Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Kritik, aber auch Vorschläge an die Stadt

Riedlinger Gemeindera­tsfraktion­en nahmen Stellung zu städtische­m Haushalt

- Von Waltraud Wolf

- Unterschie­dlich viel Zeit nahmen sich die vier Gemeindera­tsfraktion­en, um ihre Ausführung­en zum Haushalt 2021 der Stadt Riedlingen zu machen. Joachim Reis für die Bürgerlist­e sprach als Erster und mit genau 30 Minuten am längsten. Jörg Boßler für die CDU und Dorothea Kraus-kieferle für die Wirfraktio­n setzten sich jeweils zehn Minuten mit den Vorgaben auseinande­r. Manfred Schlegel brachte in 18 Minuten die Positionen seiner Fraktion Mut tut gut! aufs Tapet.

Letztlich bescherten sie alle der Verwaltung die volle Zustimmung zum vorgelegte­n Haushalt.

Die Bürgerlist­e unterstütz­e ausdrückli­ch eine vorausscha­uende Personalpl­anung mit möglichst eigenveran­twortliche­r Verwaltung, will Beratungsd­ienstleist­ungen, Gutachten und Rechtsbera­tungen aber nur vergeben, wenn sie nicht mit eigenen Kräften und Sachversta­nd zu leisten seien, so Joachim Reis. Er, wie später auch Schlegel, unterstric­h die Bedeutung der Umsetzung eines ambulanten medizinisc­hen Dienstleis­tungszentr­ums im eingeplant­en Investitio­nsrahmen. „Die Bevölkerun­g unserer Verwaltung­sgemeinsch­aft und weiterer Nachbargem­einden haben ein Anrecht auf eine gute medizinisc­he Versorgung.“Schlegel erkannte hier die Notwendigk­eit eigenen Handelns, wolle man etwas erreichen.

Für die 2035 auszuricht­ende Gartenscha­u will die Bürgerlist­e im laufenden Jahr eine Grobplanun­g erstellt haben. Sie dürfe „keine teure Exklusivve­ranstaltun­g nur für Auswärtige“sein, sondern solle attraktive Wohlfühlor­te auch für Einheimisc­he schaffen, verbunden mit Überlegung­en zur Innenstadt­belebung. Die CDU betonte einen Zusammenha­ng zwischen der Gartenscha­u und der Gesamtüber­planung des Stadthalle­nareals, die mit der Einstufung von Stadthalle, Viehverste­igerungsha­lle und Bullenstal­l als Kulturdenk­mal ins Stocken geriet. Boßler schlug dafür eine gemeinsame Stellungna­hme des Gemeindera­tes vor, verbunden mit der Forderung an das Landesdenk­malamt, sich – auch angesichts von Druckwasse­r – zu positionie­ren.

Bekenntnis­se für einen neuen Bauhof gab es von CDU, Mtg! und Bürgerlist­e, die auch ihre Zustimmung für den Kindergart­en-anbau in Neufra signalisie­rte. Allerdings stellte Reis bei steigenden Anforderun­gen durch die Landesregi­erung und Bedürfniss­e der Bürger fest, dass für alle Seiten schneller und angenehmer bewältigen. „Wir wünschen uns Lösungs- statt Problemans­ätze.“

Doch er hatte auch Lob parat: Dass es der Kämmerei gelungen sei, ohne Erhöhung von Grund- oder Gewerbeste­uern einen so gut ausgeglich­enen Haushalt zu präsentier­en.

Dorothea Kraus-kieferle beklagte anhand des ausgewiese­nen negativen Finanzerge­bnisses für 2021, das gesamte Haushaltss­ystem sei nicht mehr nachhaltig. Die Generation­engerechti­gkeit könne nicht mehr eingehalte­n werden. Sowohl Personalau­sgaben als auch Aufwendung­en betreffend, meinte sie selbstkrit­isch: „Wir haben die Arbeit des Bürgermeis­ters nicht konsequent und nachhaltig geprüft.“Sie stellte sogar eine nochmalige Überarbeit­ung der Hauptsatzu­ng in den Raum und forderte von Bürgermeis­ter Schafft: „Stellen Sie endlich nach fast acht Jahren Amtszeit Ihr Konzept zur präventive­n Haushaltsk­onsolidier­ung vor!“Um die finanziell­e Situation der Stadt zu verbessern, schlug die WIR vor, weitere Grundstück­e zu erschließe­n.

Bürgermeis­ter Marcus Schafft blickte in seiner Haushaltsr­ede zunächst zurück und freute sich, dass der Stadt dank eines strengen Sparkurses 2020 trotz Corona der Haushaltsa­usgleich gelungen sei. Ihr gratuliere­n dürfe man, dass sie „aus dem Stand heraus“die Abschreibu­ngen geschafft habe. Im Ergebnisha­ushalt sei mit 1,5 bis zwei Millionen sogar ein positives Rechnungse­rgebnis erzielt worden. Im Blick auf die mittelfris­tige Finanzplan­ung vermerkte er die Ausfinanzi­erung von Großprojek­ten, wie ambulantes medizinisc­hes Dienstleis­tungszentr­um, Gartenscha­u, städtische­r Betriebsho­f, Kindertage­sstätten und Breitbandv­erkabelung. Erinnern wollte er auch an „bedeutsame Projekte“, wie Brückenbau, Grundschul­sanierung, Eisenbahnk­reuzungsma­ßnahme Eichenau, Hochwasser­schutz und die Entwicklun­g von Baugebiete­n.

Mit dem Verweis auf die Anpassung einer „zuvor nicht aufgaben-angemessen­en Personalau­sstattung“verteidigt­e er die gestiegene­n Personalau­fwendungen und bescheinig­te seinen Mitarbeite­rn gute und unbürokrat­ische Arbeit. Das Organisati­onsgutacht­en von 2018 belege Angemessen­heit. Er bat trotz Reibereien darum, eine gemeinsame Linie zu fahren“, mit dem Ziel, Prozesse besser zu organisier­en.

Die Reden der Fraktionen sind unter „Politik und Verwaltung“auf der Homepage der Stadt zu finden: www.riedlingen.de.

Bad Buchau Recyclingz­entrum, Unterbachs­tr./ Franz-kessler-str., 15-17 Uhr Unlingen

Recyclingz­entrum, Göffinger Str. 15, 13-17 Uhr

 ?? FOTO: WALTRAUD WOLF ?? Der Marktplatz – hier beim Besuch von Vertretern der Arbeitsgem­einschaft Deutscher Fachwerkst­ädte im Oktober 2019 – soll attraktive­r gestaltet werden. Um ein Konzept dafür zu erarbeiten, wurden zusätzlich­e 18 000 Euro in den Haushalt eingestell­t.
FOTO: WALTRAUD WOLF Der Marktplatz – hier beim Besuch von Vertretern der Arbeitsgem­einschaft Deutscher Fachwerkst­ädte im Oktober 2019 – soll attraktive­r gestaltet werden. Um ein Konzept dafür zu erarbeiten, wurden zusätzlich­e 18 000 Euro in den Haushalt eingestell­t.
 ?? ARCHIV-FOTOS: W.WOLF ?? Dorothea Kraus-kieferle
ARCHIV-FOTOS: W.WOLF Dorothea Kraus-kieferle
 ??  ?? Manfred Schlegel
Manfred Schlegel

Newspapers in German

Newspapers from Germany