Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Anteil an Corona-infizierten: Bad Buchau hält den Spitzenplatz im Kreis
Fast fünf Prozent der Bevölkerung war schon infiziert – Zweite Impfaktion ist erwünscht, aber von der Verfügbarkeit des Impfstoffs abhängig
- Noch immer hält Bad Buchau einen unrühmlichen Spitzenplatz im Landkreis: Bezogen auf die Bevölkerung sind nirgendwo sonst die Coronazahlen so hoch. Seit Ausbruch der Pandemie sind bislang 4,64 Prozent der Einwohner mit Covid-19 infiziert worden. Und die Zahlen steigen weiter, berichtete Bürgermeister Peter Diesch am Dienstagabend im Gemeinderat.
In der Schautafel des Landkreises Biberach, die auch auf der Homepage der Stadt Bad Buchau veröffentlicht wird, färbt sich die Buchauer Gemarkung tief orange. 202 der insgesamt 4358 Einwohner wurden bislang mit Covid-19 infiziert, also fast jeder Zwanzigste. Damit halte Bad Buchau „den Spitzenwert im Landkreis“, kommentierte Bürgermeister Peter Diesch die Zahlen: „Das ist bedenklich.“ Lediglich in der Federseegemeinde Betzenweiler sind die Zahlen mit 4,55 Prozent ähnlich hoch, in allen anderen Kommunen des Landkreises liegen die Fallzahlen pro Einwohner unter vier Prozent.
Von den infizierten Personen gelten mittlerweile 184 als genesen. Sechs sind an oder mit dem Coronavirus verstorben. In der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend sprach der Bürgermeister von zwölf aktuellen Fällen. Die 25 in der Statistik erfassen Kontaktpersonen bildeten dagegen schon nicht mehr die aktuelle Situation ab, merkte Diesch an. Wegen eines Falls im Naturkindergarten musste die Einrichtung geschlossen werden. „Damit sind 20 weitere Kontaktpersonen in Quarantäne“, so Diesch. „Wir sind mitten in der dritten Welle, die zwar noch nicht ganz so hoch schwappt wie an Weihnachten, aber die Entwicklung geht in diese Richtung.“
Gerne würde man in Bad Buchau eine weitere Impfaktion anbieten. Die Stadtverwaltung und das Team der Buchauer Gemeinschaftspraxis Lipke und Diemer stehen hier Gewehr bei Fuß. Die Aktion stehe und falle aber mit den benötigten Impfdosen. Aktuell gebe es Lieferengpässe bei Astrazeneca und Moderna, berichtete die Ärztin und Bürgermeisterstellvertreterin Angelika Lipke. Astrazeneca werde zwar nicht an Über-80-jährige verimpft, aber durch die allgemeine Knappheit werde nun das Testzentrum in Ulm zuerst mit Impfstoff bedient, so Lipke weiter.
Dass Bedarf nach einer weiteren Impfaktion besteht, wird aber auch in der Stadtverwaltung so gesehen. „Mittleweile haben wir über 100 Leute auf der Warteliste“, sagte Diesch. „Es gibt wohl viele Hemmnisse für die Senioren, nach Ummendorf, Hohentengen und Ulm zu fahren.“Sollte eine weitere Impfaktion stattfinden können, wolle man die Zielgruppe auch ausdehnen, ergänzte Lipke: „Angestrebt werden 300 weitere Impfdosen.“Dann könnte man etwa die nächste impfberechtigte Gruppe mit einbeziehen oder die Aktion örtlich ausdehnen, so dass sich etwa auch die Bewohner von Attenweiler oder Mittelbiberach zum Impftermin anmelden könnten. Doch ob diese Pläne umgesetzt werden können, sei eben von der Verfügbarkeit des Impfstoffes abhängig, betonte Lipke.
Dagegen steht der Termin für die Zweitimpfung nun konkret fest: Die Senioren, die bei der Aktion am Freitag geimpft wurden, erhalten am 30. April ihre zweite Impfdosis. Die Aktion soll erneut in der Turnhalle stattfinden und die Senioren werden demnächst ihre Einladung dazu erhalten, kündigte Bürgermeister Diesch an. Den 65 Helfern der Buchauer Impfaktion sprach er „ganz, ganz großes Lob und Respekt“aus. Sein Dank richtete sich besonders an Angelika Lipke – „auf ihre Initiative hin ist das Ganze ins Rollen gekommen“– und an Sozialamtsleiter Klaus Merz, der von Seite der Verwaltung die Organisation verantwortet hat. „Das war schon eine kleine Meisterleistung“, so Diesch. „Und es gab nicht einen negativen Zwischenfall.“Alle Senioren hätten die Impfung gut vertragen und die Stimmung und die vielen Gespräche im Ruheraum sei „sensationell“gewesen, berichtete Diesch schmunzelnd. „Die Leute sind ja ähnlich alt und haben sich teilweise seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen. Es hat nur noch gefehlt, dass wir Kaffee und Kuchen angeboten hätten. Die Senioren waren wirklich hellauf begeistert.“