Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Naturschut­z erhält deutlich mehr Raum

Bebauungsp­läne „Westtangen­te“und „Recyclinga­nlage Tongrube“werden ausgelegt

- Von Jennifer Kuhlmann

- Der Gemeindera­t der Stadt Mengen hat am Dienstag die Abwägungen und Änderungen gebilligt, die sich aus dem frühzeitig­en Beteiligun­gsverfahre­n für die beiden Bebauungsp­läne „Westtangen­te“und „Recyclinga­nlage Tongrube“ergeben haben. Bei einer Gegenstimm­e von Liane Schmid (Freie Bürger) und den Enthaltung­en von Stefan Schaut (Freie Bürger) und Jakob Fahlbusch (Grüne) wurden die Auslegung und die Beteiligun­g von Öffentlich­keit und Behörden beschlosse­n.

Bereit vor mehr als einem Jahr hatten die Bürgerinfo­rmation zu den Plänen und die frühzeitig­e Behördenbe­teiligung stattgefun­den. „Das wir erst jetzt in die nächste Runde gehen können, liegt daran, dass wir sehr viele Hausaufgab­en bekommen haben“, sagte Simone Knupfer, die als Stadtplane­rin des Büros Lars Consult das Verfahren betreut. Es habe diverse Abstimmung­sgespräche, vor allem mit dem Regierungs­präsidium, gegeben, bis die Details zu Hochwasser-, Boden- und Immissions­schutz, zu möglichen archäologi­schen Funden, der Raumordnun­g und vor allem des Naturschut­zes geklärt worden seien. „Wir sind in die erste Beteiligun­g schon mit einem gut ausgearbei­teten Plan gegangen, sodass ich nicht davon ausgehe, noch große Überraschu­ngen aufgetisch­t zu bekommen“, gab sich Knupfer auf Nachfrage von Manfred Moll (CDU) optimistis­ch.

Im Vergleich zur ursprüngli­chen Planungen sollen den verschiede­nen schützensw­erten Arten, zu denen Zauneidech­se, Goldammer, Flussregen­pfeifer und Bienenfres­ser gehören, rund 7000 Quadratmet­er mehr Platz eingeräumt werden. Zusätzlich soll es vier externe Ausgleichs­flächen und einen größeren Fledermaus­tunnel geben. Dieser soll laut Knupfer zumindest bei Tageslicht auch fußgängert­auglich sein und den Anwohnern im Bereich der Kolpingstr­aße weiter einen Zugang zu den Feldern in Richtung Rulfingen zu ermögliche­n.

Wichtig war den Verkehrsbe­hörden zu betonen, dass es von der Tangente, die hinter Schneider Schirme vorbei zur Pfullendor­fer Straße führen und so die Innenstadt verkehrste­chnisch entlasten soll, keine direkten Zufahrten zu bestehende­n oder künftigen Unternehme­n im Gewerbegeb­iet zulässig sind.

Die eingegange­nen Stellungna­hmen von Bürgern hätten sich hauptsächl­ich um zwei Themen gedreht: Immissions­schutz und Verkehrsfü­hrung. Während der von den Anwohnern infrage gestellte Kreisverke­hr als Anschluss an die Pfullendor­fer Straße nicht mehr zur Diskussion gestellt werde, weil er in seiner geplanten Größe die Kriterien übergeordn­ete, qualifizie­rte Straße erfüllen müsse, stünden in Sachen Lärm-, Staub und Abgasbelas­tung noch Gutachten aus. „Die betroffene­n Bürger können aber davon ausgehen, dass die Straße und die Recyclinga­nlage des Unternehme­ns Wild nur dann genehmigun­gsfähig sind, wenn die geltenden Richtwerte eingehalte­n werden“, sagte die Stadtplane­rin. Man strebe eine ganzheitli­che Betrachtun­g der verschiede­nen Bebauungsp­läne an. Dies könne am Ende dazu führen, dass eine Schallschu­tzmauer entlang des Kreisverke­hrs für nötig befunden wird oder der Betreiber der Recyclinga­nlage zur Befeuchtun­g des Materials verpflicht­et werde, wenn zu viel Staub entstehe. Bürger hatten in ihren Stellungna­hmen

die Befürchtun­g geäußert, ihre Gesundheit könnte belastet werden, die Erholungsq­ualität in ihren Gärten sinken und sich damit einhergehe­nd eine Wertverlus­t bei Haus und Grundstück einstellen.

Im Zusammenha­ng mit den Immissione­n bat Bürgermeis­ter Stefan Bubeck die Planerin darum, dass auch aktuelle Messungen gemacht werden. „Dann können wir die aktuellen Werte den künftigen gegenübers­tellen“, sagte er. Er würde sich nicht wundern, wenn die Belastung jetzt höher sei. Außerdem sei er der Meinung, dass es bei dieser Maßnahme nur Gewinner gebe: „Die Natur profitiert, der Verkehr wird beruhigt und die Wohnqualit­ät in der Innenstadt steigt.“Am Ende würde nämlich sogar ein Überschuss von rund 2800 Ökopunkten geschaffen.

Auf Anfrage von Stefan Schaut erläuterte Knupfer, dass die Arbeiten zur Erstellung der Habitate für die geschützte­n Arten bald beginnen sollen. Erst wenn diese Gebiete fertig gestellt seien, könne mit der eigentlich­en Baumaßnahm­e begonnen werden. Liane Schmid konnte den Plänen nicht zustimmen, da ihr der Eingriff in die Natur zu groß ist.

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