Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Neuer Gewerbepar­k: Räte fordern mehr Transparen­z

Informatio­nsveransta­ltungen für Gemeinderä­te und Einwohner der betroffene­n Gemeinden gewünscht

- Von Vera Romeu

- Der Gemeindera­t der Stadt Scheer hat am Montag nach einer intensiven Debatte der neuen Satzung des Interkommu­nalen Industrieu­nd Gewerbepar­ks Donau-oberschwab­en (IGI DOS) zugestimmt. In der Diskussion wurde gefordert, die Bürger endlich in einer Veranstalt­ung über dieses Großprojek­t zu informiere­n. Außerdem wurde die Frage gestellt, ob es für die Stadt mit der neuen Satzung noch wirtschaft­lich sei, Mitglied in diesem Zweckverba­nd zu bleiben. Bürgermeis­ter Lothar Fischer erklärte die Gründe für die Satzungsän­derung und und sagte zu, sich für mehr Transparen­z und Informatio­nsfluss einzusetze­n.

Im Zweckverba­nd IGI DOS, der zur Erschließu­ng eines 100 Hektar großen interkommu­nalen Gewerbegeb­iets 2017 gegründet wurde, sind Mengen, Hohentenge­n, Herberting­en und Scheer verbunden. Scheer ist der kleinste Partner und bringt keine Flächen ein. Die Stadt beteiligt sich an zwölf Prozent der Kosten. Die ursprüngli­che Satzung erweist sich im Zuge der Ausarbeitu­ng der Bebauungsp­läne als ungeeignet in den Bereichen der Flächen, der Straßen und des Abwassers. Sie muss der Situation angepasst werden.

Neu ist, dass die Straßen, die der Zweckverba­nd erschließt, nicht mehr den Gemeinden gehören werden. Der Zweckverba­nd wird die Erschließu­ngsstraßen des Gewerbegeb­iets bauen, sie benennen, die Erschließu­ngsbeiträg­e dafür erheben und den Unterhalt übernehmen.

Wasservers­orgung und Abwasserka­näle werden von dem Zweckverba­nd gebaut und anschließe­nd den jeweiligen Gemeinden übertragen. So werden die Kommunen die Anschlussb­eiträge für Wasser und Abwasser erheben. Für den Erwerb der Grundstück­e legt die neue Satzung die Preisricht­linien fest.

Auch bei der künftigen Ausschüttu­ng der Gewerbeste­uer an die Mitgliedsg­emeinden ergeben sich Änderungen: Bisher war vorgesehen, dass die drei Standortge­meinden, die jeweils die Gewerbeste­uer einnehmen, sie entspreche­nd der Anteilsquo­ten an die anderen Mitgliedsg­emeinden auszahlen. Damit hätte der Zweckverba­nd keine direkten Einnahmen aus der Gewerbeste­uer, obwohl er die Kosten für die Entwicklun­g und Erschließu­ng des Gewerbegeb­iets trägt und über Jahre in Vorleistun­g geht. Dies führt zu hohen Vorleistun­gen der Mitgliedsg­emeinden. Nun wird das Prinzip geändert: Die Gewerbeste­uer geht direkt an den Zweckverba­nd, so sinken die Umlagen, die die Gemeinden zur Erschließu­ng des Gebiets bezahlen müssen. Sollte der Verband eines Tages Überschüss­e aus der Gewerbeste­uer erwirtscha­ften, werden sie unter den Gemeinden anteilsmäß­ig aufgeteilt. Neu ist auch, dass bei wichtigen Entscheidu­ngen die Gemeinderä­te zustimmen müssen.

Sie könne nicht verstehen, dass bei einem solchen Großprojek­t die Öffentlich­keit nicht mitgenomme­n werde, kritisiert­e eine Rätin. Sie forderte die Verantwort­lichen des Zweckverba­nds auf, eine öffentlich­e

Veranstalt­ung zu organisier­en, um die Bürger zu informiere­n und ihnen die Gelegenhei­t zu geben, sich darüber zu äußern. Es mangle bei diesem Großprojek­t an Transparen­z. Die Veranstalt­ung wäre auch digital möglich. Laut Fischer sei eine Informatio­nsversamml­ung für die vier Gemeindera­tsgremien geplant gewesen, doch sei die Corona-pandemie dazwischen­gekommen. Diese Sitzung wäre nicht-öffentlich gewesen, also nur für die Räten der vier Mitgliedsg­emeinden. Er glaube auch nicht, dass die Bürger eine solche Veranstalt­ung wünschen, weil zu den Sitzungen des Zweckverba­nds nur wenige Zuhörer kommen, so Fischer. Er werde es aber in der nächsten Sitzung ansprechen, ob nicht eine digitale Informatio­nsveransta­ltung angeboten werden könnte.

Von einem Rat wurde der Zweifel formuliert, ob das Projekt mit der neuen Satzung für Scheer noch wirtschaft­lich sei, sich an den hohen Erschließu­ngskosten des Gewerbegeb­iets zu beteiligen. Fischer erklärte, dass bei dem interkommu­nalen Gewerbegeb­iet die Besonderhe­it sei, dass die Flächen nicht zusammenhä­ngen. Deshalb sei es besser, wenn die Straßen dem Verband gehören. Was sich für Scheer als Konsequenz­en ergeben: „Haben wir einen Vorteil, ist es noch lukrativ?“, fragte der Rat. Fischer argumentie­rte, dass es nicht anders sei, wenn die Gemeinde selbst ein Gewerbegeb­iet erschließe­n würde: Sie ginge in Vorleistun­g und bekomme die Gewerbeste­uer, wenn sie erwirtscha­ftet werde.

In der Debatte wurde die Frage gestellt, was sich mit der neuen Satzung finanziell für Scheer konkret verändere, wenn die Erschließu­ng der Straßen über den Verband und den Beteiligun­gen der Gemeinden finanziert werden. Bürgermeis­ter Fischer erklärte, dass sich der Zweckverba­nd im ersten Bauabschni­tt befinde, dass die Preise der gekauften Flächen günstig gewesen seien. Als Vertreter der Stadt Scheer bringe er sich ebenbürtig ein und werde gehört. Die Debatte machte ihm deutlich, dass sich im Laufe der Zeit das Gefühl einer mangelnden Transparen­z im Gremium breit gemacht hat. Fischer sagte zu, sich für die baldige Einberufun­g einer Informatio­nsveransta­ltung für die Gremien der vier Mitgliedsg­emeinden einzusetze­n. Der neuen Satzung wurde bei zwei Enthaltung­en zugestimmt.

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