Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Naturschutz erhält deutlich mehr Raum
Bebauungspläne „Westtangente“und „Recyclinganlage Tongrube“werden ausgelegt
- Der Gemeinderat der Stadt Mengen hat am Dienstag die Abwägungen und Änderungen gebilligt, die sich aus dem frühzeitigen Beteiligungsverfahren für die beiden Bebauungspläne „Westtangente“und „Recyclinganlage Tongrube“ergeben haben. Bei einer Gegenstimme von Liane Schmid (Freie Bürger) und den Enthaltungen von Stefan Schaut (Freie Bürger) und Jakob Fahlbusch (Grüne) wurden die Auslegung und die Beteiligung von Öffentlichkeit und Behörden beschlossen.
Bereit vor mehr als einem Jahr hatten die Bürgerinformation zu den Plänen und die frühzeitige Behördenbeteiligung stattgefunden. „Das wir erst jetzt in die nächste Runde gehen können, liegt daran, dass wir sehr viele Hausaufgaben bekommen haben“, sagte Simone Knupfer, die als Stadtplanerin des Büros Lars Consult das Verfahren betreut. Es habe diverse Abstimmungsgespräche, vor allem mit dem Regierungspräsidium, gegeben, bis die Details zu Hochwasser-, Boden- und Immissionsschutz, zu möglichen archäologischen Funden, der Raumordnung und vor allem des Naturschutzes geklärt worden seien. „Wir sind in die erste Beteiligung schon mit einem gut ausgearbeiteten Plan gegangen, sodass ich nicht davon ausgehe, noch große Überraschungen aufgetischt zu bekommen“, gab sich Knupfer auf Nachfrage von Manfred Moll (CDU) optimistisch.
Im Vergleich zur ursprünglichen Planungen sollen den verschiedenen schützenswerten Arten, zu denen Zauneidechse, Goldammer, Flussregenpfeifer und Bienenfresser gehören, rund 7000 Quadratmeter mehr Platz eingeräumt werden. Zusätzlich soll es vier externe Ausgleichsflächen und einen größeren Fledermaustunnel geben. Dieser soll laut Knupfer zumindest bei Tageslicht auch fußgängertauglich sein und den Anwohnern im Bereich der Kolpingstraße weiter einen Zugang zu den Feldern in Richtung Rulfingen zu ermöglichen.
Wichtig war den Verkehrsbehörden zu betonen, dass es von der Tangente, die hinter Schneider Schirme vorbei zur Pfullendorfer Straße führen und so die Innenstadt verkehrstechnisch entlasten soll, keine direkten Zufahrten zu bestehenden oder künftigen Unternehmen im Gewerbegebiet zulässig sind.
Die eingegangenen Stellungnahmen von Bürgern hätten sich hauptsächlich um zwei Themen gedreht: Immissionsschutz und Verkehrsführung. Während der von den Anwohnern infrage gestellte Kreisverkehr als Anschluss an die Pfullendorfer Straße nicht mehr zur Diskussion gestellt werde, weil er in seiner geplanten Größe die Kriterien übergeordnete, qualifizierte Straße erfüllen müsse, stünden in Sachen Lärm-, Staub und Abgasbelastung noch Gutachten aus. „Die betroffenen Bürger können aber davon ausgehen, dass die Straße und die Recyclinganlage des Unternehmens Wild nur dann genehmigungsfähig sind, wenn die geltenden Richtwerte eingehalten werden“, sagte die Stadtplanerin. Man strebe eine ganzheitliche Betrachtung der verschiedenen Bebauungspläne an. Dies könne am Ende dazu führen, dass eine Schallschutzmauer entlang des Kreisverkehrs für nötig befunden wird oder der Betreiber der Recyclinganlage zur Befeuchtung des Materials verpflichtet werde, wenn zu viel Staub entstehe. Bürger hatten in ihren Stellungnahmen
die Befürchtung geäußert, ihre Gesundheit könnte belastet werden, die Erholungsqualität in ihren Gärten sinken und sich damit einhergehend eine Wertverlust bei Haus und Grundstück einstellen.
Im Zusammenhang mit den Immissionen bat Bürgermeister Stefan Bubeck die Planerin darum, dass auch aktuelle Messungen gemacht werden. „Dann können wir die aktuellen Werte den künftigen gegenüberstellen“, sagte er. Er würde sich nicht wundern, wenn die Belastung jetzt höher sei. Außerdem sei er der Meinung, dass es bei dieser Maßnahme nur Gewinner gebe: „Die Natur profitiert, der Verkehr wird beruhigt und die Wohnqualität in der Innenstadt steigt.“Am Ende würde nämlich sogar ein Überschuss von rund 2800 Ökopunkten geschaffen.
Auf Anfrage von Stefan Schaut erläuterte Knupfer, dass die Arbeiten zur Erstellung der Habitate für die geschützten Arten bald beginnen sollen. Erst wenn diese Gebiete fertig gestellt seien, könne mit der eigentlichen Baumaßnahme begonnen werden. Liane Schmid konnte den Plänen nicht zustimmen, da ihr der Eingriff in die Natur zu groß ist.