Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Bagger und Baufahrzeuge bestimmen für fünf Monate das Straßenbild
Für die 1,2 Millionen teure Großbaumaßnahme ist die Riedlinger Straße in Bad Buchau ab Mitte Mai für fünf Monate gesperrt
- Ab Mitte Mai müssen sich Autofahrer im Buchauer Stadtteil Kappel auf größere Umleitungen einstellen: Für fünf Monate gehört die Riedlinger Straße dann ganz den Baggern und Baufahrzeugen. In einem 1,2 Millionen Euro teuren Großprojekt soll nicht nur der Straßenbelag erneuert werden, sondern auch Kanäle und Wasserleitungen saniert, die Bushaltestellen barrierefrei umgebaut, Gehwege und Straßenraum neu gestaltet werden. In seiner Sitzung am Dienstagabend hat der Gemeinderat die Aufträge dafür vergeben.
„Das ist wieder ein Straßenbaugroßprojekt“, kommentierte Norbert Moll von der Buchauer Stadtverwaltung im Gemeinderat die Maßnahme. Nicht nur finanziell schlägt das Projekt mit 1 219 000 Euro ordentlich zu Buche, wobei auch das Land einen Teil der Kosten übernimmt. Der Aufwand ist enorm. Für Belagserneuerung und Tiefbauarbeiten sollen Riedlinger und Wuhrstraße von Mitte Mai bis Ende September für den Verkehr komplett gesperrt werden. Dass das Vorhaben damit nahtlos an den Abschluss der Baustelle Moosburger Straße anschließt, sei vom Regierungspräsidium
Tübingen so vorgesehen, so Moll. Das Land trägt auch die Kosten für die Erneuerung der Fahrbahndecke der Ortsdurchfahrt Kappel und für die Entsorgung des Teerbelags. Eine dringende notwendige Maßnahme, wie Moll findet: „Gerade um die Wuhrkapelle herum ist der Straßenbelag miserabel.“
Bevor es hier richtig losgeht, nimmt sich die Stadt den Untergrund vor. Von der Einfahrt „Auf dem Bahndamm“bis zur Badhausstraße sind Kanal- und Wasserleitungen zu erneuern, wobei „das schlimmste Übel die Wasserleitung“sei, so Moll. Gleichzeitig plant die Stadt „den längst überfälligen Lückenschluss in der Wasserversorgung“: Bislang verlaufen zwei getrennte Leitungen vom Wasserreservoir zu den Haushalten in Bad Buchau und dem Ortsteil Kappel. Künftig sollen sie miteinander verbunden werden; fällt dann eine Leitung aus, kann die intakte Leitung den anderen Ortsteil mitversorgen.
Überfällig war wohl auch ein barrierefreier Zugang zu den beiden Bushaltestellen, den die Stadt in diesem Zuge ebenfalls mit anpacken möchte. Bei der Gelegenheit sollen dann auch die Gehwege und der Straßenraum im Bereich der Wuhrkapelle neu gestaltet werden.
Hier ist jedoch besondere Sorgfalt geplant. Die 1727 neu aufgebaute
Wuhrkapelle, die auf 29 Erlenpfählen ruht, genieße als eingetragenes Kulturdenkmal besonderen Schutz während der Arbeiten, betonte Moll. Darauf richte auch das Landesamt für Denkmalpflege sein Augenmerk. Und etwas tiefer in die Geschichte blickt die Archäologische Denkmalpflege, die im Bereich der Wuhrkapelle einen jungsteinzeitlichen Bohlenweg vermutet. Die Kosten für eine mögliche baubegleitende Rettungsgrabung habe die Stadt zu tragen.
Insgesamt ergeben sich aber nach der Ausschreibung der Gewerke „kleine Reserven“, berichtete Moll. „Es war auch ein günstiger Termin für eine Ausschreibung“, ergänzte Franz Knab vom Ingenieurbüro Schwörer. Inzwischen kletterten die Preise wieder nach oben. Dennoch waren es rund eine Million Euro, die bei der Vergabe der fünf Gewerke zusammenkamen. Vorab hatte die Stadt mit immerhin 1,2 Millionen Euro kalkuliert. Dabei wird das Land Badenwürttemberg immerhin rund 233 800 Euro für die Erneuerung der Fahrbahndecke übernehmen. Insgesamt belaufen sich die Tiefbauarbeiten auf rund 960 700 Euro. Den Auftrag wird die Firma Hinder aus Bad Waldsee als günstigster von insgesamt acht Bietern übernehmen. Nur zwei Angebote wurden für die Lieferung von Rohren und Armaturen für die Wasserleitung abgegeben; hier erwies sich die Firma Muffenrohr mit 18 600 Euro als günstigste Bieterin. Den Auftrag für das neue Buswartehäuschen, das die stark in die Jahre gekommene Wartehalle ersetzen soll, ging an die Firma Mabeg aus Soest. Im Preis von 11 700 Euro ist auch die Montage enthalten, das Bauunternehmen soll lediglich das Fundament herstellen, erläuterte Moll. Die Kosten für die Beweissicherung, die das Ingenieurbüro Franz Rudolf aus Langenenslingen übernehmen wird, belaufen sich auf rund 5000 Euro. Die Kosten für die Verkehrssicherung teilen sich die Stadt Bad Buchau und die Gemeinde Kanzach, die gleichzeitig die Kanalisation in der Ortsdurchfahrt saniert. Der Buchauer Anteil beträgt 14 800 Euro, den Auftrag erhält die Firma Högg Verkehrssichrung Gmbh aus Nehren. Bei der Vergabe im Gemeinderat rückte Stadtrat Schultheiß, zugleich ehrenamtlicher Bürgermeister von Kanzach, wegen Befangenheit vom Ratstisch ab. Alle Aufträge wurden mit einstimmigem Beschluss des Gemeinderats vergeben.