Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Mehr als 14 Millionen Hobbymusik­er in Deutschlan­d

Singen im Chor ist Frauendomä­ne – Männer spielen eher in Bands und Kapellen

- Von Christoph Aren

(KNA) - Dass Musik gut für Körper und Seele ist, erleben viele Menschen gerade in Corona-zeiten besonders deutlich. Nun hat eine Studie, die der Deutsche Musikrat in Auftrag gegeben hat, erstmals untersucht, wer hobbymäßig welcher musikalisc­hen Aktivität nachgeht.

Die wenigsten Musiker sind Profis: Rund 600 000 Menschen in Deutschlan­d verdienen mit Musik ihr Geld oder zumindest einen Teil ihres Lebensunte­rhalts. Aber immerhin 14,3 Millionen Bundesbürg­er oder fast 19 Prozent der Bevölkerun­g ab sechs Jahren musizieren in ihrer Freizeit: entweder in Band, Orchester oder Chor. Oder sie spielen für sich zu Hause, bei privaten oder geselligen Anlässen.

Die repräsenta­tive Studie über das Amateurmus­izieren im Land von Bach und Beethoven ist die erste mit dieser Fragestell­ung. Nach der am Mittwoch in Bonn veröffentl­ichten Allensbach-studie bezeichnen rund 3,5 Millionen Kinder und Jugendlich­e und 10,8 Millionen Personen ab 16 Jahre Musik als Hobby. Damit dürfte die Zahl der Musizieren­den laut Musikrat in den letzten rund 20 Jahren relativ stabil geblieben sein.

80 Prozent der Amateurmus­iker ab 16 Jahre spielen ein Instrument: 92 Prozent der Männer und 68 Prozent der Frauen. 40 Prozent singen: 56

Prozent der Frauen und 24 Prozent der Männer. Singen ist damit eher eine Frauendomä­ne, während Männer eher Instrument­e spielen.

Laut Studie ist das Musizieren stark alters-, geschlecht­s- und schichtgeb­unden: Während bei Personen ab 16 Jahre 16 Prozent singen oder ein Instrument spielen, ist es bei Kindern und Jugendlich­en von sechs bis 15 Jahren fast jeder Zweite. Der Kreis der Hobbymusik­er verringert sich vor allem beim Übergang von der Schule zur Ausbildung gravierend, ein zweites Mal beim Übergang ins Berufslebe­n. So musizieren noch 31 Prozent der 16- bis 29-Jährigen, aber nur 13 Prozent der 30- bis 44-Jährigen. Allerdings blieben die meisten von denen, die mit 30 Jahren noch musizieren, bis ins hohe Alter dabei. Ein weiterer Faktor ist die soziale Schicht. Personen mit hohem sozio-ökonomisch­en Status musizieren signifikan­t häufiger als Personen aus den mittleren und unteren Schichten. So zählen sich 25 Prozent der Personen ab 16 Jahre aus der hohen sozialen Schicht zu den Freizeitun­d Hobbymusik­ern, aber nur 12

Prozent aus den unteren und 14 Prozent der Personen aus den mittleren Sozialschi­chten.

Bei Kindern und Jugendlich­en ist auffällig, dass noch viel mehr Mädchen als Jungen musizieren. So machen 58 Prozent der sechs- bis 15-jährigen Mädchen, aber nur 39 Prozent der gleichaltr­igen Jungen Musik. Im Erwachsene­nalter hingegen verschwind­en die Geschlecht­eruntersch­iede fast vollständi­g. 16 Prozent der Männer und 15 Prozent der Frauen über 16 Jahre spielen ein Instrument oder singen in ihrer Freizeit.

Gitarre und Klavier führen die Liste der beliebtest­en Instrument­e an: 33 Prozent der Amateurmus­iker ab 16 Jahre spielen Gitarre, 27 Prozent Klavier. Auch andere Tastenund Zupfinstru­mente sind beliebt. So spielen 17 Prozent ein elektronis­ches Tasteninst­rument, etwa ein elektrisch­es Klavier, Keyboard oder Synthesize­r und weitere 9 Prozent eine E-gitarre oder einen E-bass.

Unter den Holzblasin­strumenten ist die Blockflöte mit Abstand am weitesten verbreitet: 13 Prozent spielen Blockflöte, jeweils zwei Prozent

Querflöte oder Saxofon, ein Prozent auch Klarinette. Ein Schlagzeug, Drums oder ein anderes vergleichb­ares Instrument nutzen sechs Prozent. Für Streichins­trumente interessie­ren sich hingegen eher wenige.

Insgesamt sind acht von zehn Musizieren­de ab sechs Jahre auch im Familienod­er Freundeskr­eis aktiv. 26 Prozent sind Mitglied in einem Chor, 20 Prozent treten auch bei Konzerten oder anderen Gelegenhei­ten auf, fast ebenso viele musizieren in der Kirche. Für die Jüngeren sind Schulchor und Musik-ag wichtig: 36 Prozent in dieser Gruppe sind hier Mitglied. 33 Prozent der jungen Musiker besuchen eine Musikschul­e.

Einen großen Unterschie­d zwischen Männern und Frauen zeigt sich beim Ort, an dem Musik gemacht wird. So ist der private Rahmen zwar für beide gleicherma­ßen der mit Abstand am häufigsten genutzte Raum für das Hobby Musik. Ansonsten musizieren Frauen jedoch weit häufiger in Chören oder in der Kirche, Männer hingegen spielen signifikan­t häufiger in Bands oder Vereinen, etwa einer Kapelle oder einem Spielmanns­zug.

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FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA Klavier und E-piano sind neben der Gitarre die beliebtest­en Instrument­e bei Hobbymusik­ern. Streichins­trumente haben hingegen eher an Attraktivi­tät verloren.

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