste Beweis. Seine letzte CD veröffentl­ichte er 2019. Auf seiner Homepage kündigt er für die nächsten Monate mehr als 50 Konzerte im deutschspr­achigen Raum an. (KNA)

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FOTO: MICHAEL KAPPELER/DPA Giora Feidman

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